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Die Flachsbereitungsanstalt des Herrn Adolph Tuchatsch zu Neusalza

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Titel: Die Flachsbereitungsanstalt des Herrn Adolph Tuchatsch zu Neusalza
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 1, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 1, Seite 140
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Flachsbereitungs-Anstalt nach Belgischer Methode v. Adolph Tuchatsch in Neusalza.

[140]
Die Flachsbereitungsanstalt des Herrn Adolph Tuchatsch zu Neusalza.
(Mit Abbildung.)


Dieses Etablissement wurde von Herrn Adolph Tuchatsch im Jahre 1849 zu Neuspremberg, eine Viertelstunde von Neusalza entfernt, gegründet und nach belgischer Methode eingerichtet, und seitdem im regelmäßigen, alljährlich stärkeren Betriebe erhalten. Der längst vergessene, wenigstens ganz und gar vernachlässigte Flachsbau der Oberlausitz – welchem diese Provinz aus früheren Zeiten wohl ihren Reichthum und ihre Industrie verdankt – wurde durch die Bestrebungen des Herrn Tuchatsch von Neuem belebt und angeregt, und es war gewiß nicht die kleinste Aufgabe für denselben, den Widerwillen und das allgemeine Mißtrauen der Herren Oekonomen gegen den in letzter Zeit, besonders bei den anhaltend hohen Getreidepreisen der letzten Jahre, so wenig einträglichen und unsichern Flachsbau zu überwinden.

Jetzt sieht man auf den Rittergütern in der Umgegend bis zu 4 Stunden Entfernung von hier, mit wenig Ausnahmen, Flachsfelder sogar in Flächen von ca. 30–40 Acker Aussaat, wo sonst kaum noch einzelne Bauern einige Metzen Leinsaat ausstreuten, um von dem Ertrage derselben ihr Gesinde den Winter über, wenn auch gewinnlos, zu beschäftigen. Dies Alles konnte Hrn. Tuchatsch nur dadurch bewirken, daß er seine Geschäfte nach einem – hier neuen – Verfahren machte, indem er nämlich den Flachs gleich auf dem Halme und nach Flächeninhalt kaufte, wodurch dem Landwirth viel Arbeit und Risico erspart und zeitig baares Geld dafür wurde.

Die Anstalt besteht aus fünf Gebäuden, nämlich

a) einem Mühlgebäude, worin die Schwing- und Knickmaschinen gehen, die theils durch Dampf-, theils durch Wasserkraft betrieben werden;
b) einem Maschinenhause, worin eine Dampfmaschine nebst Kessel von reichlich 10 Pferdekraft arbeitet und
c) drei großen Scheunen, worin der grüne und geröstete Flachs lagert, und von ersterem den Winter hindurch der Saamen genommen wird.

Außerdem gehört dazu noch ein großer Teich von ca. 3 Scheffel Flächeninhalt, zur Hälfte von den betreffenden Gebäuden, zur andern Hälfte von daran stoßenden zugehörigen großen Wiesen umgrenzt.

Derselbe dient den Sommer hindurch zur Kalt-Wasser-Röste, groß und gleichmäßig tief genug, um zugleich 100 Kasten mit ca. 1500 Centner Rohflachs aufzunehmen, welcher in ca. 14 Tagen fertig röstet, was einen ziemlich bedeutenden Vortheil gegen die sogenannten „Dampfrösten“ gewährt. Die daran stoßenden großen Wiesen werden zum Trocknen des Flachses benützt, wenn derselbe aus der Röste kommt, wodurch den Arbeiten viel Erleichterung und Ersparung zu Theil wird, was schon daraus erhellen mag, daß Herr Tuchatsch zur Bearbeitung eines Quantums von 9–10,000 Centner Rohflachs, vom Felde weg bis er geschwungen ist, täglich nicht ganz 30 Arbeiter nöthig hat, welche von einem Belgier als Werkführer dirigirt werden, der zugleich Röstmeister ist.

Das Hauptprodukt, geschwungenen Flachs, lieferte Hrn. Tuchatsch bisher fast ausschließlich an die Flachsspinnerei Hirschfelde, gewiß ein Zeichen von der Güte seines Produkts, und erhielt er bei der allgemeinen deutschen Industrie-Ausstellung zu München – die einzige Ausstellung, welche er auf besondere Veranlassung beschickte – für feinen Flachs eine belobigende Erwähnung.