Des Feindes Tod
Wo vom Berg die Felsen rollen,
Wo kein Wasser friedlich fließt,
Nur im Sturze sich ergießt,
Wo die langen Donner grollen.
Wo sich die Natur bekriegt,
Wald und Sturm im Kampfe liegt,
Kann der Mensch nicht Ruhe finden.
Feindschaft zeugt in seiner Seele
Und die Fürsten sind entzweit
Um den Sitz in Hain und Höhle.
Seine finstern Thäler neidet
Rudpert drum dem Adalbert;
Ob sie schon der Waldstrom scheidet.
An der überspritzten Klippe,
Kämpfen sie im Wasserschaum,
Kämpfen, wo für zween ist Raum
Jeder mit ergrimmtem Troß,
Jeder auf dem wild’sten Roß;
Lang erhitzt sich Stahl am Stahle.
Beider Sehne gleich gestählt,
Beide gleicher Haß beseelt,
Keiner weicht dem letzten Streiche.
Bis die Herrscherin der Gegend
Irre macht der Rosse Spur,
Felsen in die Wege legend.
Rudpert schwanket auf dem Pferde,
Und es bäumet sich das Thier,
Schleudert es den Herrn zur Erde.
Und man hört die Wasser toben,
Weil es stille ward vom Kampf,
Nur im grauen Nebeldampf
Auf des Feindes Angesichte
Kehrt mit Frieden ein der Tod,
Wischet ab des Zornes Roth,
Ueberzieht’s mit blassem Lichte.
Abgestiegen von dem Pferd
Auch der Kämpfer Adalbert,
Schaut in’s Antlitz ihm, in’s bleiche.
Lauter bei des Grabes Stille
Groll und Zorn flieht niederwärts,
Und die Brust bewegt der Wille.
Jetzt erbarmt ihn erst der Schöne,
Die das Schicksal für ihn schlug,
Dieser Jüngling, werth der Thräne!
Und er hat den Feind umfangen,
Wie den Bruder seiner Wahl: –
Da zuerst durchs wilde Thal
Und die Sonne dringet nieder
Durch der Nebel alte Nacht,
Daß der grünen Wildniß Pracht,
Fels und Strom, von Licht glänzt wieder.
Führet den gefall’nen Feind
Adalbert durchs Thal und weint,
Als um eines Freundes Jahre.
Lieb’ und Freundschaft aus dem Tod
Hat er endlich sich gerettet.
Sey Natur im Kampf geschieden,
Krieg der blinden Kräfte Ruhm:
Pflege doch der Mensch den Frieden!