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Der verhängnißvolle Ring

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Textdaten
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Autor: W. v. R.
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Titel: Der verhängnißvolle Ring
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube
Herausgeber: Ernst Keil
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1863
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[545]
Der verhängnißvolle Ring.[1]
Ein Danziger Erlebniß,
mitgetheilt von W. v. R.

Wenn der weise Rabbi Ben Akiba behauptet, daß sich im Leben Alles wiederhole, so glaube ich doch, daß das unten mitgetheilte Ereigniß, welches hier sich wirklich zugetragen und von mehreren noch lebenden Augenzeugen bestätigt werden kann, schwerlich schon vorgekommen ist und sich wiederholen wird.

An einem heiteren Septembertage im Jahre 1811 waren die Bewohner der Stadt Danzig, zumal die ganze vornehme Welt, in großer Aufregung, und schon in den Morgenstunden sah man sämmtliche Fenster der Häuser des Langenmarkts, und zwar am meisten die der Südseite, dicht mit Zuschauern, größtentheils Damen, bis zu den Giebelfenstern besetzt. Der Grund dieser Aufregung war ein außerordentlicher: es sollte ein französischer Officier, der als Capitain in der Garnison stand und Ehrenlegionair war, öffentlich, im Beisein der Garnison, als Dieb gebrandmarkt werden.

Der Unglückliche war eine allgemein beliebte Persönlichkeit. Es wurde kein Fest, sowohl beim Militair, als auch beim Civil, ohne sein Gutachten angeordnet, kein Polterabend, der in den höheren Cirkeln stattfinden sollte, ohne seine Beihülfe vollzogen. Zu den öffentlichen Fastnachtsaufzügen, die abgehalten wurden, vertheilte er die Rollen unter den Garnisonsmitgliedern, und Jeder unterzog sich bereitwillig seinem Arrangement. Noch kam hinzu, daß er geläufig deutsch sprach, zur Guitarre deutsche und französische, meistens komische Lieder anmuthig sang, Kunststücke verschiedener Art zur Belustigung der Gesellschaft machte, graziös tanzte und oft an den Spielen der Kinder des Hauses Theil nahm. Er war ein schöner Mann von einigen 40 Jahren und hatte sich bei der Elite die Achtung dadurch mit erworben, daß er sich in der Gesellschaft stets anspruchslos bewegte und nirgends erschien, wo er nicht besonders eingeladen war.

Capitain Alswanger wohnte schon geraume Zeit bei einem Galanteriehändler, dessen Geschäft aber sehr gesunken und so zu sagen aus der Mode gekommen war. Der Eigner stand daher demselben nur allein vor, wurde vom Capitain, der mehr Freund als Einquartierter war, bei seinen Verkäufen als Dolmetscher unterstützt und oft von diesem in seiner Abwesenheit vertreten.

Später fand auf Beschwerde einiger Hauseigenthümer, die längere Zeit Officiere inne gehabt, eine Umquartierung statt, und der Capitain mußte auf Ordre ein anderes Logis beziehen, was den Wirth wie dessen Familie sehr schmerzte. Mit Thränen im Auge entließ man den geliebten Freund.

Kurze Zeit nach dem Abzuge vermißte der Besitzer einen Siegelring, fast das werthvollste Stück seines Lagers. Man konnte sich nicht erklären, auf welche Weise er verschwunden sei, da derselbe stets in einem Glaskasten mit anderen Goldsachen aufbewahrt wurde, und da kein Fremder, selbst das Hausmädchen nicht, den Laden betrat, so war das Verschwinden des Werthstücks um so unerklärlicher. Der Verdacht auf den Capitain wurde von der Familie mit Entrüstung verworfen, und man suchte endlich, da keine Spur zu finden war, den Verlust zu verschmerzen.

Einige Monate nach diesem Vorfalle besuchte der Kaufmann, wie sonntäglich, die Wachtparade auf dem Langenmarkt, um das stets glänzende Schauspiel mit anzusehen; dort traf er einen Bekannten, an dessen Finger er den vermißten Siegelring erblickte. „Herr, wo haben Sie diesen Ring her?“ frug er mit Heftigkeit, sogleich hinzusetzend: „Der ist mir gestohlen!“

Jener gab gleichgültig zur Antwort: „Den habe ich von einem französischen Officier für 5 Thaler gekauft.“

„Was war das?“ Mit dieser Frage trat ein Officier, der deutsch verstand, zu den beiden Herren heran, die höchlichst erschrocken sich entfernen wollten. Ein gebieterisches Halt! nöthigte sie wieder zurückzukommen. Eine Schreibetafel ziehend, fragte er sie nach Namen, Stand und Wohnung, die mit der Aeußerung notirt wurden, daß diese Aussage näher untersucht werden müsse, und ebenso fragte er den Ringinhaber, ob er den Officier kenne. Jener verneinte es und wurde aufgefordert, denselben zu beschreiben; doch kaum hatte derselbe Einiges erwähnt, so sprach der Bestohlene mit Entrüstung: „Das ist Capitain Alswanger!“ Der Examinator erschrak so heftig, daß es einer Weile bedurfte, ehe er sich erholte und mit gepreßter Stimme endlich die Frage tat: „Bleiben Sie beide bei Ihrer Aussage?“ und da gegenseitig ein kräftiges „Ja“ erfolgte, so verbot er denselben, bei Vermeidung von Unannehmlichkeiten, die Stelle zu verlassen. Den beiden Herren that es sehr leid, daß die Sache so schnell zur Publicität gekommen sei, und sie hätten es lieber gesehen, wenn das unangenehme Verhältniß unter der Hand ausgeglichen worden wäre. Aber es war zu spät, da selbst das umstehende Publicum die Unterhaltung mit angehört hatte und sich um die Kaufleute drängte, um den weiteren Erfolg des Drama’s abzuwarten.

Nur mit Mühe konnte ein Stabsofficier in Begleitung des Anklägers und des herbeigerufenen Capitains sich durch die Masse drängen. „Kennen Sie diese Herren?“ frug er den Capitain. Der Sturz aus seinem Himmel in die alltägliche Wirklichkeit war [546] zu plötzlich gekommen, er erblaßte, gerieth außer Fassung und stammelte ein kaum hörbares „Ja“ über seine Lippen. Der Oberst ließ sich den Ring einhändigen und fragte weiter: „Haben Sie diesen Ring an den Herrn verkauft?“ Da Jener gepreßt „Ja“ antwortete, fuhr der Frager fort. „Wo haben Sie denselben her?“ Etwas gefaßter gab er zur Antwort, daß er denselben von seiner verheiratheten Schwester, die sich jetzt in Paris aufhalte, geschenkt erhalten habe. „Was haben Sie hierauf zu sagen?“ wurde der Bestohlene gefragt. Dieser wandte sich an den Capitain mit der Frage: „Kennen Sie das Geheimniß dieser Ringes?“ Stutzig betrachtete er denselben und sagte gedehnt „Nein“.

„Nun, Herr Oberst, so werde ich Ihnen den Beweis führen, daß der Ring mein früheres Eigenthum ist, und Ihnen das Geheimniß mittheilen.“

Beide traten auf einen etwas freieren Platz, wo der Eigenthümer mit einem Federmesser einen der kleinen Knöpfe, die den Stein umgaben, drückte, wodurch nach innen eine Platte aufsprang und unter dem Steine eine Vertiefung sichtbar wurde, die groß genug war, um ein feingefaltetes Blatt Papier oder auch ein Päckchen Gift darin aufzunehmen. Der Oberst betrachtete stillschweigend den Ring, drückte die Platte langsam in die Fuge und blieb eine Weile nachdenkend stehen. Langsamen Schrittes traten dann die Beiden zu den Zurückgebliebenen, und beklommen sagte er zu den beiden Officieren: „Folgen Sie mir.“

Der Oberst stattete dem commandirenden General Bericht ab, welcher vier Unterofficiere beorderte, den Capitain hinter die Fronte zu führen. Eben kam der Gouverneur Rapp, heiter wie immer, mit seiner glänzenden Suite in vollem Trabe heran, ritt die Linie hinab, stellte sich vor dieselbe auf und ertheilte dem Platzmajor Befehl zu der Ausführung des gegebenen Manövers. Noch war aber vom Commandirenden nicht das „Marsch“ erschollen, als der Gouverneur von dem Vorgefallenen unterrichtet war. Höchst entrüstet übertrug er dem meldenden General im nahen Junkerhofe (Börsensaal) die Voruntersuchung, befahl ihm das Resultat mitzutheilen, das Manöver einzustellen. Auf die Frage, ob der verhaftete Capitain vorgeführt werden sollte, verneinte er dasselbe mit abwehrender Handbewegung und abgewandtem Gesichte. Ohne den üblichen Parademarsch abzuhalten, sprengte er auf seinem Berber mit solcher Hast in gestrecktem Carrière davon, daß seine Umgebung ihm kaum folgen konnte.

Nach Abzug der Truppen waren bald die zurückgebliebenen Officiere im Junkerhofe zusammengetreten und das Verhörgericht angeordnet. Vorgeführt redete der Generalauditeur, ein vieljähriger intimer Freund des Angeklagten, ihn mit zitternder Stimme an: „Capitain Alswanger, Sie sind wegen Veruntreuung eines Siegelringes angeklagt; was haben Sie darauf zu antworten?“

Mit fester Stimme sagte er: „Die Sache liegt klar, und ich werde der Wahrheit die Ehre geben. Ich habe mich leider verblenden lassen, den Ring zu entwenden, und bin dumm genug gewesen, denselben hier am Orte zu verkaufen.“

Alle schwiegen vor Erstaunen, und es dauerte eine Weile, ehe der vorsitzende General zu Worte kommen konnte. „Capitain,“ sagte er, „kennen Sie die Folgen, denen Sie auf diese Selbstanklage unterworfen sind?“

„Ja, Excellenz. Da mir die Kriegsgesetze wohl bekannt sind, so weiß ich, ich werde entehrt aus dem Officiercorps gestoßen und darf Frankreichs Boden nicht wieder betreten.“

Auf Befehl des Vorsitzenden wurde das Protokoll geschlossen und von dem Verhafteten mit fester Hand unterschrieben. Dem Gouverneur wurde dasselbe durch einen Adjutanten überbracht. Stehend, auf einen Tisch gestützt, hörte dieser mit den anwesenden Officieren die Vorlesung mit an. Nach Beendigung derselben warf er sich mit bedeckten Augen in die Sophaecke, ein über das andere Mal rufend: „Unerhört, unerhört von solch einem Manne!“ Indeß faßte er sich bald, um seine Funktion als Gouverneur auszuüben. Er befahl dem Capitain den Degen abzunehmen und ihn, bei strenger Bewachung, zum leichten Arrest abzuführen.

Nach dem Eintreffen der Untersuchungscommission trat der General Rapp vor die Versammlung und sprach: „Meine Herren, wir haben heute einen unerhörbaren Fall erlebt und durch sein Geständniß einen Mann verloren, den wir Alle achteten, ja liebten, denn er war ein braver Soldat, ein treuer Freund und ein lieber Gesellschafter. Um so schwerer wird es uns werden, ihn nach den Militairgesetzen zu verurtheilen. Durch sein Selbstbekenntniß ist das Verfahren sehr vereinfacht, es kann daher schon morgen das Kriegsgericht hier zusammen treten, bei welchem Sie, Herr General O., gefälligst den Vorsitz übernehmen werden. Lassen Sie uns das schwere Geschäft ohne Aufschub vornehmen.“

Der Generalauditeur wurde auf seine Bitte von der Theilnahme an diesem Gerichte, aus persönlicher Rücksicht, entbunden.

Die Speisen, die der Inhaftirte erhielt, waren bereits klein geschnitten. Mit einem leichten Achselzucken und der Aeußerung „unnütze Vorsicht,“ bediente er sich des beigelegten Löffels. Von den ihn besuchenden Commilitonen und Freunden wurde er stürmend gebeten, einen Ausweg anzugeben, den sie bereitwillig unterstützen würden. „Meine Herren,“ entgegnete er, „ich danke für Ihre Theilnahme, lehne aber den angebotenen Beistand ab. Meine Rolle ist ausgespielt. Ich werde mich der Strafe, die das Gesetz verordnet, unterwerfen und bitte Sie inständigst, mich mit ferneren Besuchen gütigst zu verschonen.“

Am folgenden Tage trat das Kriegsgericht vorschriftsmäßig zusammen. Nach dreistündiger Sitzung wurde das Protokoll, welches die Verurtheilung enthielt, von sämmtlichen Beisitzern unterschrieben und vom Vorsitzenden fünf Personen als Deputirte ernannt, um dasselbe dem Gonverneur zur Bestätigung vorzulegen. Bei ihrer Meldung empfing General Rapp die Herren, sich langsam von seinem Sitz erhebend, und hörte die Vorlesung wieder stehend an. Das Protokoll lautete (mit Weglassung der Eingangsformel) in der Hauptsache dahin:

„Da der Hauptmann Alswanger sich durch das unterschriebene Protokoll der Voruntersuchung für schuldig erklärt habe, so sei er als gemeiner Dieb zu bestrafen. Er solle vor der Fronte seiner Compagnie infam cassirt, aus dem Officiercorps als moralisch todt gestrichen, auf ein Jahr zur Festung verurtheilt und dann als Gemeiner in seiner bis daher geführten Compagnie eingereiht werden. Für seine frühere gute Führung und Dienstleistung solle er jedoch der Gnade des Kaisers empfohlen werden.“

Mit einem tiefen Athemzuge erwiderte der Gouverneur: „Das Urtheil, meine Herren, ist hart, doch da das Verbrechen des Capitain Alswanger von der niedrigsten Art ist, so können wir zur Ehre der kaiserlichen Armee es nicht anders sühnen. Dem Inhaftirten muß heute noch das Urtheil mitgetheilt werden, und ich ernenne den General N. zur Vollstreckung desselben am morgenden Tage auf dem Langenmarkt im Beisein sämmtlicher Officiere der Garnison.“[2]

Der Verurtheilte wurde dann in verhängtem Wagen herbeigeholt und ihm die Strafsentenz im Beisein des ganzen Kriegsgerichts vorgelesen. Er zitterte und antwortete auf die Frage, ob er gegen das Urtheil appelliren wollte, ein festes „Nein“. Auch das Anerbieten, die Gnade des Kaisers nachzusuchen, lehnte er ab, indem er sich der Strafe unterwerfen werde. Das hierauf aufgenommene Separatprotokoll unterschrieb er mit zitternder Hand, worauf zwei Soldaten mit leichten Handschellen hereintraten, um ihm dieselben anzulegen. Er bat inständigst, ihm dieses zu erlassen, als aber der Vorsitzende versicherte: „das Gesetz schreibe es so vor,“ sagte er nur leise: „Nun, auch das noch!“ und ließ sich die Kette an beiden Händen anlegen. Mitleidig ließ ihm der General einen Mantel umhängen, und so wurde er zu Fuß nach seinem Gewahrsam transportirt, wobei ihm manches thränende Auge nachblickte.

Wie ein Lauffeuer war die zu vollziehende Execution bekannt geworden, und schon früh waren nicht nur sämmtliche Fenster des Langenmarkts mit Zuschauern besetzt, sondern auch der Platz selbst mit wogenden Menschenmassen angefüllt. Das Militair wurde in Hufeisenform aufgestellt, und nachdem die Officiere im Innern Platz genommen und der beauftragte General vor der Front mit seinem Stabe erschienen war, wurde der Unglückliche vorgeführt. Nachdem man ihm den Mantel und die Handschellen abgenommen, stand er in vollkommener Paradeuniform da. Der Auditeur trat ihm mit der Frage entgegen, ob er noch etwas zu sagen habe. Auf sein entschiedenes „Nein“ kamen zwei Officiere heran, wovon der eine ein rothsammtnes Kissen trug. Der andere schnitt den Orden mit einer Scheere von der Brust, küßte ihn und legte ihn auf das Kissen, welches sogleich weggetragen wurde. Hierauf zog der Officier ihm den Degen aus der Scheide und warf ihn, mit einem kräftigen Fußtritt zerbrochen dem Verurtheilten vor die Füße. Dann traten zwei Unterofficiere heran, welche die Schärpe durch- und die Silberschnur-Verzierung des Czakos abschnitten, die Epauletten gleichzeitig mit Heftigkeit abrissen, so daß die Achselstücke der Uniform herabhingen, ihm dann [547] den Czako abnahmen, eine ordinaire Feldmütze aufstülpten und alle seine getrennten Sachen ihm zu Füßen legten. Mehrere Damen wurden während dieser Execution ohnmächtig fortgetragen, viele Leute seiner Compagnie weinten.

Nach vollstreckter Execution wollte man ihm wieder die Handschellen anlegen, da sprach er vortretend zu dem General: „Excellenz, geruhen Sie mir einen Augenblick frei zu lassen, da ich eine wichtige Mittheilung zu machen habe.“

„Sprecht,“ gab jener zur Antwort.

„Ich habe als verurtheilter Capitain meine Strafe erlitten, darum gebe ich Ihnen auch meinen bisher geführten Namen zurück. Ich bin nicht der Sohn des verstorbenen Bankiers Alswanger in Rom, sondern der Sohn des Kleinhändlers Diderici aus Straßburg“

„Wie hängt das zusammen?“

„Excellenz! die Sache ist zu weitläufig, als daß ich es hier auf der Straße mittheilen kann; geruhen Sie, daß wir dorten (nach dem Junkerhofe zeigend), eintreten und ich will Ihnen getreue Auskunft geben, die ich mit Schriftstücken belegen kann.“[3]

General Rapp, dem sofort von diesem Zwischenfall rapportirt wurde, erstaunte nicht wenig darüber und äußerte, daß ihn jetzt die vollzogene Execution weniger unangenehm berühre, da dieselbe offenbar einen Betrüger getroffen habe. Indeß müsse er gestehen, daß der Mensch, sei er wer er wolle, sich ehrenhaft benehme.




Im Artushofe wurden schnell die Tische für die Protokollführer, wie Sitze für die höheren Officiere eingerichtet und, als diese eingenommen waren, der Bestrafte vorgeführt. Er trat aus dem Kreis der ihn umgebenden Officiere und sprach:

„Excellenz, bis heute habe ich den achtungswerthen Namen Alswanger geführt und durch meine militärische Carriere und übrige Führung in Ehren gehalten. Mein unglückliches Verhängniß legt mir jedoch die Pflicht auf, denselben, von meiner Seite, gegen Schande zu wahren; darum bekenne ich frei, daß ich nicht der Sohn des vor zwei Jahren verstorbenen Bankiers Alswanger in Rom, sondern der Sohn des Kleinhändlers Diderici aus Straßburg bin. In meiner weitern Mittheilung werde ich so kurz als möglich sein.

Ich war ein wilder Bursche, der Platz hinter dem Schreibtische war mir zu enge, halbe Tage lang schweifte ich im Freien herum, lernte durch Zwang nothdürftig lesen, rechnen, schreiben und wurde im 9. Jahre zu einem Schuhmacher in die Lehre gegeben. Nach siebenjähriger Lehrzeit, in der der Spannriemen oft den sprudelnden Geist niederdrückte, wurde ich freigesprochen. Jubelnd wie die Lerche zog ich aus den Thoren Straßburgs und traf nach einigen Tagemärschen auf eine herumziehende Truppe Schauspieler und Gaukler, denen ich mich freudig anschloß. Rasch eignete ich mir alle ihre Kunststücke an, lernte mit Leichtigkeit zur Guitarre Lieder singen und wurde bald der Buffo der Gesellschaft. Aber nach einigen Jahren widerte mich das Verhältniß an, ich sehnte mich nach reellerer Beschäftigung, quittirte meinen Dienst und setzte mit der Guitarre meine Wanderschaft allein fort. Leider wurde ich überall, wo ich mich zur Arbeit meldete, abgewiesen, da man Deutsche, die auf schwere Lederarbeiten geübt waren, suchte, und ich nur die Anfertigung von Damenschuhen erlernt hatte. So kam ich nach Lyon, aber auch hier fand ich keine Arbeit, erhielt mich einige Zeit durch das neu Erlernte und zog getrosten Muthes nach Marseille. Vergeblich waren auch hier meine Bemühungen nach Beschäftigung, und ich sah mich wieder genöthigt, mein Leben in Wirthshäusern und Kneipen durch mein Bänkelsingen und Kunststückemachen zu fristen. In einem dieser Locale traf ich einen Schiffscapitain, der in argen Conflict mit der Gesellschaft gerathen war, und den ich glücklich durch mein muntres Auftreten aus den Händen seiner Gegner befreite. Aus Dankbarkeit nahm er mich mit nach Livorno, denn mir war es gleichgültig, wo ich hinkam. Reich beschenkt, nach damaliger Lage, entließ er mich. Auch hier fand ich trotz aller Mühe keine Arbeit, verließ mich auf meine Guitarre, die mir bisher Unterhalt gewährt hatte, und wanderte muthig weiter. So kam ich, nach mehr als Jahresfrist, nach Aquila und saß mißmuthig in einer Limonadenboutique. Da in der letztern Zeit der Verdienst sehr gering ausgefallen war, ich auch hier keine Arbeit fand, so kam ich beim Anblick mehrerer Officiere, die sich im Local befanden, auf den Gedanken, mich anwerben zu lassen. Bald bemerkte ich eine auffallende Bewegung unter denselben, und es schien mir, daß ich die Veranlassung zu ihren lebhaften Gesprächen sei, was mich verdroß und schließlich veranlaßte fragend hinüberzublicken. Doch kaum hatten sie mein volles Gesicht erblickt, so brachen sie in ein allgemeines Gelächter aus. Einer der Herren trat dann auf mich zu und fragte, wer ich sei. Wie erschrak ich, als ich ihn ansah! Ich glaubte nicht anders als in einem Spiegel mein Portrait zu erblicken, so vollständig ähnlich war mir der Mann, daß selbst das kleine Stutzbärtchen nicht fehlte. Vor Erstaunen vermochte ich nur zu antworten, daß ich ein wandernder Schuhmachergeselle sei. „Nun gut, so seid Ihr frei“ entgegnete der Officier, „und ich frage an, ob Ihr bei mir als Kammerdiener eintreten wollt.“ Mit Freuden sagte ich zu, da ich dadurch meiner Lebenssorge enthoben wurde.

Tages darauf wurde ich eingekleidet und war nun der wohlbestallte Kammerdiener des Lieutenant Alswanger, einzigen Sohns des Bankiers Alswanger in Rom. Mein Dienst war leicht, da ich es nur persönlich mit meinem Herrn zu thun hatte und die übrigen Arbeiten von der anderen Dienerschaft besorgt wurden. Nach der Einkleidung, und nachdem mein langgetragenes Haar kurz verschnitten war, trat die Aehnlichkeit mit meinem Herrn noch mehr hervor, so daß die zu einem Festmahl versammelten Herren stutzig wurden und meinten, daß Zwillingsbrüder nicht ähnlicher sein könnten. Bei diesen Zusammenkünften, theils in, teils außer dem Hause, ging es in der Regel so hoch her, daß ich oft meinen Herrn, den ich stets begleitete, kräftig unterstützen mußte, um ihn mit Sicherheit nach Hause und zu Bette zu bringen. Mehrmals ging der Herr in meiner Livrée aus, um seine Gäste in seinem Namen einzuladen, was ihm, wie er sagte, vielen Spaß gemacht habe. Einmal mußte ich bei einer ähnlichen Versammlung seine Uniform anziehen und seine Stelle am Tische einnehmen, doch hütete ich mich, viel zur Unterhaltung beizutragen, um nicht durch Dialekt und Redeweise die Täuschung bemerklich zu machen. Da rief einer derselben: „Jack, sing uns eines Deiner lustigen Lieder.“ Lachend zog der Herr die Livrée mit den Worten aus, daß er sich einen Spaß gemacht habe, wodurch die Anwesenden sehr unangenehm berührt wurden; doch der neu aufgetragene Syracusaner und Cyprier stellten bald das Gleichgewicht wieder her, und der Scherz wurde belacht.

An einem naßkalten Herbsttage geleitete ich wie immer den schwergehenden Herrn nach Hause, der über heftigen Kopfschmerz und Schwindel klagte. Ich bereitete schleunigst eine kühlende Limonade.“

„Oder vielleicht ein Glas Gift!“ unterbrach ihn der General.

„Geruhen Excellenz,“ erwiderte der Angeklagte, „gefälligst weiter zu hören. Die Limonade, wie der kalte Umschlag um den Kopf schienen ihn zu beruhigen, und nach einer Stunde konnte ich ihn ziemlich erholt zu Bette bringen, nachdem ich einen zweiten Umschlag gemacht hatte. Den Morgen darauf trat ich in das Schlafzimmer, um gewohntermaßen die Chocolade zu bereiten, die der Herr im Bette einzunehmen pflegte. Ich bemerkte, daß derselbe auffallend blaß aussehe, trat näher und erschrak, denn er war todt, kalt und steif. Wie ein Blitz schlug ein Gedanke durch mein Hirn. Was war natürlicher, als daß ich augenblicklich die Wäsche wechselte, was mir wahrlich nicht leicht war, und den Todten sofort in mein Bett und mich in das seinige legte. Nach einer Stunde rief ich nach Jack, und da er nicht kam, klingelte ich die übrige Dienerschaft zusammen, die nach der Untersuchung meldete, daß Jack todt im Bett läge. Ich ließ mich nothdürftig ankleiden und befahl schleunigst den Regimentsarzt, wie zwei Civilärzte, herbeizuholen. Nach einer Stunde erschienen die Herren. Während dieser Zeit hatte ich eine tüchtige Collation von dem feurigen Weine zu mir genommen. Nachdem die Doctoren von dem Vorfall unterrichtet waren, trat der Regimentsarzt, der meine Hinfälligkeit bemerkt hatte, zu mir heran, fühlte nach dem Puls und meinte, erst müsse für den noch Lebenden gesorgt werden, worauf ein Recept zur schleunigen Besorgung abgeschickt wurde. Nach genauer Untersuchung der Leiche erklärten sämmtliche Aerzte, daß hier ein Gehirnschlag eingetreten sei, und ich ließ mir ein Attest ihres Gutachtens ausfertigen, was die drei Herren unterschrieben. Der Regimentsarzt, der mich zu Bette gehen hieß, versprach Nachmittag wieder vorzukommen. Ich bat denselben, da ich mich von dem gehabten Schreck sehr angegriffen fühle, den General um einen Urlaub von acht Tagen zu ersuchen. Den erhaltenen Urlaub benutzte ich, aus den vorgefundenen Papieren und Briefen die Familien- und Freundschaftsverhältnisse [548] genau zu erfahren und mir die Schreibart und Unterschrift des Verstorbenen anzueignen. Gegen meine nunmehrigen Freunde spielte ich den sehr Angegriffenen und äußerte, daß ich meinem von ihnen sogenannten Zwillingsbruder bald nachfolgen werde, was sie mir ausredeten und mich durch muntere Unterhaltung aufzuheitern suchten. Nach Ablauf des Urlaubs meldete ich mich bei der Parade, um den Dienst wieder anzutreten, der höchst oberflächlich war und stets stillschweigend verrichtet wurde. Cameraden und selbst der General bedauerten den Vorfall, durch den ich alterirt scheine. Letzterer empfahl mir fleißigen Besuch der Bälle und lud mich zu dem morgen bei ihm stattfindenden freundlichst ein, dessen Besuch ich jedoch am andern Tage wegen Unwohlsein höflich ablehnte. Das erhaltene Attest der Aerzte schickte ich mit der genauen Berechnung der Löhnung und des Ueberschusses wie Effecten des verstorbenen Kammerdieners, dem Bürgermeister mit der Bitte, von ersterem eine Abschrift zu nehmen, das Original visirt mir wieder zuzustellen, letztere laut beigelegter Adresse an die Angehörigen desselben nach Straßburg zu senden. Daß kein Verdacht einer möglichen Täuschung, weder beim Militair noch im Civil rege wurde, da doch unser Aehnlichkeitsverhältniß stadtkundig war, ist mir bis heute ein Räthsel geblieben. Ich nahm keine Einladung zu Gelagen an, hielt selbst bei mir keine der früheren Zusammenkünfte mit den Cameraden und zeigte mich öffentlich stets kopfhängerisch.

Bei einem der täglichen Besuche des Regimentsarztes meinte derselbe nach der dritten Woche, das könne so nicht länger gehen, ich müsse fort von hier, was ich mit heimlicher Freude aufnahm und ihn inständigst um seine Vermittelung bat, meine Versetzung nach Frankreich zu befürworten. Väterlich unterstützte mich derselbe, denn er brachte mir nach drei Tagen einen Urlaubschein auf vier Wochen, theilte mir mit, daß der General selbst sich für mich verwenden wolle, und da ich sicher zu meinen Eltern nach Rom gehen würde, so sollte ich dorten das Weitere abwarten. Mit wahrem Entzücken vernahm ich die Nachricht, verabschiedete mich bei dem General dankend, nahm auf der Parade von sämmtlichen Commilitonen Abschied, die mich ohne Abschiedstrunk nicht fortlassen wollten, was ich mit scheinbarem Widerwillen annahm, übertrug einem derselben den Verkauf meiner zurückgelassenen Effecten, dessen Betrag an meine Eltern nach Rom zu schicken wäre, und reisete am Nachmittag ohne Diener nach Ancona ab, wo ich meine bisherige schwerfällige Maske etwas lüftete. Ich studirte fleißig das Italienische, las viel und versuchte selbst schriftliche Aufsätze, da mir noch eine schwere Prüfung bevorstand und zwar in dem Besuche meiner nunmehrigen Eltern. Diese hatte ich schriftlich von meinem Verhältniß unterrichtet und den Besuch zugesagt, wenn sich die Witterung einigermaßen gebessert haben würde. Endlich mußte ich doch hinüber, wurde vom Vater mit herzlicher Freude, von der Schwester mit Entzücken, von der Mutter jedoch etwas kühl, fast mit halber Scheu empfangen. Die Klugheit rieth mir, dieses nicht zu bemerken, da ich auch später bei unserem Zusammensein oft mißtrauischen Blicken begegnete, in denen ich sehr wohl ihre Ahnung las, daß hier eine Täuschung obwaltete. Ich besuchte flüchtig die Verwandten und Freunde der Eltern und hielt mich so viel als möglich, der Localkenntnisse wegen, im Freien auf. Vier Tage nach meiner Anwesenheit erhielt ich von dem General die Ordre, mich schleunigst nach Lyon zu begeben, indem ich in das verstärkte Corps des General Soult eintreten solle. Fast hätte ich vor Freude meine Maske ganz fallen gelassen. Unter dem Schein der Traurigkeit, daß ich so schnell aus den Armen meiner Lieben gerissen werden solle, nahm ich endlich Abschied. Mit herzlicher Umarmung und reich beschenkt wurde ich vom Vater mit seinem Segen, von der Mutter mit einem „geh mit Gott“, von der Schwester mit einem mehr als brüderlichen Kusse entlassen. Ich habe Alle nicht wiedergesehen. Mit welch erleichterter Brust ich Frankreichs Boden betrat, brauche ich wohl nicht zu erwähnen, denn der Zwang war gewichen, und meine angeborne Heiterkeit entfaltete bald ihre vollen Schwingen. Meinen Bericht schließe ich mit dem Bemerken, daß die militärischen Acten es nachweisen, bei welcher Gelegenheit ich Premier-Lieutenant, wann Capitain und für mein Verhalten bei Jena decorirt wurde. Meine Papiere werden meine Aussage bestätigen.“

Stillschweigend hielt er seine Hände hin, wurde gefesselt und abgeführt. Alle Anwesenden blickten dem Verurtheilten fast mit thränenvollen Augen nach und bedauerten seinen Fall.

General Rapp, der natürlich Mittheilung erhielt, wurde so wüthend, daß er von sofortigem Füsiliren sprach. Nie hatte man ihn in solcher Aufregung gesehen, und es kostete den anwesenden Generalen Mühe ihn zu beschwichtigen, da der Kaiser sich alle Todesurtheile vorbehalten habe. Das Erste sei wohl, daß man die Effecten untersuche, ob Beweise für oder wider die Wahrheit seiner Aussagen sich darin befänden. Es wurden der Generalauditeur und zwei Officiere beordert, das schon bei der Verhaftung amtlich versiegelte Logis näher zu untersuchen. Man fand eine Masse Briefe theils von seinen usurpirten Eltern, wie der Schwester, und früheren Cameraden, wie auch eine Menge billet doux von Damen vor, welche augenblicklich verbrannt wurden, ebenso ein versiegeltes Pack Papiere unter Kreuzband mit der Aufschrift: „Mein Testament“. Es enthielt ein vollständiges curriculum vitae bis zu seiner Anstellung in Frankreich, viel weitläufiger als seine Mittheilung, und dabei manche interessante Episoden aus seinem Wanderleben, die mit lebhaften Farben geschildert waren. Es wurde ein genaues Verzeichnis mit Zuziehung seines Wirthes angefertigt. Das baare Geld, wie Schriftstücke wurden mitgenommen, und das Zimmer abermals mit dem Versprechen versiegelt, daß dasselbe innerhalb acht Tagen dem Wirthe zur Disposition gestellt werden solle.

Der Kaiser erhielt eine umständlichen Bericht mit den Beilagen und wurde um weiteres Verhalten gegen den Degradirten gebeten.

Gleichzeitig wurde der Wittwe Alswanger in Rom die Nachricht über diesen Vorfall mitgetheilt. Sie antwortete einige Wochen darauf, daß sie beim ersten Anblick des jungen Mannes angenehm überrascht gewesen sei, indem sie den vermeintlichen Sohn gekräftigter, als vor zwei Jahren gefunden, daß aber doch ein leiser Argwohn in ihr aufgestiegen sei, da seine unstäte Bewegung und sein fast scheuer Blick nicht mit dem freundlichen Aeußeren ihres Sohnes, wie auch mit dessen kindlichem Benehmen, hauptsächlich gegen sie, übereingestimmt. Als sie gegen den Vater diese auffallende Veränderung bemerkt, habe er geäußert, das möge wohl das flotte Garnisonsleben bewirkt haben. Ihr Zweifel wurde noch mehr durch die erhaltenen Briefe bestärkt, in denen sie die früheren zarten Ausdrücke ihres Sohnes schmerzlich vermißte. Sie danke herzlich für die Mittheilung, die ihr Herz zwar sehr erschüttert, ihr aber doch die Beruhigung gegeben, daß nicht ihr Sohn unwürdig gehandelt, und sie freue sich, daß ihr mütterliches Auge sie nicht getäuscht habe.

Mehrere Monate später ging vom Kaiser aus Paris der Bescheid ein, daß er das ganze Verfahren gegen den Capitain für Recht erkenne, der nunmehrige Diderici von dem Verdachte der Tödtung des Lieutenants Alswanger zwar freizusprechen sei, dagegen aber für die Anmaßung eines fremden Namens, wodurch er die Familie Alswanger getäuscht und die Unterstützung erschlichen habe, als Dieb zwischen den Schultern zu brandmarken, vorläufig nach der Festung Weichselmünde abzuführen, und bei geeigneter Gelegenheit nach Brest zur lebenslänglichen Haft zu schicken sei. Dieses Urtheil nahm der Unglückliche mit Gleichgültigkeit auf.

Bei der Execution wiederholten sich die herzbrechenden Scenen der Degradation in verstärktem Maße; es regnete förmlich gefüllte Börsen und Blumensträuße auf das Schaffot, welche erstere, nach der Vollstreckung des Urtheils, der Auditeur an sich nahm, letztere der Delinquent, rundum dankend, unter seine Jacke barg.

Das verhängnisvolle Jahr 1812 beschäftigte die Militairbehörde so ausschließlich, daß das ganze Ereigniß in den Hintergrund trat. Bei einem mißlungenen Fluchtversuch hatte sich der Gefangene nicht nur eine körperliche Strafe zugezogen, sondern wurde auch mit schweren Ketten belastet. Nach der Uebergabe der Festung, Ende 1813, fand in sämmtlichen Gefängnissen, wie auch zu Weichselmünde eine Revision statt; die bürgerlichen Personen, denen kein Verbrechen nachgewiesen werden konnte, wurden frei gelassen, diejenigen vom Militair den übrigen Capitulirten beigeordnet. Der uns interessirende Mann aber wurde nicht vorgefunden, und im Gefängnißbuche neben seinem Namen stand nur die kurze Bemerkung: „verschollen“. Der mehrjährige invalide Commandant meinte auf Befragen, daß der schwerbelastete Gefangene sich wahrscheinlich, von der Schildwache ungesehen, bei einer Promenade vom Wall in die Weichsel gestürzt habe.


  1. Die vorstehende nicht uninteressante Mittheilung verdanken wir einem hochgeachteten alten Herrn, dessen eigenthümliche Unebenheiten in der Darstellungsweise wir möglichst beibehalten zu müssen glaubten.
    D. Red.
  2. WS: Im Original fehlendes Hochkomma sinngemäß ergänzt.
  3. WS: Im Original fehlendes Hochkomma sinngemäß ergänzt.