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Aufgepaßt!

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: V. M.
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Titel: Aufgepaßt!
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 176
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1863
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[176] Aufgepaßt! Unter dem Titel: „Elekromotorische Fabrikate“ werden jetzt von den Apothekern Gebrüder Gehrig wieder einmal neue Heilapparate angezeigt. Diese Fabrikate bestehen für Erwachsene aus: Leibbinden à 2, 3, 4 Thlr., Cravatten und Shlipse à 1½, 1⅔, 2 Thlr., Einlagen dazu à 10 Sgr., Cravattenbänder für Damen à 15 und 17½ Sgr., Kopftücher à 11/6 Thlr., Fußsohlen à Paar 10 Sgr., Pulswärmer und Manschetten à 20 Sgr. und 11/6 Thlr., Rückenwärmer à 1½ Thlr., Brustwärmer à 1 Thlr., Unterjacken à 5½ Thlr. etc.; für Kinder: Zahnhalsbänder à 10 Sgr., Leibbinden à 1 und 2 Thlr. – und sollen helfen gegen die verschiedensten rheumatischen und gichtischen Leiden, Magenkrampf, habituelle Diarrhoe, Bleichsucht etc. Zahnkrämpfe der Kinder werden durch dieses Mittel augenblicklich beseitigt.

Unterzeichneter hält es für nothwendig, das Publicum vor diesem Schwindel (auch I. Classe!) zu warnen, und erlaubt sich, das Ergebniß, welches die Untersuchung eines elektromotorischen Zahnhalsbandes für Kinder ergab, mitzutheilen. Ein 8½ Zoll langer, 1¼ Zoll breiter zusammengenähter Sammtstreifen enthält – 2 etwas kürzere und schmälere Streifen Glanzkattun, welche mit Gummi bestrichen sind und zwischen welche circa ½ Gran Schwefelblumen (Flores Sulphuris) eingestreut ist. Ueberlegt man, daß von ordinärem Sammt die Viertelelle (1 Elle breit) 2½ Sgr. und von Schwefelblumen das Loth 4 Pfennige kostet, so wird man sich die Procente, welche für den Fabrikanten als Reinertrag abfallen, berechnen können, und zugleich wird die Ueberzeugung gewonnen werden müssen, daß ½ Gran Schwefel in Sammt eingenäht auf den Körper nicht mehr elektrisch einwirken kann als ein in der Tasche getragenes Büchschen mit Streichhölzern. Den Zeugnissen, welche die Verfertiger ihren Fabrikaten beilegen, präsidirt ein Attest von einem Dr. Hertwich, königl. Professor in Berlin, und eines Dr. Höltzel, Kreis-Physicus in Strasburg. Nehmen wir zur Ehre dieser Herren an, wenn sie überhaupt existiren und die betreffenden Atteste ausgestellt haben, daß sie nicht wußten, zu welchen Schwindelpreisen die Verfertiger ihre Präparate verkaufen, und möchten vorstehende Zeilen dazu beitragen, das Publicum auch vor diesen Mitteln, soweit sie nur dazu dienen, die Geldbeutel zu leeren, zu behüten.

V. M.