Zum Inhalt springen

Der Ursprung der Carlowitze

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Johann Georg Theodor Grässe
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der Ursprung der Carlowitze
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 2. S. 111–112
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Dresden
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[111]
723) Der Ursprung der Carlowitze.
S. Grosser, Lausitzer Denkw. Bd. III. S. 44. Haupt Bd. II. S. 27.

Das Geschlecht der von Carlowitz hat mehrere Ursprungssagen. Nach der einen war der Ahnherr des großen Kaisers Karl vornehmster Rath und wurde von diesem zu den wichtigsten Geschäften gebraucht, namentlich in den Kriegen gegen die Slaven, weshalb ihm diese den Namen beilegten, der soviel bedeutet als: Karl’s Licht. Eine andere Sage läßt die Herren von Carlowitz aus königl. französischem Geblüt entspringen. König Ludwig VIII. von Frankreich hatte einen Sohn, Karl I., welcher 1266 König von Neapel und Sicilien ward, Karl II., des ersten Sohn und Nachfolger, hinterließ sechs Söhne, von denen der jüngste, Johann, die Mechtilde, Prinzessin von Achaja, heirathete und durch sie Herzog von Durazzo ward. Ein Enkel dieses Herzogs Johann mit dem Beinamen Horwat, gelangte zur Würde eines Banus oder Statthalters von Kroatien und brachte es dahin, daß nach König Ludwigs Tode die Ungarn seinem Bruder [112] Karl dem Kleinen, König von Neapel, im J. 1386 die Krone antrugen und aufsetzten. Allein dieser wurde sehr bald auf Veranstaltung der Wittwe König Ludwigs und ihrer Tochter Maria ermordet. Da entbrannte Johann Horwat von tödtlichem Hasse, ließ die Königin nebst der Prinzessin auf der Straße überfallen, ihr Geleit niederhauen und sie selbst an den Haaren fortschleppen. Elisabeth ersäufte er im Flusse Bozota und Maria wurde in das Gefängniß geworfen, jedoch bald wieder entlassen, da ihr Bräutigam, der nachmalige Kaiser Sigismund, mit einem Heere herananzog, um sie zu befreien. Obwohl sie eidlich hatte geloben müssen, sich an Johann Horwat nicht zu rächen, so ruhte sie nicht eher, als bis Sigismund ihn in Possega und Dobor belagern, gefangen nehmen und in Stücke hauen ließ. Johann Horwat hatte einen Sohn Karl, dem der Kaiser Verzeihung angedeihen ließ und mit mehreren Gütern in Kroatien und Slavonien beschenkte. Dort baute er zwischen Scherwich und Griechisch-Weißenburg ein Schloß, das er Carlowitz nannte.

Die Bulgaren singen noch ein Lied von Marco Carlowiczo, welcher mit seinen ritterlichen Genossen sich lange Zeit in einem festen Schlosse gegen die Türken gehalten, bis er der Uebermacht erlegen. Seinen Tod rächte ein treuer Diener an dem Sultan Murad I., indem er ihn erstach, während dieser ihm den Fuß zum Kusse reichte.