Zum Inhalt springen

Der Teufel will Arbeit

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: August Kopisch
Illustrator:
Titel: Der Teufel will Arbeit
Untertitel:
aus: Fliegende Blätter, Band 2, Nr. 29, S. 38–39.
Herausgeber: Kaspar Braun, Friedrich Schneider
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Braun & Schneider
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: München
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Heidelberg, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[38]

Der Teufel will Arbeit.

„Das Volk ist hier zu matt und schlecht;
Ich seh’, Ihr brauchet einen Knecht,
Herr Vogt, den Ihr in Kält’ und Hitz
Recht schindet in Schindhudelwitz,

5
Und der nicht gleich für krank und todt

Hinfällt im ersten Abendroth,
Und der nicht immer Trank begehrt,
Und der nicht immer Speise zehrt,
Und der nicht ewig müßig steht,

10
Und der nicht immer tanzen geht!

Wie wär’s, wir schlössen den Contrakt? –
Ich bin so einer, der sich plackt.
Ich dusle nicht, wie Hinz und Hans,
Ich kenne nichts von Spiel und Tanz,

15
Ich esse nichts, ich trinke nichts,

Ich reiße, ich zerlumpe nichts,
Ich will nicht Lohn nicht Gaben;
Nur Arbeit muß ich haben,
Sonst werd’ ich schlimm!





20
Da sieht der Vogt den Schwarzen an

Und spricht: ich unterschreib! – Wohlan!
Nimm diesen Spaten, zieh dahier
Rings um das Gut den Graben mir:
Sechs Ellen tief, die Breite zehn;

25
Dann wollen wir schon weiter sehn! –

Der Schwarze pustet in die Hand
Und sticht den Spaten in das Land. –
Ho, ho, was wirft der Klöße auf!
Das fliegt und flurrt in vollem Lauf! –

30
Man sieht ihn hier, man sieht ihn da,

Bald ist er fern, bald ist er nah! –
Der Vogt, kaum traut er dem Gesicht,
Da steht er schon vor ihm und spricht:
Herr Vogt: das wäre nun erreicht!

35
Der Boden ist auch gar zu leicht!

Der Graben ist gegraben,
Und Arbeit muß ich haben;
Sonst werd’ ich schlimm!

So hau die Eichenknubben klein:

40
Es werden siebzehn Klaftern sein! –

Hm, sagt der Knecht, wo ist das Beil?
Flink her, ich habe lange Weil’! –
Da liegt der Stiel, er ist entzwei. –
Ganz oder nicht, mir einerlei!

45
Ich schlag’ die Knubben auf den Stein,

Da springen sie schon kurz und klein! –
Er schlägt und schmeißt: das fliegt umher
Als wenn’s Geschirr vom Töpfer wär! –
Die Spähne flirren über’s Haus,

50
Die Stücken weit zum Hof hinaus:

Er liest sie auf und macht dann Schicht,
Und geht zum Vogte hin und spricht:
Der Stein that seine Schuldigkeit,
Die siebzehn Klafter sind so weit!

55
Der Graben ist gegraben,

Und Arbeit muß ich haben;
Sonst werd’ ich schlimm!

Ho! sagt der Vogt: die find’t sich bald,
Geh’, wat’ im Schnee hinaus zum Wald,

60
Wo hundert alte Stöcke stehn,

Sieh zu ob sie herausser gehn;
Da hast ein Weilchen du zu thun,
Ich will indessen etwas ruh’n.
Ruht nicht zu lang, bald sind sie raus,

65
Denkt lieber neue Arbeit aus.

Im Hui! ist nun der Knecht im Wald
Und zerrt und rodet mit Gewalt,
Das Springen all der Wurzeln knallt
Als wenn der Donner kracht und schallt;

70
Er reißt die Stöcke kurz und klein

Und führt sie in den Hof herein.
Herr Vogt! die Stöcke liegen nun
Zersplittert wo die Knubben ruh’n,
Der Graben ist gegraben,

75
Und Arbeit muß ich haben;

Sonst werd’ ich schlimm!





Da wendet sich der Vogt im Schlaf:
Jetzt ist es Nacht, vertracktes Schaf;
Drum nimm die Hornlatern’ und geh’

80
Auf’s Feld hinaus, such’ unter’m Schnee:

Da ist manch angefrorner Stein:
Geh’ hin und lies den Acker rein! –

[39]

Pink! Feuer! die Laterne brennt,
Der Teufel nach dem Felde rennt;

85
Und scharrt und fegt und leuchtet drein,

Und pustet drein und rafft die Stein,
Und schmeißt sie, daß sie Feuer spei’n,
Auf einen Haufen überein:
Das ist der letzte! – Nun Herr Matz

90
Was Neues! Aus ist das Gekratz!

Der Acker ist von Steinen rein,
Und Stock und Knubb ist kurz und klein:
Der Graben ist gegraben,
Und Arbeit muß ich haben;

95
Sonst werd’ ich schlimm!



Da wendet sich der Vogt und spricht:
Wie lang du machst, du fauler Wicht!
Geh’ hin zum Schreiber, frage den:
Was der dich heißt, das soll gescheh’n!

100
Er wird etwas harthörig sein;

Doch schlag’ ihm nicht die Thüren ein! –
Er rennt zum Schreiber hin und klopft,
Doch Schreibers Ohren sind verstopft;
Er pfeift, ruft, klopft und flucht darein:

105
Soll hier die Arbeit Trommeln sein?! –

Nun schlägt er Wirbel auf der Thür; –
Da guckt der Küster doch herfür:
Hör’ auf mit Trommeln! Wer ist da? –
Ich! – Willst du Arbeit haben? – Ja!

110
Das Feld ist nun von Steinen rein,

Und Stock und Knubb ist kurz und klein,
Der Graben ist gegraben,
Und Arbeit muß ich haben;
Sonst werd’ ich schlimm!

115
Da spricht der Schreiber: spann nur an! –

Der Schwarze spricht: es ist gethan! –
Ich will zur Stadt; der Weg ist schlecht,
Flink her die Steine! fauler Knecht,
Und pflastr’ ihn immer vor mir her;

120
Sonst wird’s den Pferden allzuschwer!

Flink Hand an’s Werk! – Der Schwarze springt
Und holt und stampft, das Pflaster klingt;
Der Schreiber fährt gemach im Schritt:
Da kommt der Teufel prächtig mit.

125
Erst sind die Steine nicht so fern;

Da machts der Teufel flink und gern:
Der Schreiber fährt und singt und lacht
Und spricht: das hab’ ich gut erdacht!
Er ist mit Pflastern hübsch voraus,

130
Sein Springen nimmt sich drollig aus:

Ich laß die Pferde traben,
Der Kerl will Arbeit haben;
     Sonst wird er schlimm!



Er trabet immer schneller fort:

135
Da ruft der Teufel: Herr ein Wort! ’

Laßt sein den Trab, ich komm’ nicht mit!
Ich hab s zu weit; fahrt lieber Schritt! –
Eh! spricht der Schreiber: sei nicht faul!
Und haut ihn tüchtig über’s Maul. –

140
Da rennt der Teufel, was er kann,

Und schleppt und setzt von neuem an:
Und immer flinker wird sein Lauf,
Je ferner ist der Steine Hauff!
Doch endlich fährt, mit Saus und Braus,

145
Er in die Luft: ich halt’s nicht aus! –

Da lacht der Schreiber hinterdrein:
Fahr’ zu den Raben Hämmerlein!
Du bist ein Kerl, du wär’st was nütz
Zum Knechte für Schindhudelwitz!

150
Das ist ja zum begraben:

Solch’ Volk will Arbeit haben;
     Sonst wird es schlimm! –