Die Johanniskirche in Gmünd
[16] Die Johanniskirche in Gmünd.
Ein Jäger gieng zu jagen in den dichten Wald,
Entdeckte auch die Fährte eines Hirsches bald;
Es gieng durch Busch und Klüfte, steil den Berg hinan,
Wie durch des Thales Trifte zog der Jägersmann.
Der Jäger folget ihnen über Kluft und Bach.
Da blickt von einer Höhe stattliches Geweih,
Der Jäger zweifelt nimmer, daß der Hirsch es sei.
Schnell spannt er seinen Bogen und drückt ihn ab mit Kraft,
Der Pfeil sitzt tief im Herzen schon dem edlen Thier,
Wohl einem Vierzehnender, des ganzen Forstes Zier.
Er läßt ihm von dem Schweiße, sonst würde er wohl steif,
O, Wunder! am Geweihe hieng ein gold’ner Reif;
Und ob der Kunst des Mannes, der ihn so gemacht.
Er löst ihn aus dem Zacken, hebet ihn empor:
Es ist derselbe Reifen, den im Wald verlor
Die Frau Herzogin Agnes, die mit dem Gemahl,
Johannes, er der Jäger, brachte nun den Ring
Gleich seiner edlen Herrin, die ihn froh empfieng –
Der Ring war ihr sehr theuer, denn vom Herrn Gemahl
Hatte sie ihn empfangen beim Verlobungsmahl.
Sie eine Kirche bauen, tief im Walde dort –
Wohl einen festen Tempel, ganz massiv von Stein,
Den des Künstlers Bilder zierlich fassen ein.
[17] Man hieß Johanniskirche nach dem Jäger sie,
An diese alte Sage mahnet noch ein Bild,
Worauf Burg Hohenstaufen und das Edelwild.