Das Lied vom jungen Grafen
Langsam. | Mündlich, aus dem Elsaß. |
seh nunter ins tiefe Thal,
da sah ich ein Schifflein schweben, :|:
darin drei Grafen saßn.
die in dem Schifflein saßn,
der gebot seiner Lieben zu trinken
aus einem venedischen Glas.
was schenkst du mir lang ein?
ich will jetzt in ein Kloster gehn,
will Gottes Dienerin sein.“
willst Gottes Dienerin sein,
so geh in Gottes Namen;
deins Gleichen giebts noch mehr!‘‘‘
dem jungn Graf träumts so schwer,
als ob sein allerliebster Schatz
ins Kloster gezogen wär.
sattl unser beide Pferd!
wir wollen reiten, sei Tag oder Nacht;
die Lieb ist Reitens werth!‘‘‘
wol vor das hohe Thor,
fragt er nach jüngst der Nonnen,
die in dem Kloster war.
in einem schneeweißen Kleid;
ihr Härl war abgeschnitten,
ihr rother Mund war bleich.
er saß auf einem Stein;
er weint die hellen Thränen,
brach ihm sein Herz entzwei.
2, 4. Venedisch, venetianisch. In diesem Sinne will es auch Joh. Fischart (Geschichtklitterung. 1590.) verstanden wissen, wenn er (S. 93) von „venedischen Trinkgläsern,“ (S. 311) von „venedischem Koch“ etc. spricht. Die Erklärung: „Nach der Tradition ein Glas, welches den Trank vergiftete,“ scheint mir verfehlt zu sein.