Die Nonne (Erk, Variante 1)
Mäßig langsam. | Mündlich. Durch ganz Deutschland verbreitet. |
Mäßig langsam. |
und schaut ins tiefe Thal,
ein Schifflein sah ich |: schwimmen, :|
worin drei Grafen warn.
der in dem Schifflein saß,
gab mir einmal zu trinken
kühlen Wein aus seinem Glas.
ein goldnes Ringelein:
„Sieh da, du Hübsch und Feine,
das soll dein Denkmal sein!“
bin gar ein junges Blut,
dazu ein armes Mädchen,
hab weder Geld noch Gut.‘‘‘
hast weder Geld noch Gut:
so gedenk an unsre Liebe,
die zwischen uns beiden ruht!“
ich gedenk an keinen Mann;
ins Kloster will ich ziehen,
will werden eine Nonn.‘‘‘
willst werden eine Nonn:
ei so will ich die Welt ausreiten,
bis daß ich zu dir komm.“ –
dem Grafen träumts gar schwer,
wie daß sein herzallerliebster Schatz
ins Kloster gangen wär.
„Sattle mir und dir zwei Pferd!
wir wollen allbeide reiten,
der Weg ist Reitens werth.“
ganz leise klopft er an:
„Wo ist die jüngste Nonne,
die letzt ist kommen an?“
es kommt auch keine raus!““ –
„Ei so will ich das Kloster anzünden,
das schöne Nonnenhaus!“
schneeweiß war sie gekleidt;
ihr Haar war abgeschnitten,
zur Nonn war sie bereit.
willkommen im fremden Land:
‚‚‚Wer hat euch heißen kommen,
wer hat euch hergesandt?‘‘‘
die Red ihn sehr verdroß,
daß ihm die heißen Thränen
von seinen Wangen floß.
aus ihrem Becherlein:
in zwei, drei Viertelstunden
brach ihm sein Herz entzwei.
grub sie ein Gräbelein,
mit ihren zarten Händen
legt sie ihn selber nein.
sang sie den Grabgesang,
mit ihrer hellen Stimme
schlug sie den Glockenklang.
1, 1. Ich stand auf hohen Bergen. – 2. Der jüngste von den Grafen, der in dem Schifflein war (was), bot (bracht) mir einmal etc. – 3, 3. Nimm hin, du Hübsche, du Feine, dies soll mein (zum) Denkmal sein! – 4. Was soll ich mit dem Ringlein thun (machn)? ich bin ein junges Blut. – 6. Ich gedenk an keine Liebe, denk auch an keinen Mann, ich gedenk an Gott den Vater, der mir nur helfen [56] (rathen – der mich erhalten – nur trösten) kann. – 6a. Ins Kloster will ich ziehen, will werden eine Nonn, will mich der Welt entziehen, hin, wo man beten kann. – 7, 3. ei so will ich die Welt durchreiten, bis letzt ich zu dir komm. – 8. Es stund nicht gar ein halbes Jahr, dem Grafen träumts so schwer, als ob sein herzallerliebster Schatz ins Kloster zogen wär. – 9. Der Herr zu seinem Reitknecht sprach: Sattel mir und dir ein Pferd! nach dem (ins) Kloster wolln wir reiten, der Traum (die Lieb) ist Reitens werth. – 10. Und als er (sie) vor das Kloster kam (kamn), wol vor des Klosters Thür: „Die jüngste von den Nonnen, die soll mal kommen für!“ – 11. „„sist keine reingekommen, es kommt auch keine raus!““ – „Ei so will ich das Kloster anstecken, das schöne Nonnen- (Gottes-) haus!“ – 11a „„Willst du das Kloster anstecken, das schöne Nonnenhaus, viel lieber will ich dir geben die jüngste Nonne raus.““ – 12. Das Nönnchen kam geschritten, ganz weiß war sie bekleidt; ihr Haar war ihr verschnitten etc. – 13, 4. Wer hat euch Boten gesandt? – 14. Der Graf wandt sich herumme, kein Wort mehr zu ihr sprach, und ihm sein jung frisch Herze vor lauter Wehmuth brach. – Oder: Der Graf entsetzt sich in der Still und saß auf einen Stein; in zweimal dreizehn Stunden brach ihm sein Herz entzwei (starb er am grünen Rain). – 14, 3. er weint die hellen Thränen, konnt sich nicht wieder freun. – 15. Sie bot dem Herrn zu trinken kühlen Wein aus ihrem Glas; es dauert kein Viertelstündchen, so streckt er sich ins Gras. – 16. Mit ihrn schneeweißen Händen gräbt sie dem Grafen ein Grab, aus ihrn schwarzbraunen Augen sie ihm das Weihwasser gab. – 16, 1. Mit seinen Sporn und Degen. – 16, 4. legt sie ihn selbst hinein. – 17. Mit ihren zarten Händen zog sie den Glockenstrang, mit ihren rothen Lippen sang sie den Grabgesang (Sterbesang). – 17a. Ein Kirchlein ließ sie bauen wol auf des Liebsten Grab; darin will sie verbleiben, so lang sie sLeben hat. – Oder: Ein Haus will ich mir bauen auf mein Feinsliebchens Grab, und drin auf Gott vertrauen, bis kommt mein Sterbetag.