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Die Spinne

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Textdaten
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Autor: Christian Fürchtegott Gellert
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Titel: Die Spinne
Untertitel:
aus: Sämmtliche Schriften. 1. Theil: Fabeln und Erzählungen, Erstes Buch. S. 68
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1769
Verlag: M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck 1746/48
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Bild
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Bearbeitungsstand
fertig
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Die Spinne.


Hochmüthig über ihre Künste,
Warf vom durchsichtigen Gespinste
Die Spinne manchen finstern Blick
Auf einen Seidenwurm zurück;

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So aufgebläht, wie ein Pedant,

Der itzt, von seinem Werth erhitzet,
In Werken seiner eignen Hand
Bis an den Bart vergraben sitzet,
Und auf den Schüler, der ihn grüßt,

10
Den Blick mit halben Augen schießt.


Der Seidenwurm, den erst vor wenig Tagen
Der Herr zur Lust mit sich ins Haus getragen,
Sieht dieser Spinne lange zu,
Und fragt zuletzt: Was webst denn du?
Unwissender! läßt sich die Spinn erbittert hören,

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Du kannst mich noch durch solche Fragen stören?

Ich webe für die Ewigkeit!

Doch kaum ertheilte sie den trotzigen Bescheid:
So reißt die Magd, mit Borsten in den Händen,
Von den noch nicht geputzten Wänden

20
Die Spinne nebst der Ewigkeit.




Die Kunst sey noch so groß, die dein Verstand besitzet,
Sie bleibt doch lächerlich, wenn sie der Welt nicht nützet.
Verdient, ruft ein Pedant, mein Fleiß denn keinen Dank?
Nein! denn er hilft nichts mehr, als andrer Müßiggang.