Zum Inhalt springen

Die Maränen im Madüesee

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Maränen im Madüesee
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 113–114
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[113]
75. Die Maränen im Madüesee.

In dem Madüesee unweit Stargard in Pommern findet man häufig die Maräne oder Muräne, einen Fisch, den es sonst in Deutschland nicht gibt, und den nur die welschen Seen haben. Er soll auf folgende Weise dahin gekommen sein: In dem Kloster Colbatz dicht an diesem Madüesee lebte vor Zeiten ein Abt, der aus Italien hergekommen war, und immer ein großes Verlangen nach den Maränen trug, die ihm in seiner Heimath so wohl geschmeckt hatten. Wie der nun auch einmal in solchen Gedanken in dem Klostergarten spatzieren ging, da erschien der Teufel vor ihm, und redete ihn mit listigen Worten an, und versprach ihm, daß er ihm die ersehnten Fische verschaffen werde, wenn der Abt sich ihm zu eigen geben wolle. Darüber gerieth dieser in großen Kummer und Streit mit sich selbst. Zuletzt aber sagte er dem bösen Feinde zu, wenn er ihm noch vor dem Hahnenrufe die Fische bringen werde. Denn es war schon Mitternacht, als diese Unterredung statt hatte, und der Abt meinte, der Teufel werde den langen Weg von Pommern nach Welschland und wieder daher, in so kurzer Zeit nicht zurücklegen können. Darauf verschwand der Böse eiligst in der Luft, schneller als wenn der Sturmwind durch die Wolken fährt.

[114] Aber nun wurde dem armen Mönche sehr angst, und er warf sich auf seine Kniee und betete zu Gott, daß er ihn doch erretten möge vor den Krallen des Satans. Während er noch so da lag, hörte er auf einmal ein lautes Brausen in der Luft von Süden her, und weil es noch ganz dunkel war, so glaubte er nicht anders, als daß es jetzt um ihn geschehen sey. Das Brausen kam auch wirklich von dem Teufel her; der hatte einen ganzen Sack voll der schönsten Maränen bei sich, die er in der größten Eile aus dem welschen Meere geholt hatte. Der Böse kam sausend damit angefahren, und jubilirte schon laut, daß die Seele des frommen Paters sein eigen sey. Aber in dem nämlichen Augenblicke, noch ehe er bei dem Abte ankommen konnte, krähte der Hahn und der Glöckner im Kloster zog den Strang der Glocke, um die Brüder zur Hora zu rufen. Da sah der Teufel, daß er doch zu spät gekommen war, und er warf in seinem Zorne die Fische in den Madüesee hinein, über dem er sich gerade befand. Darin sind sie denn von der Zeit an geblieben.

Micrälius, Altes Pommerland, II. S. 279.
Freyberg, Pommersche Sagen, S. 14-18.
Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.