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Der Otterstedter-See, der Düvelshoop und die Hexenkreise bei Eckstever

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Textdaten
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Autor: Hintze
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Titel: Der Otterstedter-See, der Düvelshoop und die Hexenkreise bei Eckstever
Untertitel:
aus: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden: Noch lebende Volkssagen und Legenden, S. 238–240
Herausgeber: Friedrich Köster
Auflage: 2. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: In Commision bei A. Pockwitz
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Erscheinungsort: Stade
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Originaltitel:
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Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung: Der Balksee und der Otterstedter See
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[238]
2. Der Otterstedter-See, der Düvelshoop und die Hexenkreise bei Eckstever.
(Mitgetheilt von Herrn Assessor Hintze in Aurich.)

Am Amte Ottersberg zwischen den Dörfern Otterstedt und Eckstever ist, umgeben von Haide, Feld und einem Holze (jetzt Kreuzbuchen, sonst Düvelshoop benannt), der s. g. Otterstedter-See belegen, in länglich runder Form den Umfang von 11/2 Stunden fast erreichend. Sein nächster Umkreis ist meist fester, nur etwas abgedachter Boden, im Gegensatze zu dem überwiegend sumpfigen der beiden anderen größeren Bremischen Seen, dem Bederkesaer- und Balk-See. Wenn letzterer, seinem Flächen- und Wasser-Gehalte nach, der bedeutenste ist (ihm folgt der Bederkesaer), so ist der Otterstedter-See bei Weitem der tiefste, auch am steilsten[1], wie durch einen Erdfall. So besonders auf der Holz-Seite verliert man, wenige Kahnlängen vom Ufer ab, den Fahrgrund; eine plötzliche Tiefe von mindestens 10 Fuß beginnt, die rasch bis zur Mitte des Sees in erheblicher Ausdehnung über 40 Fuß wächst. Der See hat keinen Zufluß; seinen unbedeutenden Abfluß in die Wümme scheinen innere Quellen zu ersetzen und [239] stets gleichen Wasserstand zu erhalten. Ausgezeichnet ist er auch durch die seltene Größe seiner Hechte und Aale.

Dieser gewissermaßen tiefstille, durch Ueberfluthungen die Umgegend nicht beunruhigende Charakter des See’s wird auch der Sage weniger Anlaß gegeben haben, sich gleich dem häufig überfluthenden Balk-See mit seiner Entstehung und Erscheinung zu beschäftigen. Sie läßt ihn durch einen Erdfall entstehen, in der Tiefe des See’s eine Kirche versunken sein, deren Glocken zu Zeiten, namentlich in der Neujahrs- und ersten Mai-Nacht, aus dem Wassergrunde dumpf hörbar ertönen, dagegen bei Sonnenlicht um Johannis aus der Tiefe sichtbar, auf dem Wasserspiegel silberhell erglänzen und erklingen sollen. Als äußeren Anlaß dieses Erdfalls bezeichnet die Sage einen in der Nähe des Ufers an der Holzseite aus den Fluthen des See’s vor der beginnenden Tiefe eben noch hervorragenden Hühnenstein: den habe der Teufel einst aus seiner Behausung Düvelshoop dorthin geschleudert, worauf der Erdfall erfolgt und die Kirche im aufsteigenden See verschlungen sei. – Ueber den See sonst erwähnt die Sage, daß er nächtlich bisweilen von einem Kranze tanzender Irrlichter umkreist werde, welche Mitternachts oft plötzlich erlöschen, worauf gleichzeitig ein großer schwarzer Hund mit „gleunigen“ Augen und Nase, in der Nähe des Hühnensteins, unter zischendem Geräusche dem See entsteige, funkensprühend dem nahen Düvelshoop zueile und da verschwinde.

Neben diesen Sagenresten, die sich direct an den See knüpfen, und dem bezeichnenden Namen des Holzes Düvelshoop (welcher auch auf alten Charten und in der Forstsprache noch üblich, sonst aber in den „der Kreuzbuchen“ übergangen ist) sind noch bemerkenswerth zwei in der weitern Umgebung des See’s bei dem Dorfe Eckstever auf der Haide belegene eigenthümliche uralte Kreise, aus besonderem Grase oder Blumen bestehend, genannt die Hexenkreise. Ihre Anlage wird, als Tanzplatz für die Hexen, dem Teufel zugeschrieben, der zu diesem Reigen von seiner Behausung Düvelshoop sich dorthin begiebt. Wenn dies bei Nacht geschieht, führen unbethaute Spuren [240] nach dem Holze hin. Die Kreise haben einen Durchmesser von etwa 20 Fuß, und sind im Hannoverschen Magazin näher beschrieben.

Außer einigen steinernen Streithämmern und Feuersteinkeilen, so wie weiblichem Schmuckgeräth an Spangen, Hefteln und Glaskorallen kann die Umgebung des See’s keine alterthümliche Funde aufweisen, welche zu geschichtlichen Folgerungen über ihn etwa Anlaß gäben. Ob vielleicht ein Cultus der Frau Holde stattgefunden? Die nur zwei Stunden vom See entfernten bedeutenden Hühnengräber bei Steinfeld und Nartum (beschrieben im vaterländ. Archiv von 1826) haben vielleicht einen Theil des altgermanischen Verkehrs-Lebens (sonst vorherrschend bei den Seen bekundet) zu sich herangezogen und in ihren Steinwerken in Erinnerung gehalten. Das Steinfelder Grab wird 1695 von dem Ottersberger Amtmann Kelp (Memoria Stadeniana, pag. 201) als das größte Chauken-Denkmal im Bremischen geschildert.


  1. [273] Z. 7 v. u. lies: am steilsten abschüssige.