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Die Teufelswand bei Eybenstock

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Die Teufelswand bei Eybenstock
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 511-512
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[511]
573) Die Teufelswand bei Eybenstock.
Ziehnert Bd. III. S. 219.

In der Teufels- oder Steinwand, welche zwischen Eybenstock und Unterblauenthal am linken Ufer der Bockau unweit von ihrem Einflusse in die Mulde liegt, befindet sich eine große Höhle, von der die Sage Folgendes erzählt.

Zehn reiche Bösewichter hatten sich vereinigt, alle gute und gangbare Münze an sich zu bringen, sie in fremden Ländern mit jüdischem Gewinn gegen schlechte umzutauschen, und diese in’s Land zurück und nach und nach unter die Leute zu bringen, was ihnen auch recht wohl gelang. In diesen Geschäften fuhren sie einst auch mit einem Wagen voll Geld dem Böhmer Walde zu und gedachten vor Einbruch der Nacht eine Herberge zu erreichen. Da überraschte sie aber ein mörderisches Ungewitter, und sie sandten die Knechte aus, ein Obdach zu suchen. Bald brachte einer von diesen die Nachricht, daß nicht fern von der Straße auf einer Anhöhe ein unbewohntes Schloß stehe, darinnen sie das Gewitter abwarten könnten. Weil nun der Wagen nicht wohl mit dahin gebracht werden konnte, so ließen die Herren ihre [512] Knechte bei demselben und gingen selbst in’s Schloß. Hier fanden sie nur ein einziges Gemach, das sie vor dem Regen nothdürftig schützte. In diesem stand eine morsche Tafel, daran setzten sie sich und begannen von ihren bösen Plänen zu reden. Da plötzlich wurde das Gewitter heftiger, ein dreifacher Wetterstrahl klirrte, die Burg stürzte zusammen und aus ihren Trümmern stieg ein gespaltener Felsen hervor. Die Knechte lagen betäubt unter dem Wagen; als sie erwachten, schien der Mond hell durch die gelichteten Wolken. Sie sahen nach dem Wagen und erschracken, denn das Geld darauf war verschwunden. Es schlug Mitternacht. Mit dem letzten Schlage trat eine lichte Gestalt unter sie, welche ihnen zu folgen gebot. Zitternd gehorchten sie und kamen an einen hohen Felsen, in dessen Inneres eine steinerne Thür führte, welche, sobald sie die geistige Gestalt berührte, mit lautem Krachen aufsprang. Sie traten in ein Gewölbe; dort saßen die zehn Herren todtenbleich und zählten feuriges Geld. Die Knechte zitterten, „gehet hin und sagt, was Ihr gesehen!“ sprach der Geist, „diese zehn Unholde, Eure Herren, müssen so lange hier das glühende Geld zählen, bis ein Mann, welcher zehn Armen uneigennützig Wohlthaten erwies, mit dem wunderseltenen Kraute Lunaria den Felsen berührt, dies Gewölbe öffnet und alles Geld mit sich nimmt. Solches gebet männiglich kund zur Warnung!“ Der Geist verschwand, und die Knechte lagen unter dem Wagen. Zu gewissen Zeiten soll in dem Felsen ein mächtiges Getöse gehört werden und sich seit einigen Jahren sehr vermehren.