Der Wagen am Himmel
Am Stillen Freitage Morgens, wann alles Getöse verstummt und alle lärmenden Geschäfte in christlichen Ländern feiern sollten, unternahm ein zwar zu den Christen sich zählender, aber gottloser Fuhrmann aus schnöder Gewinnsucht eine Reise, die er ganz gut am andern Tage hätte antreten können. Er zog seine 3 Pferde aus dem Stalle, legte ihnen das Geschirr auf und spannte sie an den Wagen. Mißbilligend standen die Nachbarn, welche zur Kirche gehen wollten, still und sahen dem Beginnen zu. Auf des Fuhrmanns Ruf hörten die Pferde nicht, mit niedergesenktem Kopf standen sie. Die Peitsche knallte, doch Pferde und Wagen bewegten sich nicht im Mindesten. Da schwang sich der Fuhrmann mit höhnendem Fluch auf das Pferd in der Mitte, dem er mit seinen Sporen, dem vordersten und hintersten Pferde aber mit der Peitsche unbarmherzig zusetzte. Was geschah? die schnaubenden Thiere drängten und schoben den Wagen rückwärts. Auch dieses deutliche Zeichen von des Himmels Mißbilligung beachtete der Gewinnsüchtige nicht, sondern setzte seine Fluchen und Schelten ohne Unterlaß fort. Da verschoben sich die Achsen am Wagen, die Lünzen hoben sich und fielen zu Boden, ab rollte ein Rad und die andern donnerten dasselbe zu thun. Dennoch, dennoch fluchte der Fuhrmann ein Vorwärts in des Satans Namen und – im Nu waren Fuhrmann, Rosse und Wagen verschwunden und versunken. Am Abend sahen die bestürzten Zeugen das Bild der vorletzten Katastrophe in Sternen am nördlichen Himmel, wo alles aus dem gehörigen und richtigen Verhältnisse geschoben ist und der bespannte Wagen nun seitdem allabendlich rückwärts fährt.