Der Schuß auf den Wal
[036] Der Schuß auf den Wal. (Zu dem Bilde S. 24 und 25.) Eine Scene von packendster Wirkung führt uns F. Lindner in seinem Bilde vor. Wir sehen da ein kleineres Segelschiff, das in den Küstengewässern des Nordatlantischen Oceans kreuzt, um auf Wale Jagd zu machen. Es ist mit einem jener Harpunengeschütze ausgerüstet, die vor etwa 30 Jahren von G. Cordes aus Bremerhaven zum erstenmal mit Erfolg in den Walfischfang eingeführt wurden. Dieselben bieten den Vorteil, daß man mit ihnen Wale verschiedener Art und Größe nicht nur „festmachen“, sondern auch sogleich schwer verwunden und töten kann; sie kürzen also den Kampf ab, der bei dem gewöhnlich üblichen Fang mit der von Manneshand geschleuderten Harpune zwischen dem „festgelegten“ Wal und den Harpunierbooten geführt wird. Das Geschoß, das von diesen Geschützen gegen die Riesen des Meeres abgefeuert wird, besteht aus einer schweren schmiedeeisernen Harpune, an der ein starkes Tau befestigt ist; am Schafte der Harpune ist noch zumeist ein besonderer Behälter mit einer Sprengladung angebracht. Wird der Wal von dem Geschoß getroffen so ergreift er die Flucht und zieht dabei die Leine straff an. Dadurch wird in dem Sprengbehälter ein Glas zerbrochen, dessen Inhalt nunmehr die Sprengladung entzündet; es erfolgt eine Explosion, durch die der Wal getötet wird. Nur in den Fällen, wo der Mechanismus versagt, muß der angeschossene Wal nach alter Weise von Harpunierbooten verfolgt werden, bis er nach und nach ermattet und verblutet. – Das Schiff auf unserem Bilde ist in die Nähe eines Wales gekommen, der, hohe Wassergarben aufwerfend, die Flut durchschneidet. Einen Augenblick bietet das Tier seinen mächtigen Rücken als Zielscheibe dar. Nun wird der Schuß krachen und mit höchster Spannung sieht die Schiffsmannschaft der kommenden Wirkung entgegen. Kein Wunder, handelt es sich doch um eine Jagdbeute, deren Erlös an Thran und Fischbein je nach der Größe des Tieres mehrere tausend Mark betragen kann.*