Die blühende Nelly
[33]
Die blühende Nelly.[1]
Auf blum’gen Bett, am Sommertag,
Im sommerlichen Kleid,
Die junge, blühn’de Nelly lag,
Voll Schlaf und Liebesleid,
Er war ihr lang’ schon nachgerannt –
Er sah, und wünscht’ und wurde roth
Und bebte wo er stand.
Die Aeuglein waren beide zu,
Ihr Lippenpaar ließ keine Ruh
Der Rose, krank vor Neid.
Die Lilien küßten unbewußt,
Des Mädchens schwell’nde, weiße Brust;
Und fühlte Liebeslust.
Und tändelnd spielt der warme Wind
Mit ihrem leichten Kleid;
Sanftschlummernd liegt das holde Kind,
[34] Und laut den Puls er pochen fühlt,
Und einen heißen Kuß er stiehlt,
Dann steht er wieder und wird roth
Von Leidenschaft durchwühlt.
Entfliehet, leichtbeschwingt,
So Nelly, angstvoll, halb erst wach,
Erschreckt von dannen springt.
Doch Willie macht’ sich hinterd’rein
Er bat und sprach, sie seufzte, ach!
Und wurde gänzlich sein.
- ↑ Lenchen, Abkürzung von Helena.