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Der noch nüchtern ist

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Textdaten
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Autor: Georg Queri
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Titel: Der noch nüchtern ist
Untertitel:
aus: Die Schnurren des Rochus Mang, S. 26-28
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Auflage:
Entstehungsdatum: 1909
Erscheinungsdatum: Vorlage:none
Verlag: Berthold Sutter
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scans auf commons
Kurzbeschreibung:
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[26] Der noch nüchtern ist

In Birschanger hat der Herr Pfarrer Besuch bekommen, zwei Herr Pfarrer, die mit ihm auf der Schul gewesen sind und die gute alte Freund von ihm sind.

Da hat es dann ein großes Nachtessen gegeben im Pfarrhof. Den Birschangerer Kaplan hat das am meisten gefreut, weil ihn der Pfarrer sonst nie recht gut gefüttert hat und weil er mit dem Bier auch so arg gespart hat.

Hat immer gesagt: „der Herr bewahre uns vor der Völlerei!“

Und der Kaplan: „ja, der Herr bewahre uns vor der Völlerei!“ dann hat die Köchin immer gleich das Fleisch abgetragen und da war auch das Stückl dabei, das der Kaplan noch für’s Leben gern gegessen hätt.

[27] Oder der Herr Pfarrer hat gesagt: „Einen Bierkrug wann man aufmacht, dann fliegt der Teufel heraus und direkt in das Maul des Säufers hinein!“

Und der Kaplan: „ja, direkt in das Maul des Säufers hinein.“ Und dann war’s wieder nix mit der zweiten Halbe, die er noch für’s Leben gern getrunken hätt.

Freilich, da hat er recht dürr werden müssen bei so einem Leben.

Aber wie die zwei Herrn Pfarrer auf Besuch kommen sind, da hat der Kaplan die schönen Sprüch nicht hören müssen und hat sich voll angegessen wie noch nie und hat den Bierkrug so oft aufgemacht, daß ihm an die hundert Teufel in das Maul geflogen sind.

Der Herr Pfarrer hat vor lauter Lustbarkeit und bei dem vielen Erzählen auf seinen Kaplan gar nicht acht gegeben. Aber auch nicht auf die Zeit und auf rein gar nix.

Und da ist’s auf einmal drei Uhr gewesen in der Früh und der Gockel hat schon gekräht.

„So!“ hat der Herr Pfarrer gesagt.

„So!“ sagen die zwei andern Herrn Pfarrer.

„Wer soll itzt die Frühmeß lesen, wann ein jeder über die Mitternacht weggetrunken hat? Das geht halt nit an, wann einer nit ganz nüchtern ist.“

„Nein, das geht nit an!“

„Und der Kaplan ist auch nit nüchtern blieben!“ hat der Herr Pfarrer zu schimpfen angefangen.

[28] „Oh, der ist freilich nüchtern. Der liegt schon seit Elfe unter dem Tisch drunten und schlaft.“

„Gott sei Dank!“ hat der Herr Pfarrer gesagt. „Alsdann kann er die Frühmeß halten.“