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Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6/Ettenheim

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aus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6
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ETTENHEIM

Schreibweisen: Marcha Ettenheim 926, Cop. 11. Jh. bei Grandidier Hist. d’Als. I, CIX; dazu Al. Schulte Z. NF, IV 308 f.; Ettenhain Argentinensis diocesis 1260 Str. UB. I 345; Etenheim 14. Jh.; oppidum Ettenheym 1528.

Litteratur: Grandidier Hist. d’Als. a. a. O. A. Kürzel Die Stadt Ettenheim und ihre Umgebung, Geschichtlich beschrieben, Lahr 1883.

Stadtbefestigung Von der ursprünglichen Stadtbefestigung sind Reste von Mauern und Thürmen, theilweise zu Wohngebäuden verbaut, erhalten, doch ohne jeden architektonischen Werth. Ausserdem stehen noch zwei völlig gleiche Thore, Thore das an der Strasse Ettenheim – Altdorf mit der Jahreszahl 1783 am Schlussstein des Thorbogens, das an der Strasse Ettenheim – Ettenheimweiler mit der Jahreszahl 1878, beide mit hässlichem Giebel, worin in barocker Umrahmung das Stadtwappen angebracht ist.

Die Stadtkirche Stadtkirche (tit. s. Bartholomaei, basilica in Ettenheim in honore s. Mariae 763 Cop. [Fälschung, vergl. Dümgé II, Al. Schulte Mitth. d. Ztschr. für österr. Geschichtsforschung XI 125] Wilhelmus episcopus Argentinensis parochialem ecclesiam in Ettenheim nostrae diocoesis ... monasterio Ettenheimmünster ... in perpetuum incorporavimus 1435; Ezelo de Ettenheim plebanus 1187) In ihrer heutigen Form 1768 begonnen und ungefähr 1777 vollendet, ein Putzbau mit Architekturgliedern in rothem Sandstein, liegt, den Ort beherrschend, auf einem Hügel, von der Stadt aus auf dreiläufiger Treppenanlage zugänglich. Die Seitenfaçaden werden durch einfache Lisenen gegliedert, die Vorderfront ebenso dreifach getheilt und von einem zweigeschossigen Volutengiebel bekrönt.

Der in zwei Geschossen vier-, im Glockengeschoss achteckige Thurm steht links seitlich des Chors.

| Im Innern wird die flache Spiegeldecke von einfachen Wandpilastern getragen und ist mit mittelmäßigen Gemälden Gemälde ausgestattet, von denen im Chor das mittlere (die Verklärung auf dem Berge Tabor) mit
F. JOSEPH STÖBER 1777.

gezeichnet ist. Altäre und sonstiger Innenausbau sind unbedeutende Arbeiten der zweiten Hälfte des 18. Jhs.

Im Chor auf der Epistelseite hängt als Rücken des dort aufgestellten Thronsessels ein Gobelin Gobelin mit grossem Wappenschild (Strassburger Wappen, Kernschild, Rohan’sches Wappen) und der Devise ’ET ADHVC DVRAT SPES AVORVM‘; eine französische Arbeit des 18. Jhs. (hoch 340 cm, breit 222 cm).

Das Grab des Kardinals Rohan, Fürstbischofs von Strassburg, der 1803 in Ettenheim starb, ist im Chor auf der Evangelienseite neben dem Hochaltar und, ursprünglich ohne Grabtafel und alle Bezeichnung, erst in neuer Zeit durch ein im Bodenbelag eingelegtes Kreuz kenntlich gemacht worden.

In der Sakristei Sakristei befinden sich zwei Dalmatiken und ein Thronhimmel von einigem Werthe aus der Zeit der Erbauung der Kirche.

In die Kirchhofmauer eingemauert ist der wohl spätmittelalterliche, stark verstümmelte Rest eines Steinbildes Steinbild eine Frauengestalt in langem, faltigem Gewande und Kopftuch mit über der Brust gekreuzten Händen.

An der Strasse Ettenheim – Münchweiher steht unter zwei alten Linden eine gerade schliessende Kapelle Kapelle (tit. s. Georgii) mit einfach proilirten, gerade abgedeckten Fensterchen und einem Rundbogenportal, an dessen Schlussstein unter jetzt unleserlichen Buchstaben die Jhreszahl 1698 sich vorfindet.

Zwischen Münchweiher und Ettenheimweiler liegt die Kapelle Kapelle ad. s. Annam, ein unbedeutendes Bauwerk mit der Jahreszahl 1748 am Scheitel des Portals.

Das Rathhaus Rathhaus ist ein einfacher Giebelbau ohne viel architektonische Gliederung, an dessen vorderer Giebelmauer das Wappen der Stadt in barocker Umrahmung mit der Jahreszahl 1757 angebracht ist. Die zweigeschossigen Schneckengiebel sind mit Obelisken verziert und der vordere von einem Glockenthürmchen mit einfacher Windfahne überragt. Im Erdgeschoss erinnern grosse Rundbogenöffnungen an die ehemalige Bestimmung als Markthalle.

Im schmucklosen Rathhaussaale hängen mehrere Gemälde, Gemälde Porträts der Aebte Ettenheimmünsters, sowie eine schlechte Ansicht desselben Klosters. Ausserdem steht dort eine vorzügliche Büste Büste des Kardinals Rohan in weissem Marmor von unbekanntem Meister. (Vergl. Tafel XVIII.)

In der Kanzlei wird ferner ein ziemlich grosser, schön geschnittener Siegelstock aufbewahrt, das Wappen der Stadt weisend mit der Umschrift:

SIGILLUM • CIVITATIS • ETTONIS • ANNO • 1545 •

Das jetzige Amtshaus, Amtshaus die ehemaige Residenz des Kardinals Rohan, der 1790 bis 1803 hier sich aufhielt, ist ein einfaches, zweigeschossiges Steinhaus, dessen gerade aufgeführte Giebelschrägen von einem Aufsatz (Säulchen mit Kugel und Wetterfahne)

abgeschlossen und dessen besonders ausgekragte Giebelanfänger durch ausgehauene Fratzen, sowie durch die Bekrönung mit einem Knauf noch ausserdem hervorgehoben werden. (Am deutlichsten erhalten an der hinteren Ecke nach dem Stammhof zu.) Aus dem Hofe führt eine ursprünglich zweiarmige Treppe und ein ziemlich reich ausgebildetes|

Tafel XVIII     


Ettenheim. Rathaus, Marmorbüste des Kardinals Rohan.

| Portal mit grossem Wappenrelief über der Verdachung in das Innere des Gebäudes, das nichts mehr von Bedeutung aufweist. Nur auf den zum Theil noch erhaltenen, alten Scheiben er einfach profilierten Fenster finden sich hin und wieder eingeritzte Verse und Worte, durch die der Herzog von Enghien seine Liebe zu Charlotte Rohan der Nachwelt überliefert hat (vergl. Geres Schau ins Land XI 1–19) (B.)

Da die Glasscheiben,Glasscheiben mit
Einkratzungen
wenn auch behütet, doch der Zerstörung ausgesetzt sind und die mit einem Diamantring gemachten Einkratzungen immerhin als historische Merkwürdigkeit von Interesse sind, so ist es vielleicht angebracht, sie hier aufzuzeichnen, wenn sie auch nicht in den eigentlichen Rahmen des Werks hineingehören. Sie befinden sich in zwei nach Norden gelegenen Zimmern, einem kleinen einfenstrigen Vorzimmer und einem vierfenstrigen Gemach (Speisezimmer), welches noch durch einen schönen alten Parkettboden ausgezeichnet wird.

In dem einfenstrigen Zimmer lauten sie:

  1. Dieu la patrie et le Roi.
  2. il faut aimer toujoursou bien aimer jamais.
  3. L’honneur est comme une isle escarpée es sans Borde (Boileau)
    l’on rentre plus des qu’on en est dehors.
  4. Celui q’amour n’a jamais sus charmer
    pour son repos doit craindre ta présance.
  5. Vive les Bourbons
    Vive Louis 18.
  6. Je t’aimais inconstante qu’aurais-je faitfidelle (Cornellis)
  7. (Von anderer Hand geschrieben): La vie est un songe.
  8. Soumis avec respect à sa volonté sainte
    je crains Dieu cher Abner et n’ai point d’autre crainte (Racine).
  9. Sachez vous respecter vous même et personne ne vous ferm rougir.
  10. Que c’est un Dieu cache que la Dieu qu’il faut croire (Racine?).

In dem vierfenstrigen Eckzimmer lauten sie:

  1. Quand l’on attend sa belle
    Que l’attente est cruelle
    A qu’il paroit doux
    L’instant du rendez-vous.
  2. Vive les Bourbons.
  3. Belle Charlotte!
  4. Belle Charlotte
    Votre nom est gravé
    dans mon coeur
    comme mon cul dans
    mes culottes.

Die Einkratzungen 1–6, 8–11 und 13, 14 scheinen alle von der gleichen Hand herzurühren. (Vergl. Münchn. Neueste Nachrichten vom 1. Oktober 1902.) (Wth.)

Am Haus No. 107Privathäuser
Wirthsschild
ist ein barocker Wirtsschild ‚zum Ochsen‘ angebracht.

Im Haus No. 112 in der Schläfergasse befindet sich jetzt im Keller, früher im Hausgang eingemauert, das sogenannte ‚Schläferbild‘,‚Schläferbild‘ das ungefähr 1,5 m hohe Steinbild eines Mannes in Hochrelief, der, nur mit einem Lendentuch bekleidet, mit langem, lockigem Haar, die Hände gekreuzt, von einem rechteckigen Steinrande umgeben, offenbar in einem Sarge liegend, dargestellt ist. Der Sinn der unbeholfenen Darstellung ist unklar, ebenso wie auch das Alter kaum zu bestimmen. An der mit Renaissance-Profil und -Dekoration verzierten Kellerthüre desselben Hauses befindet sich die Jahreszahl 1669.

Das Haus No. 116 hat einen hübschen barocken Schildhalter.| Das Haus No. 140, das vormals ‘von Ichtratzheim’sche Haus’, war die Wohnung des Duc d’Enghien, den Napoleon 1804 in demselben aufgreifen liess. Ueber dem Hauptportal die Jahreszahl 1744. Die einfachen, zweigeschossigen Façaden waren ursprünglich bemalt und zeigen hiervon noch spärliche Reste. Im Innern im unteren Stock ist von der alten Ausstattung in einem Zimmer noch ein einfacher Kamin erhalten mit Spiegel und einem grau in grau gemalten Bildchen darüber (spielende Kinder); eine anspruchslose, aber gefällige Arbeit aus dem Ende des 18. Jhs.

Die Ecke des Hauses No. 151 ist im zweiten Stock mit einem, soviel Anstrich und Verdachung erkennen lassen, spätgothischen Relief verziert, das unter Eselsrücken und Kreuzblume und Krabben die heilige Familie zeigt. (Maria und Joseph führen in der Mitte den Christusknaben, der wie Vater und Mutter ohne jede Glorie in Bauerntracht dargestellt ist; darüber in den Wolken Gott Vater mit der Taube.) Die darüber befindliche Jahreszahl ist nicht zu lesen.

An Haus No. 153 ragt eine Steinkonsole aus der Mauer, unten mit der sehr roh gearbeiteten Maske eines Mannes verziert.

Das Haus No. 159 zeigt am Hofthor die Jahreszahl 1722; daneben über einer jetzt zugemauerten Thüre die Inschrift

FREY • HOF •

Im Haus No. 193, dem sog. ‘Stammhof’, ist in die Einfahrt ein steinernes Wendeltreppenthürmchen eingebaut mit schrägen, einfach profilirten Fensterchen und niederem Rundbogenportal. Darüber sind auf einem von zwei Löwenköpfen getragenen Gesims in beinahe schon barocker Umrahmung die hübsch gearbeiteten Wappen derer von Endingen und der Truchsesse von Rheinfelden angebracht, ohne Jahresbezeichnung, aber ofenbar Arbeiten des 17. Jhs.

Zwei unbedeutende Barockbrunnen, Brunnen der eine mit der Figur des h. Nepomuk, der andere mit einer auf Wolken gen Himmel fahrenden Marienfigur auf achteckiger Säule, haben sich aus älterer Zeit erhalten. (B.)

Der Ort gehörte bis 1803 zu de weltlichen Gebiet des Strassburger Hochstifts und zur Herrschaft Ettenheim.