Die Mordeltern (Erk, Variante 3)
Mäßig. | Vielfach mündlich, aus Schlesien und dem Brandenburgischen. |
Mäßig. |
Mäßig. | Mündlich, aus der Gegend von Magdeburg. |
er ließ ihn etwas lernen schon,
das Schlosserhandwerk eben.
gab er sich auf die Wanderschaft
und thät sich was versuchen.
er als Gesell nach Hause kam,
sein Eltern zu besuchen,
bat höflich um ein Nachtquartier,
gab sich nicht zu erkennen.
schreibt an die Zeche groß und klein!
morgen werd ich Alls bezahlen.
hebt mir auch auf mein Ränzelein
und thut mirs wol verwahren!
das ich erspart hab in der Welt
in meinen jungen Jahren.“
und leuchtet ihm ganz unbekannt,
thät ihn zu Bette führen.
hat sie kein einzigs Brüderlein,
daß sie muß Alls verrichten?“
der Eine liegt im kühlen Grab,
starb erst vor vierzehn Tagen;
in sechzehn Jahrn habn wir kein Wort
von ihm können erfahren.‘‘‘
ich bin dein einzigs Brüderlein,
der hier vor dir thut stehen.“
„Schweig still und sags den Eltern nicht,
sonst muß ich wieder aufstehen.“
sie hat den Eltern nichts gesagt,
und thät zu Bette gehen.
die Eltern aus dem Schlaf erwacht,
thäten das Geld besehen.
sie sprachen: Jetzt könnts werden gut,
wenn wir ihn thätn erschlagen.
sie giengen auf die Kammer zu
und thäten ihn erschlagen.
der Gselle aus dem Schlaf erwacht
und thät erbärmlich schreien:
mein junges Leben hauchen aus
und meinen Geist aufgeben!
nimm doch mein arme Seele an,
thu mir mein Sünd verzeihen!“
lief eilend zu der Kammer nein,
allwo der Bruder thät liegen.
die mir mein einzigs Brüderlein
so schmerzlich thun umbringen!‘‘‘
„„da ich das Geld besehen hab!““
und sprang sogleich in Brunnen.
im Augenblick ermordet Alls:
ach was ist das für Jammer!
den Freunden brachts viel Traurigkeit:
Gott behüte uns doch Alle!
1, 2. Er wollt ihn etwas lernen lohn. – 7a. Darin hab ich auch Wäsch und Buch und was man sonst noch haben muß, thut mir es wohl verwahren! – 10. Ich hatt der Brüder schöne zwei, der eine ist gestorben fein allrerst (nur erst) vor vierzehn Tagen. – 12, 1. Ach glaube, liebste Schwester mein. – 15, 3. schlichen das Geld zu bsehen – thätn sich das Geld besehen. – 16, 3. wenn wir ihn nun (heint) erschlügen. – 21, 2. sie drang sich zu der Kammer nein und thät erbärmlich schreien (den Bruder zu erretten). – 22, 1. Verflucht sind doch die Hände dein – O ihr verfluchten Eltern mein. – 23. Der Vater hat sich am Baum erhängt, die Mutter sich im Brunnen ertränkt, die Tochter starb vor Leide. – 23a. Es sollt sein eine große Freud, swar aber nichts als Traurigkeit; drei Mord die warn geschehen. (So der Schluß in Strehlen in Schlesien.) – 25, 3. Gott behüt uns dafür! Amen.