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Die Frau von Weissenburg

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Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Die Frau von Weissenburg
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 124–126
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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Indexseite
[124]
Die Frau von Weissenburg.[1]

Was wollen wir aber singen, was wollen wir heben an?
Wir singen vom Fräulein von Weissenburg, wie es seinen Herren verlan.

Es thät ein Brieflein schreiben, schickts abe in’s niedere Land,
Es schickts dem jungen Graf Friedrich, er soll wieder kommen zur Hand.

5
Wie er gen Weissenburg kommen, wohl unter das hohe Haus,

Da schaut dieselbe falsche Frau hoch oben zur Baie[2]) heraus:

„Willkomm, willkomm, mein lieber Graf, und Alle die bei dir seyn!“ –
„Schön Dank, schön Dank, mein Fraulein, wo mornet[3] der Herre dein?“ –

[125]

„Thue mich nit vermelden[4], ich sag dir die Wahrheit bald;

10
Er ist gen Grüningen ze jagen, er ist ze Grüningen im Wald.“ –


„Ist er gen Grüningen ze jagen, ei, jagt er in’s Grüningers sein Hag,
So soll ihm das Leben nit länger stahn, als auf den heutigen Tag.“

„Und soll ihm sein Leben nit länger stahn, als auf den heutigen Tag,
Ei so erbarm sich Gott im Himmel, daß ich ihn verrathen hab!“ –

15
Da der Graf in den Wald hinaus kam, schlaft der Herre unter der Lind’:

„Auf Knechte, lieber Knechte mein, erschieß mir ihn geschwind!“

„Ich will ihn nit verschießen, will eher ihn leben lan;
Ich will ihn lassen genießen, daß ich bei ihm gedienet han.“

„Ach Herre, lieber Herre mein, wem befehlet Ihr Euer Kind?“

20
„Ich befehl sie Gott dem Allmächtigen, er weiß schon von wem sie sind.“


„Ach Herre, lieber Herre mein, wem befehlet Ihr Euer Gut?“
„Ich befehls den armen Leuten, die Reichen hand schon genug!“[5]

„Ach Herre, lieber Herre mein, wem befehlet Ihr Euer Weib?“
„Ich befehl sie dem Grafen Friederich, der war ihr allzeit lieber als ich!“

25
„Ach Herre, lieber Herre mein, wem befehlet Ihr Euer Schloß?“

„Ich befehls den Feuerflammen, die hoch oben zu den Baien auslangen.“

„Ach Knechte, lieber Knechte mein, zieh’ auf dein Armbrust groß,
Und schieße mir den Herren mit seinen Jagdhunden todt.

Altes Volkslied.

  1. [126] Dieses Lied, welches sich an die ehemals in der Nähe von Bonndorf liegende Weissenburg anknüpft, wurde aus dem Munde einer beinahe neunzigjährigen Frau niedergeschrieben und von Freundeshand dem Dr. Heinrich Schreiber, Herausgeber des „Taschenbuchs für Geschichte und Alterthum“ zugestellt.
    Ueber die Weissenburg gibt Kolbs Lexikon von Baden, unter verschiedenen Artikeln (Krenkingen, Roggenbach u. s. w.) einige Notizen. Ein Freiherr Heinrich von Krenkingen, genannt von Weissenburg, erscheint auch unter den zahlreichen Adeligen, welche im Jahr 1366 in die Dienste der Stadt Freiburg im Breisgau traten, als diese gegen ihren Herrn, den Grafen Egon IV., in Krieg verwickelt war. Die Burg wurde im J. 1438 von Werner von Staufen belagert, eingenommen, und von den St. Blasianern, – denen sie von jeher ein Dorn im Auge war – zerstört. (Gerbert: Historia nigrae silvae. Tom. II. Pag. 241.)
  2. Fenster.
  3. Sich aufhalten, verweilen.
  4. Durch Ausplaudern verrathen.
  5. Vergleiche mit dieser und der vorhergehenden Strophe die änlichen im Volksliede „Hans Steutlinger“ unter den Freiburger Sagen.