Die Pflegerin Theodor Körner’s
[176] Die Pflegerin Theodor Körner’s. Wir können heute unseren Lesern die interessante Mittheilung machen, daß die treue Pflegerin des muthigen Freiheitskämpfers jetzt noch und zwar in unserer unmittelbaren Nähe, in dem benachbarten Dorfe Groß-Zschocher, lebt. Es ist die neunundsiebzigjährige Wittwe Häusser, die Frau jenes barmherzigen Gärtners, der den verwundeten Körner im Walde aufsuchte und dort an der Eiche fand, unter deren Zweigen er sein schönes Abschiedslied dichtete. Die jetzt noch immer rüstige und muntere Frau, die dem schwer getroffenen Dichter damals die brennenden Wunden auswusch, seine Uniform vom Blute reinigte und ihn dann noch 10 bis 12 Tage unter banger Sorge pflegte, war es auch, die Körner’s Briefe – in dem Strumpfe versteckt – heimlich durch die vom Feinde besetzten Thore Leipzigs an den Kaufmann Kunze trug. Sie gerieth nach dem Tode ihres wackeren Mannes oft in große Bedrängnisse, aber keine Noth konnte sie dazu bewegen, den silbernen Becher, den ihr Körner aus Dankbarkeit verehrte und den sie jetzt noch besitzt, zu veräußern. Sie weiß heute noch viel aus jener Zeit zu erzählen und erinnert sich aller Einzelheiten jener Begebenheit mit treuem Gedächtniß.
Vielleicht wünschen einige der vielen Verehrer des Dichters der wackern Patriotin nachträglich noch ihre Anerkennung für ihre treue Pflege auszudrücken. Wir sind gern bereit, etwaige Zusendungen weiter zu befördern, und freuen uns, der braven Frau – wenn auch erst nach 50 Jahren – öffentlich den wärmsten Dank für ihre ebenso gefahrvolle, wie schöne That aussprechen zu können.