Die Kaisertanne im Schwarzwald
Tief im Schwarzwald, in den Tannen,
Ragt gewaltig hoch ein Baum,
Seine Arme aus sich spannen
Weithin dort in heil’gem Raum.
Von der Zeit, die Großes sah;
Unter seinem Dach herrscht Schweigen,
Als ob ihm noch Hohes nah’.
Schreitest du an seine Stätte,
Als ob da gehorstet hätte
In der Kron’ ein Königsaar.
Und so ist’s; – drum solcher Segen
Liegt noch auf der Tanne heut;
Heut noch neue Kraft ihr beut.
Darum ragt sie über alle,
Schauet weit zur Ferne aus;
Darum kam sie nie zu Falle
Darum ist sie nicht gesunken
Von der Aexte grimmem Schlag;
Ein Geschick hat ihr gewunken,
Wie’s nicht jeder werden mag.
Saß oftmals ein Graf in Ruh’,
Wenn vor ihm das Wild in Schnelle
Floh den stillsten Hürsten zu.
An den Baum im Wald, den schlichten,
Saß er auf dem Thron, dem lichten,
In dem Kreise hoher Herrn.
Jenem in des Baumes Schatten
Durfte stets ein Traum erblühn,
Seinem Geist vorüberziehn.
Ob es waren Kaiserträume,
Ob es war ein süßres Glück, –
Nicht verrathen’s Wald und Bäume
Doch, hat sich der Herr erhoben
Und ging er erfreut davon,
War’s, als ob die Tanne oben
Neigte stets die grüne Kron’.
Fürst im Feld und in der Burg,
Preisenswerth ein teutscher Kaiser, –
Rudolf war es von Habsburg!
Aarau. | Wagner von Laufenburg. (Originalmittheilung.) |
- ↑ Im Albthal oberhalb Schloß Hauenstein.