Die Katzenmühle bei Buchholz (Ziehnert)
Die Katzenmühle
bei
Buchholz.
[22] Diese Sage, welche von mehreren Chroniken und auch unter dem Volke erzählt wird, dürfte noch vor die Entstehung der Stadt Buchholz etwa in die erste Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts fallen.
Man sagt wohl oft: „Vor weisen Männern
hat auch der Teufel selbst Respect,“
und doch laß’ ich mir’s nicht bestreiten,
daß er sogar den weißen Leuten
und folgende Geschichte lehrt,
daß er sich nicht an Weißheit kehrt.
In Buchholz war vor grauen Zeiten
ein gottesfürcht’ger, weißer Mann,
doch auch nicht arm, da er beim Metzen
gewöhnlich auf was Andres sann.
Die Mühle hatt’ er sich ermetzt,
und einen Stall noch dran gesetzt.
und noch vom flotten Einzugsschmauß
die Esel satt, da kommt der Böse,
und treibt durch Hiebe und durch Stöße
die grauen Thiere wieder ’raus,
und ohne Hauszins einlogirt.
Der Müller streichelt seine Esel:
„Na, kommt, ihr Grauen, na, na, na!“
Er zieht beim Ohre sie zum Stalle,
und denken bei sich: I, ja, ja!
Wir werden solche Esel seyn!
und keiner ging nochmals hinein.
Als auch das Streichholz nicht will helfen,
und spricht: „Ihr Esel, mit dem Stalle
ist’s nichts; doch Einer steht für Alle,
drum kommt nur in das Haus herein.“
So nimmt der gute liebe Mann
Der Stall blieb demgemäß verlassen,
und nur der Schwarze hauste drin,
auch hätte der gewiß begehret,
wenn’s ihm der Mehlstaub nicht verwehret,
jedoch sein schwarzes Staatshabit
bestäubt er sich nicht gern damit.
Des Nachts, da poltert’s in dem Stalle,
da paukt es an die Thüre an,
daß man das Klippeklapp der Mühle
kaum vor dem Lärmen hören kann.
So trieb er’s manches langes Jahr,
da hört, welch End’ vom Liede war.
Eiszapfen hingen an dem Haus
so lang und stark wie Mandeldocken,
Schneewolken beutelten die Flocken
so groß wie Knäuel Garns heraus.
die Mannschaft drinnen lag in Ruh.
Da ziehn von Cunnersdorf herüber,
geraden Wegs zur Mühle hin,
zwei Bärenführer mit den Bären,
daß sie Herberge finden drin,
und klopfen mächtig an das Thor,
und steh’n und harren lang davor.
Da endlich wird es hell im Hause,
beleuchtet mit dem Kiefernspane
genau die Bärencaravane,
mummt sich im Pelz, und öffnet drauf,
und nuschelt gähnend: „Kommt nur ’rein!
„Hier hab’ ich einen Stall; doch freilich,
das will ich euch nur frei gesteh’n,
da drinnen spukt schon längst der Teufel,
der wird den Bären ohne Zweifel
Weiß nicht – doch, wie ihr denkt! – Je nun,
ihr habt das Lassen oder Thun!“
„„O dober, dober! nix zu saken!
Was Teufel! Hat Courag’ die Bär!““
Polaken, die sich herzlich freuten,
daß nur der Stall noch ledig wär’,
und führten dann ihr Vieh zur Ruh,
und riegelten die Thüre zu.
in’s Stübchen, und heitzt tüchtig ein,
bringt Brandewein herbei und Essen,
und als sie sich recht satt gegessen,
da schleppt er Schüttenstroh herein,
zwei leere Säcke noch herbei.
Drauf wünscht er ihnen gute Ruhe,
und nimmt das Licht, und geht in’s Nest,
wo ihn jedoch ein stilles Sorgen
erst spät den Schlummer finden läßt.
Indessen schnarchen längst die Zwei,
vom Marsche müde, auf der Streu.
Doch als der alte Stubenseiger
da fängt’s im Stalle an zu hausen,
daß drob der Müller voller Grausen
in seinem Bette munter ward.
„Hu!“ – denkt er zitternd – „hu, jetzt wird
Er springt voll Aengsten aus dem Bette,
und guckt versteckt zum Fenster ’naus,
da hört er erst das Kampfgetöse,
die Flüche, Seufzer, Hiebe, Stöße,
Er läuft hinab und weckt die Zwei:
„Mit euren Bären ist’s vorbei!“
Da schrecken rasch aus ihrem Schlafe
die beiden Bärenführer auf:
denn nik so mit Courage wehren?
O, wenn die Tanzbär ginge drauf!
Hat sik das Contretanz studiert,
und trägt die Stock und balancirt!“
wie just der Teufel retirirt,
und sich – das war doch ohne Zweifel
recht eigentlich ein dummer Teufel! –
aus seiner Wohnung fortskissirt.
und waren wohlauf und vergnügt.
Der Müller hatte große Freude,
daß nun sein Stall entteufelt war,
und brachte Sauerkraut und Schinken
den beiden Bärenführern dar,
und auch den zott’gen Kämpfern bot
zum Lohne er ein schwarzes Brod.
Und als am Morgen drauf die Polen
füllt er mit Broden ihre Säcke,
und geht mit ihnen eine Strecke
bis in die Sehmer Waldung hin,
und spricht: „Ich danke auch recht schön,
Als wenig Tage drauf der Müller
bei Nacht einmal nach Hause kehrt,
da tritt mit grausigem Getöse
urplötzlich vor ihn hin der Böse,
Sind denn im Stall – ei sagt mir’s doch!
die beiden großen Katzen noch?“
Der Müller schlägt ein Kreuz, und stottert:
„Ei wohl, die Katzen sind noch da!“
der Böse abseits in’s Gebüsche,
und ihn noch Niemand wiedersah.
Gewiß hat’s später ihn frappirt,
daß er sich damals so blamirt.
die Katzenmühle nur genannt. –
Wenn ich an ihr vorübergehe,
und auf den Stall daneben sehe,
denk’ ich: Wie mancher Mann im Land
und bringt den Teufel doch nicht ’naus!