Zum Inhalt springen

Die Priorlinde an der Kluse bei Dahl a. d. Volme

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Hugo Kruskopf
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Priorlinde an der Kluse bei Dahl a. d. Volme
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 324
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Die Priorlinde ist ein Naturdenkmal in Hagen-Priorei, Nordrhein-Westfalen.
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[324] Deutschlands merkwürdige Bäume: die Priorlinde an der Kluse bei Dahl a. d. Volme. Der südliche Teil Westfalens, unter dem Namen Sauerland (Süderland) bekannt, war bis vor wenig Jahren weiteren Kreisen ziemlich fremd. Dem verdienstvollen Vorgehen des Herrn Dr. Kneebusch in Dortmund, nämlich durch Herausgabe seines Buches „Führer durchs Sauerland“, ist es in erster Linie zu verdanken, daß den Touristen eine Gegend aufgeschlossen wurde, die sowohl reich an landschaftlichen Schönheiten als an historischen Erinnerungen ist und von einem biederen und intelligenten Menschenschlag bewohnt wird. Zu den Sehenswürdigkeiten der Gegend gehört auch ein uralter Baum. Wenige Kilometer oberhalb des im Volmethale idyllisch gelegenen Dörfchens Dahl, an der Station Priorei-Breckerfeld (Strecke Hagen-Brügge) steht an einem Bergabhange vor einem Bauernhaus, „die Kluse“ genannt, eine alte Linde, deren eigenartiges Wachstum beistehende Abbildung zum Teil erkennen läßt. Der Stamm, der einen Umfang von fast 6 m hat, streckt in einer Höhe von nahezu 2 m seine 11 Hauptäste fast wagerecht, teilweise nach unten gebogen rund 4 m aus und biegt sie dann senkrecht aufwärts, wie ein riesiger Kandelaber. Der Stamm ist nicht rund, sondern es scheint, als seien die Wurzeln über der Erde zu einem Stamm verwachsen und die Aeste gleichsam aus den einzelnen Wurzeln weitergebildet. Die Aeste sind ebenfalls nicht rund, sondern seitlich ganz platt, so daß sie bei einem Umfange von etwa 3 m nur einen Durchmesser von 0,30 m haben. In der Mitte dieses Kandelabers, gleichsam als Fortsetzung des alten Stammes, erhebt sich ein neuer Stamm, dessen Schaft am unteren Ende 1,50 m Umfang hat, sich schlank an 20 m bis zur Spitze erhebt und den höchsten Gipfel der Baumkrone bildet.

Deutschlands merkwürdige Bäume: die Priorlinde an der Kluse bei Dahl
im Sauerland.

Wir haben es hier unstreitig mit einer Klosterlinde zu thun, die, von der Hand sachkundiger Mönche aufgezogen, von diesen als Laube in ihren Mußestunden benutzt worden ist. Die Namen „Priorei“ und „Kluse“ sprechen dafür, daß hier in früheren Zeiten Ordensniederlassungen waren, von deren Gebäuden freilich keine Spur mehr vorhanden ist. In Chroniken wird die Kirche im nahen Dahl schon um 1314 erwähnt; es ist anzunehmen, daß um diese Zeit die Mönche ihren Sitz von der Kluse nach Dahl, als einer günstigeren Lage, verlegt haben. Das Alter der Linde ist daher schwer festzustellen; doch darf man annehmen, daß diese Niederlassung zu einer Zeit gegründet worden ist, als die alten Germanen noch ihren Göttern opferten. An dem Bergabhang nicht weit oberhalb der Linde in einer früher mit Hochwald bewachsenen Schlucht, dem „düstern Dahle“, hat man, in dem Bett eines Baches versenkt, einen Porphyrblock gefunden, auf dem deutlich drei Zeichen eingegraben sind, die man für Runen hält. Der Block hat wahrscheinlich als Opferstein gedient und ist von den Bekehrern in die Schlucht hinabgestürzt worden, wo ihn allmählich das Bett des Baches angeschwemmt hat. Nur dem Zufall, daß man den Stein für den Teil eines Porphyrfelsens hielt, der weitere Ausbeute versprach, ist es zu verdanken, daß dieser stumme Zeuge einer grauen Vorzeit ans Licht des Tages befördert worden ist. Hugo Kruskopf.