Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):008
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VII verso:
Von dem paradeis vnd seinen vier flussen. Das irdisch paradeis vnder der gleich mitnachtlichen linien. gegen dem aufgang der sunnen gelegen hat got der herr von anbeginn gepflantzt. vnd ist nach lateinischer vnd hebreyscher sprach ein garten: oder pawmgartten. oder lustperkeit genant. als ein garten mit allerlay pawmen besaet. daselbst was auch das holtz des lebens. vnd sie sagen das dieselb statt mit einer fewrinen mawr von der erden bis an den himel voelligelich vmbschrenckt sey. vnd der engel gottes mit einen flammigen swert dauor stee vnd verhindere die die hinzu geen woellen. In dem selben paradeis sind Adam vnd Eua beschaffen. vnd darnach von suend wegen des fraß darauß vertriben worden. Darinn sind auch enoch vnd helias in wolluestperkeit. die zu letst von den henden anticristi sterben werden. Dise statt ist weit von vnserm inwonlichem teyl entlegen. vnd in aller wunsamkeit scheinperlich. vnd hat gesundlueftigkeit. fruchtperkeit. wunsamkeit vnd froelichkeit. Auß des mittel geet ein prunn der es gantz erfeuechtet. vnd der selb prunn wirdt in vier geperende fluess geteylt. als die außleger des buchs der geschoepff zeerkennen geben. Ganges oder phison Phison oder ganges heißt der erst fluss vnd ist ein gar groß vnd namhafftigs wasser indier land das das selb land alles vmbgeet. vnd gegen dem aufgang fliessende von. xviiÿ. großen vnd schifreichen fluessen gemeret wirdt. vnd rynnet zu letst an vil oertern in das groß meer. vnd mit wieuil fluessen er in das meer sincket so ist er doch so groß dz er amm engsten. viÿm: schrit weit. vnd amm weitisten hunderttausent schrit. vnd nynndert mynder dann xx. schrit tieff ist. Wider den selben fluss sol Cirus der persier koenig (als man sagt) gleich in vergessen anders seins fuernemens ein vnerhoerten krieg angenomen haben. dann do der selb Cirus auß seinen koeniglichen pferden das allerscheinlichst vnd wolgestaltst dem er getrawet durch disen fluss zeswimmen sahe in einem wirbel oder tuempffel desselben fluss mit dem rewtter darauff vndergeen vnd versincken do sol er (als man sagt) zornig gesworen haben dz er disen fluss der ein pferd vnd seinen guotten rewter verschlunden het also schmal vnd seuecht machen wolt das er den weibern kawm bis an die knye zewatten sein solt. vnd dise wort bliben nit an werck. dann er bekuembert sich damit ein gantzs iar. vnd zerteilet disen fluss in iiÿc. lx bach vngehindert. das diser fluss (als man sagt) gleich wie der Nilus sich zu etlichen zeiten des iars mere. vnd die vmbligen den felldung fruchtper mache. Gion oder nilus Gion oder nilus ist der ander fluss genant vnd in der gantzen werlt der allergroessist geachtet. vnd wirdt von ettlichen Melo geheissen. Etlich sagen es sey der fluss den die lerer der heilegen schrift Geon nennen. vnd der auß dem paradeis der wollustperkeit fließ. die inwoner des selben lands heis |
sen disen fluss nilum von dem erdklose oder letten den der selb fluss mit im zeueht vnd damit dz egyptisch feld fruchtper machet. Diser nilus koembt auß einem swartzen fluss (den die lewt daselbst einen vater des fluss nili heissen) mit schnellen lawff. vnd schaidet das gantz affricam von ethiopia. vnd machet vil inseln. vnd koembt in die allerberuembtisten inseln Merocin: vnd ist eins teils vneben. vnd einsteils schifftragend. vnd geuesset sich auß in einen fast weiten see. darnach wirdt er nach mancherlay an stoessen in den gebrochen felßen des gepirgs eingezwengt vnd fleuesset hin in ethiopiam der morenland in ein gegent Cattaduppa genant. vnd wird also gewaltiglich zwischen den entgegensteenden fellsen mit seiner vngestuemigkeit getriben dz er mit dem grossen hale der wasser die sich aneinander zerprechen die oren der inwoner daselbst bis zu der tawbheit verletzet. darnach legt sich die vngestuemigkeit vnd wirdt der fluss stil. vnd zu der schiffung wideruemb geprauchsam. vnd erst hebt er sich an bey der stat Cercasoruz dryfeltig zesein. der ein teil neyget sich gegen deltam vnd meliaz vnd wirdt abermals geteilt. vnd also das gantz egyptier land von dem gantzen. vnd doch in vil teil gsuenderten nilo mitsambt andern bachen auß ierlicher zunemung erfeuechtet. vnd zu letst fleuest er an siben grossen oertern in das egyptisch meer. Die alten schreiben diser nilus sey ein vast grosser nerer der wald. vnd ein erzieher großer wasserthier. der lindwuerm vnd wasserpferd. auch vil roerichs vnd alweg gronen der pintzen etc. vnd ein ierliche fruchtpere zunemung der erden vnd felldung. vnd solche wachsende zu nemung beschiht gewoenlich wenn die sunn imm ende des leoben ist bis zu dem mittel der iunckfrawen. darnach nymbt sie ab bis die sunn zu dem ende der iunckfrawen. oder bis zu anfang der wag koembt.Alßdenn wirdt der nilus innerhalb der alten flußstat wideruemb beschlossen. vnd sie sagen das das wasser diss fluss soelcher krafft vnd wuerckung sey das es die frawen fruchtper mache. Tigris Tigris der drit ist der allerschnellist fluss des groessern Armenie. vnd in der gantzen werlt bekant. vnd (als die vnsern sagen) einer auß den vier fluessen auß dem paradeis der wolluestperkeit entspringende. wann so diser fluss in die gegent der medeer raichet so wirdt er schnel vnd tigris genant. dann die medeer nennen ein schnells geschoss also. Aber pald darnach sind er einen see aritissa genant durch den lawfft er gewaltiglich gantzer vnd mancherlay farbig auß. vnd fellet darnach gegen dem berg Tauro in ein vngehewrs holes loch des berges. vnd koembt durch ein verborgene stat auß. vnd zeueht mit ime vil seekrawts vnd schlewms. vnd bringt zu dem see zoranda genant alle versenckte dig herfuer vnd wird widerumb ein fluss. vnd darnach abermals in verborgen durchgeung versencket. vnd so er. xxvm. schrit also verborgen geloffen ist so kuembt er wider zu land in der gegent Sophen |
VIII recto:
Blat VIII
der werlt
bey nympheum. also nahent arsenie dem fluss in der gegent artheni das ir yeder so er auß einicher vrsach wechst vnd außlaufft seinen fluss behellt. vnd doch bede miteinander fliessen. Diser fluss teylet sich bey den coridrianischen bergen in zwen. der ein begeuesset seleueciam vnd messenen. der ander feuechtet gein mitternacht gegen den feldern des pergs caucasi. vnd so sie wider zesamen rynnen so heisset er aber tigris. vnd fleueßt zu letst in der persier meer. wiewol ettlich sagen in das rot meer. Euphrates Euphrates der vierd fluss eyn fruchttrager genant ist vnder den andern fluessen in groesser gedechtnus gehalten. ettlich sagen das er auß den paradeis. ettlich in den grossern armenia in dem perg paracoatra nit verr von dem prunnen tigris entspringe. vnd so er ettlich zufluess in sich emphaht vnd damit stercker wird so kert er sein krefft gegen dem perg Taurus. vnd so im der nit widersteet so rynnet er fueran mit sig. vnd do wirdt er fellsig vnd gewaltsam vnd lasset camagenam auff der rechten. vnd arabiam auff der lingken[1] hand. ettlich sagen er teyl sich in zway ort. der ein fließ in den tigrim. vnd der ander durch der Medeer vnd Gordianer land in Mesopotamiam. vnd teyle Babiloniam. vnd wie groß vnd schiffreich er vorher gewessen sey. so werd er doch darnach in weite pfuetschen getrennet. vnd ein feuechter bach. vnd also vnbekant das er sich nyndert offenlich außgiesse. ettlich sagen aber er fließ in das rot meer. ettlich setzen das seine wasser leblich seyn. daruemb er dann von den alten ein alter merer genant sey worden. Von dem fluss vnd mancherlay namen des meers Homerus spricht das alles erdtreich von dem grossen meer (dz ettlich das wendl meer nennen) beslossen werd. daruemb haisse auch die erde ein insel dann sie sey vom meer vmbfangen. vnd wo man an die oerter des erdreichs kome so finde man daselbst das meer. Dasselb meer fleueßt vom nydergang zu der lingken hand neben europaz. vnd zu der rechten seytten neben affricam. vnd lauffet denn nach zertrennung der zwayer perg (die man Hirculis seueln nennet) zwischen Mauritania der morn land vnd hispania. vnd bricht an einem ort vber das geswel des innern meers auß in die erden vnd fleuesset dardurch gein dem auffgang. also dz zway meer sind. der eins die erden vmbschrenckt. vnd das ander darauß durch die erden fleuesset. vnd dise bede meer haben mancherlay namen von den landen. innseln. gegenden. stetten vnd lewten. oder neben den sie hin fliessen. oder daran sie stossen. Ein zweifel ist gewest ob man gerings vmb dise erden schiffen moecht. Strabo maynet das man weder dz mit taglich meer (von vnleydenlicher hitz wegen) noch das mitternachtlich meer (von seines gefruests wegen) beschiffen moecht. Aber Julius solinus der geschichtbeschreiber setzt das alles meer das von India bis in hispaniam hinden affricam vmbgibt zeschiffen sey. in massen dann Plinius veronensis durch |
anzaigung ettlicher geschihten mit schiffungen an denselben oertern geuebt zuerkennen gibt. vnd schreibt das ettliche die er in seinen schrifften vnd buechern nennt gesehen worden seyen die von kauffmanschatz wegen auß Hispania bis in Ethiopiam der mornlannd mit schiffung geraysett haben. Von dem mitternachtlichen meer ist ein groessers gezencke wie wol wissentlich ist das auß verfuegung des kaysers Augusti das selb meer zum merern tail bey teuetschen landen bis an das gepirg der Cimbrier oder fleming beschiffet worden ist. So sind die Caspianischen gestadt mit heerßkrafft der Macedonier (dieweil Seleucus vnd Antiochus regirten) also außgespehet vnd durchschiffet worden das in kurtzer zeit schier die gantz mitternachtlich gegent beschiffet ward. So zeueht sich Plinius auff die zeuegknus Cornelÿ. der ein roemer vnd ein verwesser Gallie von eim koenig der schwaben gegeben ward vnd sagt von ettlichen indiern die von kauffmanschatz wegen auß india schiffende durch vngestuemigkeit in teuetsche land getragen warden. Otto der geschichtbeschreiber setzt das vnder den teuetschen kaysern ein indische schiffung mit kaufleuten auß india an dem teutschen gestadt begriffen worden seyen. die da von vngestuemen winden von der orientischen gegent komen waren. das doch in keynen weg het muegen beschehen wo das mitternachtlich meer vnbeschiflich vnd gefroren wer. als etlich maynen. Von dem paradeys setzen die lerer der heilligen schrifft. Dise statt was als damascenus sagt ein kammer aller frolockung. die ist hoeher dann die erd. vnnd mit gemassigten alierleuetersten lufft erleuechtet. vnd alweg mit blueenden pflantzen gezieret. vol guots gesmacks. vnd wont nichts vnuernunftigs darinn. die ist auch. als ysidorus spricht mit allen geflecht des holtzs vnd apfeltragender pawm besetzt. da ist kein hitz. sunder ein ewige guotgemessikeit des lufts. Auß der mitten laufft ein prunn der den gantzen waldt erfeuechtet. Das paradeys ist als der maister in historÿs setzt imm anfang der werlt. der sunnen aufgangs. so ein hohe statt das die wasser der sintflus dahin nit geraicht haben. dann Strabus vnnd Beda setzen das es bis in des monnds kreys raiche. wiewol ettlich dawider sind. vnnd diss ist die allerwunsambst statt. langer praite der erden vnd des meers. vnnd het der mensch nit gesuendt so het got auch das paradeis also geweitert das es alle menschen beslossen het. die pawm des paradis verliren ir lawb nymmer. vnd alda harren Enoch vnd helias vnerstoert bis auff den tag als der meister in historÿs setzt. vnd als beda sagt vor groesser hoehe kan nymant dohin komen. vnnd ist so hoh das es bis in den obern teil des lufts raicht. vnd das die wasser douon fallende so grossen hall machen das die menschen in der nehe wonen de ir gehoerde dauon verlirn. Als Basilius vnnd Ambrosius sagen. vnd dise wasser fliessen auß eynem |
- ↑ WS: Vorlage: lingkeu