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Die Abbassiden − 9. Gesang

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Textdaten
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Autor: August Graf von Platen
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Titel: Die Abbassiden − 9. Gesang
Untertitel:
aus: Gesammelte Werke des Grafen August von Platen, Band 4 von 5
Herausgeber: Einführung von Karl Goedeke
Auflage:
Entstehungsdatum: 1828−1830
Erscheinungsdatum: 1847
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
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Quelle: Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erläuterungen siehe Die Abbassiden
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[309]

  Neunter Gesang.


Durch die Magierstadt indessen wälzte
Sich Tumult und nach dem Haven drängt sich
Alles Volk. Man sieht mit ausgespannten,
Vollen Segeln nahn sich eine Flotte.

5
Bald an’s Land in einer leichten Barke

Steigt ein Herold; dieser heischt, dem König
Vorgeführt zu sein, und augenblicklich
Vor den König führen ihn Trabanten.
Drauf zu Schehriar beginnt der Fremdling:

10
Mächtiger Herrscher, der du diese Reiche

Durch Gewalt erobert, dir entbietet
Ihren Gruß die Königin Selmira,
Die sich gürtet mit dem Schwert Muhammeds.
Dir gebeut sie, dieses Land vom schnöden

15
Feuergötzendienste rein zu waschen,

Wieder aufzubau’n Moscheen und Thürme,
Und die Gläubigen zum Gebete fünfmal
Jeden Tag zu rufen. Deiner Krone
Dir nur angemaßten Reif befielt sie

20
Auf das Haubt der Tochter Abdorrachman’s,

Deren Eigenthum er ist, zu setzen.
Doch vor Allem dieses Eine heischt sie:
Wenn vielleicht in dieser Stadt, von deiner
Bösen List umgarnt, verweilt der jüngste

25
Sohn des Harun, der der Sohn Mohadi’s,

Sollst du sonder Zögerung den Jüngling
Meinen Händen übergeben. Gnade
Mag dir dann vielleicht ein Wink verheißen;
Doch, versagst du dich gerechter Fodrung,

30
Wird sie dich zerstören, ihre Pflugschar

Führen über diese Stadt, und ackern
Auf den Trümmern deiner falschen Herrschaft!

[310]

Nicht vergeblich droht sie dir: an’s Fenster
Komm, es weht in diesen Wimpeln allen

35
Dir der Zorn der Königin entgegen!

Hier beschützen dich allein Trabanten,
Feige Söldner, denn es haßt das Volk dich;
Dieß bedenk’ und weigere nicht Gehorsam!

Stolzen Blicks erwidert Schehriar ihm,

40
Rasch den Säbel aus der Scheide reißend:

Melde deiner Königin, wie glänzend
Diese Waffe sei, wie frei von Rost noch.
Mag sie landen, wenn es ihr gelüstet;
Aber nie mehr wird sie dann im Schatten

45
Ihrer Palmenhaine weichlich wandeln!

Nicht Moscheen und Thürme, Gräber wollen
Bau’n wir ihr und allen ihren Sklaven.

So der König, der den Feind entlassend
Rasch zu Pferd steigt. Mit verhängtem Zügel

50
Jagt er durch die Stadt, um seine Söldner

Einzusammeln. Auf des eignen Pallasts
Flaches Dach indessen läßt die beiden
Abbassiden wohlbewacht er führen,
Wohlgefesselt: Sollten je, gedenkt er,

55
Sieg erfechten hier die Mosleminen,

Möge Harun Alraschid in Bagdad
Durch der eignen Söhne schmählich Ende
Seines gläubigen Volks Triumph bezahlen!

Unterdessen wehte hoch und stattlich

60
Längs der Rhede schon Selmira’s Flagge:

Durch den günstigen Wind getrieben, drängte
Schiff an Schiff sich, folgend eins dem andern,
Um die Wette steuernd. Also folgen
Auf der Rennbahn oft sich edle Rosse

[311]

65
Pfeilgerade, wenn sie losgelassen

Nebenbuhlerisch den Preis erjagen.

Kaum der Landung widersetzt das Volk sich,
Schehriar, der seine Mannen anführt,
Reiht sie außerhalb des Thors in Ordnung;

70
Doch den Schiffen fort und fort entsteigen

Immer neue Krieger, nach der Stadt zu
Drängt das Heer der Königin den König.
Wie die See, wenn sturmbewegt sie brandet,
Stets mit schäumiger Flut die Felsengrotten

75
Füllt am Ufer, aber immer wieder

Weichend abfließt; so mit stetem Andrang
Führte Schehriar voran die Seinen;
Aber immer ward zurückgestoßen
Seine Schaar, und selbst die Mauern schützen

80
Länger nicht ihn, hinter die zuletzt er

Sich verbirgt. Es dringt der Feind gewaltig
Durch das Thor ihm nach. In allen Gassen
Wütet bald der laute Kampf. Selmira
Zieht den Ihrigen selbst voran, und eine

85
Tapfere Jünglingsschaar umgibt sie, schwenkend

Ueber’m Haubt ihr wehende bunte Fahnen.
Als der König bis zum eignen Pallast
Sich zurückgetrieben sieht, besetzt er
Alle Thore mit dem Rest der Seinen;

90
Doch er selbst besteigt das Dach, wo Assad

Bei dem Bruder stand. Von schweren Ketten
Waren beide zwar belastet; dennoch
Voll von Hoffnung folgten ihre Blicke,
Nach der Stadt hinabgewandt, dem Ausgang

95
Jenes Kampfs. Doch Schehriar, mit bitterm

Hohn im Angesicht, erscheint vor ihnen:
Junge Thoren, ruft er ans, bejubelt
Nicht zu zeitig meine Niederlage,

[312]

Die beschleuniget euren Tod wie meinen.

100
Freudig unterwerf’ ich mich dem Schicksal,

Wenn ich denke, daß der Freund Selmira’s,
Daß der Mörder meines Sohns zugleich fällt.

Drauf zum Rand des Daches, das mit schönem
Steingeländer war umgeben, tritt er:

105
Blick’ empor, o Königin der Palmen,

Laß die Banner über deinem Haubte
Sich zertheilen, um das prächtige Schauspiel
Nicht zu missen, das ich vorbereite!
Schehriar, dein überwundener Feind, will

110
Deinen Sieg mit seinem Tod besiegeln;

Aber ehe dieser Speer (du siehst ihn)
Meinen Busen spaltet, erst erproben
Seine Schärfe will ich hier an beiden
Söhnen Harun Alraschid’s, Beherrschers

115
Aller Gläubigen aus dem Stamm des Abbas.

Doch getrost, o Königin! Sobald ich
Ihre Leichen dir hinabgeworfen,
Stoß’ ich selbst in meine Brust die Lanze.

So der finstere Schehriar. Verzweiflung

120
Faßt das Herz der Königin Selmira:

Lebewohl zurufen sich die Brüder.
Aber als die gute Fee Melinda
Schon das edle Paar anheimgefallen
Sieht dem sichern Untergang, erbarmt sich

125
Ihre milde Seele. Schleunig läßt sie

Einen Falken fliegen. Dieser Falke
Richtet nach dem Libanon den raschen
Zauberflug, wo eben Prinz Amin sich
Durch den Aether wiegte. Mit dem Schnabel

130
Raubt der Vogel ihm den prächtigen Turban,

Den er weit entführt in Blitzeseile;

[313]

Doch es folgt in gleicher Hast der Jüngling
Angstbekümmert auf dem Flügelrappen,
Denn der schönen Heliodora goldne

135
Kette war gewunden um den Turban.

Nach der Magierstadt enteilt der Vogel,
Auf dem Dach von Schehriars Pallaste
Läßt er fallen seinen Raub, wie eben
Schon den Spieß erhub der greise König,

140
Nach der Brust der Abbassiden zielend.

Mit Entsetzen sieht Amin gebunden
Seine Brüder stehn, er sieht den Wütrich
Im Begriff des Mords. Ein Stein, geworfen
Durch die Schleuder eines Knaben, donnert

145
Nicht so schnell zu Boden, als herunter

Fährt Amin auf seinem Flügelrosse.
Drauf, mit Einem Hieb zerhaut des Königs
Schädel zornentbrannt der mutige Jüngling.

Schon entfliehen Schehriars Trabanten,

150
Eingeschüchtert durch ein solches Wunder,

Lauter Beifall schon ertönt von unten
Aus dem Heer der Königin, die Brüder
Halten schon frohlockend sich umschlungen.
Doch sie steigen schnell herab, in Ehrfurcht

155
Ihre Kniee vor Selmira beugend,

Welche friedlich nun die stolzen Fahnen
Senken läßt. − Im feierlichen Zuge
Nach dem Schloß, wo Diwisade haus’te,
Ziehn des Magiervolkes Abgesandte,

160
Ihr des Herrscherthums Symbol, die Krone,

Darzubieten. Prinz Amin geleitet
Selbst den Zug; vor ihnen schwang sich Assad
Auf das Flügelroß, der theuern Gattin
Diese Botschaft anzukündigen. Assur

165
Und Selmira weilen unterdessen

[314]

Im Pallast, Gespräche süßen Inhalts
Fröhlich wechselnd. Mehr als Einmal dank ich
Dir das Leben, ruft der Sohn des Harun,
Möcht’ ich einst dir jenes Glück verdanken,

170
Ohne welches selbst das reichste Dasein

Leer und drückend uns erscheint, und spurlos
Geht vorüber. Schelten möchte Harun
Meine jugendliche Flucht, wofern ich
Nichts gewann, als lange Schmach und Leiden.

175
Preisen wird er meinen Bruder Assad,

Der am Arm der schönen Königstochter
Wieder heimkehrt an’s Gestad’ des Tigris!

Ihm versetzt die Königin Selmira:
Nicht verdankst du mir das Leben, meinem

180
Willen weigerte stets Erfolg das Schicksal;

Aber gerne würde dich als Gastfreund
Noch einmal die Palmenstadt begrüßen,
Selbst als König − wenn du willst − und soll ich
Wählen einen Vater mir, so sei es

185
Harun Alraschid, Kalif in Bagdad!


Dankend sinkt zu ihren Füßen Assur;
Bald erscheinen seine Brüder, ihnen
Folgt die königliche Diwisade,
Auf dem Haubt ein Diadem. Es grüßen

190
Beide Frau’n sich liebevoll, und Assur

Zeigt dem Volk als seine Braut Selmira.

Doch Amin beginnt: O theure Brüder!
Mögt genießen ihr des Glücks der Liebe;
Morgen aber laßt der Kindespflicht uns

195
Weih’n den Tag! Wiewohl zu Drei’n, es wird uns

Tragen leicht der Hippogryph nach Bagdad.
Uns im feierlichen Zuge mögen
Dann die Frau’n gemach in Sänften folgen.

[315]

So geschah’s. − Und als der Abend thaute,

200
Sehn die Brüder sich am Thore Bagdads,

Steigen ab und wandeln längs des Flusses
Zum Pallast. Ihr Auge ward indessen
Angezogen durch ein heiteres Schauspiel:
Auf dem Tigris schwamm, mit seidnen Wimpeln,

205
Schön vergoldet eine prächtige Gondel;

Perlgestickte, reiche Teppiche hingen
Vom Verdeck herab, und tausend Fackeln
Wurden rings von Sklavenhand geschwungen:
Zimbeln tönten und Gesang im Innern.

210
Vorn am Kiele stand ein bunter Herold,

Dieser rief: Ihr Gläubigen, beugt die Kniee
Vor’m Kalifen aller Welt und Bagdads!

Froh vernehmen dieß die Söhne Haruns,
Einen Fischerkahn sogleich besteigend,

215
Der sie nach der Gondel führt. Sie werden

Eingelassen: aber welch Erstaunen
Faßt die Fürsten, die anstatt des Vaters
Einen Fremden sehn! Ein schlanker Jüngling,
Als Kalif mit allen Würdezeichen,

220
Tritt gelassen ihrem Gruß entgegen:

Prinz Alasnam war’s, der Sohn Abdalla’s.

Doch vernehmt indessen, welches Schicksal
Ihm zu Theil ward, seit dem alten Derwisch
Uebergab er seine Braut Amine:

225
Nicht die Habsucht, nein − es treibt Verzweiflung

Ihn hinunter in der Pyramide
Tiefen Schlund, sobald der zweite Morgen
Stieg empor. Das ihm verheißene Kleinod
Sucht er nicht, er sucht den Tod: Begraben,

230
Ruft er schmerzlich, mag der Geisterkönig

Meine Leiche hier mit ihrer Leiche!

[316]

Dieß gesagt, betritt den großen Saal er,
Dessen Spiegelwände mächtig leuchten.
Dort, auf einem Fußgestell von Marmor,

235
Sieht er stehn das ihm geweihte Bildniß,

Dessen Reichthum allen Erdenreichthum
Ueberbieten soll an Wert. In einen
Flor verhüllt war’s: O wie dürftig scheinen
Jetzt die Güter dieser eitlen Welt mir,

240
Ruft er aus; so wandelbar’m Metall nach

Durfte geizen meines Sinns Verblendung?
Zürnend reißt den Schleier weg der Jüngling;
Doch, o Himmel! Was erblickt er? Lächelnd
Steht vor ihm in ihrer seligen Unschuld

245
Aller Schätze holder Schatz Amine.

Freundlich reicht ihm ihre Hand das Mädchen,
Die er wonnetrunken faßt, von Wahnsinn
Fast ergriffen, zwischen Schmerz und Jubel.

Drauf an’s Tageslicht die Braut geleitend,

250
Sinkt in Staub er vor dem klugen Derwisch.

Dieser spricht zu ihm: O Sohn Abdalla’s,
Sei beglückt und kehre heim! Das eine
Wort, vernimm es noch: Der Geisterkönig
Lebt im Mund des Volks allein, die Schätze

255
Waren deines Vaters, jener Spiegel

Ist die Schöpfung meiner Kunst; ich wollte
Lehren dich des Lebens beste Güter!

Dankend eilt mit seiner schönen Hälfte
Prinz Alasnam nach dem alten Cairo;

260
Aber bald vernimmt er, daß von Bagdad

Seinen Großwesir mit einem Heere
Gegen ihn gesandt der Fürst des Glaubens.
Mehr, als Alles, galt es nun, den Vater
Auszusöhnen. Selbst Aminens Rettung

[317]

265
Möchte kaum beschwichtigen billigen Unmut.

Eine List drum sinnt er aus, in Bagdad
Ungehindert und zugleich im Schutze
Seiner Mannen einzudringen. Reichlich
Nimmt er Gold mit sich und einen Haufen

270
Rüstiger Sklaven; doch vor Allem seine

Holde Gattin. Am Gestad’ des Tigris
Läßt er schmücken jenes Schiff, in Bagdad
Selbst bereiten einen prächtigen Pallast,
Dort ein Fest zu feiern, um die Neugier

275
Harun Alraschids dahinzulocken,

Unter dessen Namen ihm die Einfahrt
Nach der Stadt gelingt. Und also fanden
Ihn die Fürsten. Bald erklärt sich Alles,
Und die Schwester übernimmt Vermittlung.

280
Wolltet ihr, o Freunde, spricht Alasnam,

Nur für wenige Stunden eures Vaters
Wiedersehn verschieben, wolltet ihr mich
Nach dem Pallast ungesäumt begleiten,
Dann, fürwahr, befürcht’ ich nichts; es wird mir,

285
Bring’ ich wieder ihm die langentbehrten,

Ihm zurück die vielgeliebten Kinder,
Gern verzeih’n der milde Sohn Mohadi’s:
Solche Pfänder sind die höchste Bürgschaft!

So geschah’s; sie landen am Pallaste,

290
Wo sie hoch im Saal Musik bewillkommt,

Während tausend Candelaber brannten.
Lieblich wanden blühende Tänzerinnen
Ihren Reigen zwischen schöne Knaben
Hand in Hand hindurch mit seltner Anmut.

295
Doch der nächsten Prunkgemächer eines

Schließt Alasnam auf, wohin er selbst sich

[318]

Hinbegiebt, mit ihm die theuern Lieben;
Denn er wußte, daß um diese Stunde
Jeden Abend, sammt dem greisen Mesrur,

300
Harun Alraschid vorüberginge.

Wenige Zeit verstrich, da wandelte wirklich,
Wie gewohnt er war, der Fürst des Glaubens,
Samt dem greisen Freunde längs des Tigris.
Als das schön erleuchtete Haus er wahrnimmt,

305
Fragt er, wer ein solches Fest bereite?

Ihm versetzt die Menge: Dieses Fest wird
Vom Kalifen, der in prächtiger Gondel
Eben angelandet ist, gefeiert.

Voll Erstaunen tritt der Sohn Mohadi’s

310
Einen Schritt zurück. Sodann beschließt er,

Nach dem Saal emporzusteigen. Eben
Ließ ein üppiger Chor von Sängerinnen
Dieses Lied zur Laute hold ertönen:
Heil der Schönheit, die dem Erdenbürger

315
Ganz allein versüßt das flüchtige Dasein!

Alles Andere täuscht das Herz mit eitlen
Leeren Bildern. Ruhm und Gold und Würde
Haben keinen noch beglückt in Wahrheit.
Nur die Schönheit lehrt den Erdenbürger,

320
Daß das Glück kein bloßer Wunsch und Traum ist,

Nein, zu fassen ist mit beiden Armen!

So das Lied. Es horchte wohlgefällig
Harun Alraschid, und dann beginnt er:
Holde Mädchen! Wer vermag zu sagen,

325
Wo des Hauses gütiger Wirth verweilet?


Spricht’s, und plötzlich zeigt sich ihm Alasnam.
Schaudernd wendet sich der Fürst des Glaubens,
Seine Hand am Schwert. Für Augenblicke

[319]

Nur bezähme deinen Zorn, o Harun,

330
Spricht Alasnam, bis ich Die gefunden,

Deren Fürwort dich vielleicht besänftigt!

Sagt’s und öffnet schnell die Thür. An ihres
Zärtlichen Vaters Busen sinkt Amine,
Sinkt Amin und neben Assur Assad.

335
Ueberwältiget vom Gefühl der Wehmut,

Lange sprachlos, drückt die holden Kinder
Fest an’s Herz der überraschte Harun.
Arm in Arm, Erzeuger, Söhne, Tochter,
Weinten laut die edeln Abbassiden;

340
Dann beginnt zuletzt der Fürst des Glaubens:


Sohn Abdalla’s, meines Busenfreundes!
Mit dem Geber solcher Gaben darf ich
Nicht zu rechten mich erkühnen! Was auch
Leichter Sinn und Unbedacht verbrochen,

345
Sei bedeckt vom Schleier zarter Liebe!

Hin und her bewegt vom Sturm des Schicksals,
Zeigt der Mensch uns bald die schönere Seite,
Bald die schlimmere, wie die Malereien
Auf dem Wimpel eines Schiffs. Im Leben

350
Ist Vergessen nicht die letzte Tugend.


So der Abbasside. Freudig drängen
Seine Söhne sich um ihn, erzählend
Wechselseits der allzulangen Irrfahrt
Mißgeschick und ihr vergnügtes Ende. −

355
Wenn ein Fürst hienieden je beglückt war,

War es Harun Alraschid in Bagdad.