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Die Entstehung der Wallfahrtskirche in Triberg

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Textdaten
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Autor: Joseph Anton Rueb
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Titel: Die Entstehung der Wallfahrtskirche in Triberg
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch I, S. 443–444
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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Die Entstehung der Wallfahrtskirche in Triberg.

In einer höchst eigenthümlichen und romantischen Lage, deren Umgebung zu den reizendsten Partien des Schwarzwaldes gehört, und im Herzen dieses Berglandes, in einem ziemlich engen, von drei steilen Bergrücken gebildeten Thale, beim Zusammenfluß dreier Waldbäche (der Schonach, des Fall- und Nußbaches), aus welchen die Gutach entsteht und die den bekannten großartigen Wasserfall bildet, welcher der Gegend einen wahrhaft schweizerischen Charakter voll wildschöner Reize verleiht, ruht einsam und traulich das Städtchen Triberg, seit dem Brande vom 1. Juli 1826, wobei nur das einzeln stehende und hochliegende Amthaus und einige entfernt liegende Häuser verschont blieben, schön und regelmäßig wieder aufgebaut.

Die Pfarrkirche, bei der man das Städtchen überschauen kann und woselbst auch noch unten am Pfarrhause ein kleiner, niedlicher Wasserfall sich befindet, ist zugleich ein Wallfahrtsziel, welches gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstand.

In der von dem raschen Waldbache durchrauschten Felsenkluft ist eine natürliche Aeolsharfe, gebildet durch ein jach abgebrochenes Felseneck, das auf den Luftzug eine eigene widerstrebende Einwirkung übt. Melodisch bewegen sich im Windhauche die Wipfel der Bäume und der Bergbach gegenüber begleitet die geisterhaften Töne, deren Musik in windigen Nächten eben so schauerlich als angenehm zu hören ist. – Zur obgenannten Zeit lagen auf den benachbarten Schönwälder und Schonacher Höhen östreichische Soldaten, die sehr oft das nahe Triberg besuchten. Jedesmal, wenn sie vom Städtchen den engen Fußpfad am rauschenden Bache von Schonach heraufkamen, glaubten sie wunderbare Melodieen in den Wipfeln der Tannen zu hören, deren Entstehung ihr frommer Sinn aus einer übernatürlichen Wirkung herleitete. Sie suchten nach und fanden in einem der [444] schönsten und höchsten Tannenbäume, neben dem ein klarer Felsenquell hervorsprudelte, ein aus Lindenholz geschnitztes Marienbild mit dem Jesuskinde, welches ein Triberger Bürger, Friedrich Schwab, als Opfergabe für die an diesem Felsbrünnlein erhaltene Genesung vom Aussatze im Jahr 1680 hier angeheftet hatte. Die Soldaten, in den ungewöhnlichen Tönen eine Huldigung der Engel ahnend, welche hier der Gottesmutter gebracht werde, bezeugten dem Bilde ihre Ehrerbietung, faßten dasselbe in eine blecherne Kapsel mit der Ueberschrift: Sancta Maria, patrona militum, ora pro nobis! und befestigten eine Opferbüchse daran, in die so reichlich gespendet wurde, daß bald eine hölzerne Kapelle errichtet werden konnte. Bis zum Jahre 1696 waren die milden Gaben schon so beträchtlich angewachsen, daß der Bau einer großen Kirche begonnen werden konnte, deren Grundstein ein Hauptmann von Kageneck legte, zu dessen Regiment die Soldaten gehörten, welche die Aeolsharfentöne hörten und das Marienbild fanden. Oestreichs und Badens Fürsten, so wie andere hohe und niedere geistliche und weltliche Personen unterstützten das Werk, welches im Jahr 1709 vollendet wurde, reichlich und begabten es noch zudem mit bedeutenden Einkünften; auch andächtige Pilgrime, von religiöser Begeisterung ergriffen, strömten bald von allen Seiten zu dieser neuen Wallfahrtsstätte.

J. A. Rueb.