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Der Ring, oder die Gründung von Gmünd

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Johann Georg Fischer
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Titel: Der Ring, oder die Gründung von Gmünd
Untertitel:
aus: Dichtungen. S. 59–63
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1841
Verlag: Griesinger
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Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
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Bearbeitungsstand
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[59]
Der Ring,
oder die Gründung von Gmünd[1].
Ballade.

Wo heute die blühende Stadt sich erhebt,
Hat stille einst nur ein Waidmann gelebt,
Er durchbürschte den Forst und ernährte davon
Ein theures Weib, einen blühenden Sohn.

[60-61]
5
Als Horsa, der Knabe, zum Jüngling gereift,

Da hatt’ er im Walde bald satt gestreift;
Sein Muth für Kriegesleben erglüht,
Mit dem Herzog von Schwaben in Kampf er zieht.

Erringt mit dem Schwerte da Ruhm und Glück;

10
Doch kehrt er mit schwerem Herzen zurück;

Vor Liebesleiden möcht’ er vergeh’n
Um des Kanzlers Töchterlein, das er geseh’n.

Wohl lohnt ihn der Zärtlichen Liebe sogleich;
Doch „wird dem Kanzler, so vornehm und reich,

15
Der arme Krieger und Jägersmann

Zum Eidam einstens auch stehen an?“

Lang grämt’s so im liebenden Herzen ihn sehr,
Und länger erträgt er die Marter nicht mehr,
An Hermengilds Vater hat er schnell sich gewandt,

20
Ihn zu flehen um seiner Tochter Hand.


Und – wehe! da wird ihm der stolze Bescheid:
„Der Freier sich such’ eine schlechte Maid,
Es lebte des Kanzlers Tochter wohl schlecht
Auf ärmlichem Gut mit dem niedrigen Knecht.“

25
„Sie kommt, mein eigen Leben und Blut

An Edelmanns Hand nur, auf Edelmanns Gut;
Drum sollst du, Verwegner, von hinnen geh’n,
Im Schlosse hier nimmer dich lassen seh’n.“

Das raubte dem Armen Muth und Sinn,

30
Nach der Heimath wanket er weinend hin,

Der Gram nach dem wilden Forste ihn treibt,
Er nirgends rastet und nirgends bleibt.

Da erdröhnte gellender Hörnerklang,
Der Herzog jagte den Wald entlang;

35
Das Wild zu erhaschen mit rüstiger Schaar,

Von Hohenstaufen er kommen war.

[62-63]

Und in dem stürmischen Jagdgewühl
Der Herzogin Hand der Trauring entfiel,
Groß Unheil ahnte die ganze Schaar,

40
Als der Talisman also verloren war.


Und da, vergeblichen Suchens müd’,
Der bangende Troß nach Hause zieht,
Folgt Horsa der blutigen Fährt’ noch allein,
Den Gram in der Brust um die Liebste sein.

45
Einen Hirsch erspäht er in hastiger Eil’,

Schnell stürzt ihn zu Boden sein schwirrender Pfeil;
Was zeigt ihm die Beute? – ein Freudenschrei! –
Der Herzogin Ring auf dem spitzen Geweih!

Nach Staufen gleich mit dem Kleinod er geht,

50
Die Herrin mit huldvollem Blick ihn empfäht,

Mit Gold will ihn lohnen der Gnädigen Hand;
Doch für Edleres war ihm sein Herz entbrannt:

„Nicht, gnädigste Fürstin, für Gold und Gut;
Es schlägt meine Brust für ein jungfräulich Blut,

55
Eures Kanzlers Töchterlein lieb’ ich so sehr;

Doch schenkt mir der Vater sie nimmermehr.“

„D’rum wollt Ihr ein gütiges Wort da verleih’n,
So soll das die höchste Gnade mir seyn!“ –
Sie gelobt und erfüllt es: – des Kanzlers Mund

60
Bestätigt der Liebenden glücklichen Bund. –


Zu frommem Dank, wo der Trauring sich fand,
Durch die Fürstin der Dom Sanct Johannis erstand:
Es lichtet der Wald umher sich gemach,
Und die Häuser der Stadt erstehen nach.


  1. Nach einer Volkssage.