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Der kühne Rechberger

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Justinus Kerner
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Titel: Der kühne Rechberger
Untertitel: Deutsche Sage
aus: Aus dem Nachlaß von Heinrich Köstlin hrsg. von Heinz Otto Burger, Schwäbische Romantik, Stuttgart 1928, S. 141f.
Herausgeber: Heinz Otto Burger
Auflage:
Entstehungsdatum: 1811
Erscheinungsdatum: 1928
Verlag: W. Kohlhammer
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung: Sagenballade, Gegenstück zum Junker Rechberger Ludwig Uhlands
Siehe auch Sagenpoesie
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[141]
 Der kühne Rechberger.

 Deutsche Sage.

Der kühne Rechberger ritt einmal
Spät in der Nacht durchs tiefe Tal.

Eine alte Kirch’ erschaut er bald,
Die lag versteckt im dunkeln Wald.

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Den Tag er hier zu warten denkt,

Ueber Stein und Dornen das Roß er lenkt.

Tritt in die alten Mauern ein,
Legt sich nieder auf einen Stein.

Und als es war nach Mitternacht

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Hat er sich wieder aufs Roß gemacht.


Reutet des Wegs im dunkeln Wald,
Seinen Streithandschuh vermißt er bald.

„Gut Reutknecht mein, Du fauler Gesell!
Den Streithandschuh hol mir zur Stell!“

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„Den Streithandschuh, den ließ ich fürwahr

In der Kirch auf einer Todenbahr“.

Der Knecht, der reutet voll Hast zurück,
Kehrt ohne den Handschuh mit großem Blick:

„O Herr! da drinnen, da sitzt fürwahr

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Ein feurig Gespenst auf der Todenbahr,


Das hat Eure Handschuh angetan,
Streicht einen über den andern an“.

„Der Rechberger drauf erzürnet spricht:
Harre zur Stelle, Du feiger Wicht!“

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Er lenkt das Roß über Dornen und Stein,

In die alte Kirche tritt er allein.

Da sitzt das Gespenst auf der Todenbahr,
Seine Handschuh an den Händen fürwahr.

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Der Rechberger tritt keck an den Geist,
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Die Handschuh ihm von den Händen reißt.


In die Todenbahre der Geist verschwand,
Der Rechberger sich nach dem Walde wand.