Zum Inhalt springen

Das Lied vom jungen Grafen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Lied vom jungen Grafen
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 56–57
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[56]
18a. Das Lied vom jungen Grafen.


Langsam. Mündlich, aus dem Elsaß.
Noten
Noten


1.
Ich steh auf einem hohen Berg,

seh nunter ins tiefe Thal,
da sah ich ein Schifflein schweben, :|:
darin drei Grafen saßn.

2.
Der allerjüngst, der drunter war,

die in dem Schifflein saßn,
der gebot seiner Lieben zu trinken
aus einem venedischen Glas.

3.
„Was giebst mir lang zu trinken,

was schenkst du mir lang ein?
ich will jetzt in ein Kloster gehn,
will Gottes Dienerin sein.“

4.
‚‚‚Willst du jetzt in ein Kloster gehn,

willst Gottes Dienerin sein,
so geh in Gottes Namen;
deins Gleichen giebts noch mehr!‘‘‘

[57]
5.
Und als es war um Mitternacht,

dem jungn Graf träumts so schwer,
als ob sein allerliebster Schatz
ins Kloster gezogen wär.

6.
‚‚‚Auf, Knecht, steh auf und tummle dich,

sattl unser beide Pferd!
wir wollen reiten, sei Tag oder Nacht;
die Lieb ist Reitens werth!‘‘‘

7.
Und da sie vor jens Kloster kamn,

wol vor das hohe Thor,
fragt er nach jüngst der Nonnen,
die in dem Kloster war.

8.
Das Nönnlein kam gegangen

in einem schneeweißen Kleid;
ihr Härl war abgeschnitten,
ihr rother Mund war bleich.

9.
Der Knab, er setzt sich nieder,

er saß auf einem Stein;
er weint die hellen Thränen,
brach ihm sein Herz entzwei.


(Gedicht nach J. G. v. Herder’s „Volksliedern. 1. Theil. Leipzig, 1778.“ S. 15. – Mel. in J. F. Reichardt’s „Musikalischem Kunstmagazin. 1. Bd. Berlin, 1782.“ S. 154.)

2, 4. Venedisch, venetianisch. In diesem Sinne will es auch Joh. Fischart (Geschichtklitterung. 1590.) verstanden wissen, wenn er (S. 93) von „venedischen Trinkgläsern,“ (S. 311) von „venedischem Koch“ etc. spricht. Die Erklärung: „Nach der Tradition ein Glas, welches den Trank vergiftete,“ scheint mir verfehlt zu sein.