Die Genesene
Sie war so gut! Der Himmel war’s ihr schuldig,
Daß er sie leben und genesen ließ.
Sie litt so lang und litt es so geduldig,
Daß oft sie selbst zu klagen uns verwies.
Du hörtest mich noch immer, wenn ich rief:
Die Medicin!“ sprach sie, „dann geh’ zu Bette,“
Und stellte sich, als ob sie wieder schlief.
Das waren Nächte! Winternächte, lange,
Und heulend umtrieb auf dem alten Gange
Und schier die Fenster aus den Angeln hob!
Im Ofen knisterte das Holz; ein Leben
Rang mit dem Tode; durch dies Schlafgemach,
Den Engel, der die Lebensblüthen brach.
Ein Hüsteln und dann wieder tiefe Stille,
Ein Seufzer, und dann sprach sie was im Traum.
Der Wohlgeruch der römischen Camille
Zuweilen flackerte das Licht, es däuchte
Ein Bild des Lebens uns, das auch so lag,
Und zu erlöschen drohte wie die Leuchte;
Doch drauß’ indeß entdämmerte der Tag.
Es kam der Arzt, und neue Zuversicht,
Dann war’s als liege wieder vor uns offen
Die weite Welt im schönen Sonnenlicht.
Es durften an ihr Bett die Kinder kommen,
Vom Winterweh’n; ach, wie der Guten, Frommen
Zum Gruß die kleinen Händchen Jedes bot!
Jetzt ist es Frühling, jubelnd in die Lüfte
Schwingt sich der Lerche Lied zum Himmelsblau;
Du auferstand’ne, junge, schöne Frau!
Erfrische Dich an ihrem Duft, erheit’re
An ihren Farben Dich, daß Deine Brust,
Vergnügt in die Natur sich froh erweit’re