Zum Inhalt springen

Die Wolfsschlucht (Schreiber)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Alois Wilhelm Schreiber
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Wolfsschlucht
Untertitel: {{{SUBTITEL}}}
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 259–260
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[259]
Die Wolfsschlucht.

Bei der Teufelskanzel, dicht am Wege nach Gernsbach, zieht sich links ein Fußpfad in eine mit Felsblöcken übersäte Schlucht hinab, welcher man obigen Namen gegeben hat. Einst [260] verirrte sich in einer mondhellen Nacht ein armer Fiedler dahin, der von einer Bauernhochzeit heimkehrte und sich dabei etwas zu gütlich im Weine gethan hatte. Die Gegend erschien ihm so ganz fremd, daß er gar nicht mehr wußte, in welcher Richtung seine Heimath lag. Müde lehnt er sich an eine Felsenwand, allmälig fallen ihm die Augen zu, – da hört er auf einmal ein lebhaftes Rascheln im Gebüsch und sieht zu seinem höchsten Entsetzen einen mächtigen Wolf, die rothglühenden Augen auf ihn gerichtet, hervorkommen. In der Angst seines Herzens fängt der arme Teufel an, auf seiner Geige alle die Tänze aufzuspielen, deren er sich nur entsinnen kann. Der Wolf stutzt anfangs, läßt sich aber doch nicht weiter abschrecken und geht wieder auf ihn los; als aber der Fiedler in Verzweiflung immer wilder und wilder auf den Saiten herumstreicht, wird es dem Meister Isegrim ganz unheimlich zu Muth; plötzlich macht er rechtsum und ist mit einem gewaltigen Satz zur Schlucht hinaus, als ob die wilde Jagd hinter ihm her wäre.

Die ausgestandene Todesangst aber hatte den Geiger nüchtern gemacht; an allen Gliedern zitternd, doch noch immer auf seinem Instrumente fortfiedelnd, schritt er behutsam aus der Wolfsschlucht wieder hinauf und fand sich bald auf dem rechten Heimwege, den ihn blos der vorige Nebel vor seinen Blicken nicht hatte gewahren lassen.

(Aus Al. Schreiber’s „Sagen aus dem Rheinthale etc.“ S. 26.)