Der Kesselflicker (Gemälde der Dresdener Gallerie)
Der „Kesselflicker“ von Mieris gefällt in seiner vollen, abgerundeten Composition um so entschiedener, als man in den Gemälden des Meisters Franz sonst in der Regel nur sehr einfachen Entwürfen begegnet. Das behagliche Genügen ländlicher Häuslichkeit geht dem Beschauer durch den Anblick der malerischen kleinen Dorfschenke auf, deren gutmüthigen Insassen kaum eines größeren Gesichtskreises von Welt und Leben zu ihrem Glück bedürfen, als desjenigen bis an die Einfriedigung ihres Hofes. Wie contrastirend hebt sich hiergegen der unruhige Wandrer, der Kesselflicker ab, welcher weder eine Heimat besitzt, noch überhaupt jemals gewünscht hat; der eben in der vollsten Ungebundenheit eines halbrechtlichen Landstreichers seine unzerstörbare Zufriedenheit findet. Man könnte diesem „nietenden“ Künstler die Dorfschenke als Wohnung, vielleicht als Eigenthum geben, und er würde doch sich bald wieder hinaussehnen auf die Landstraßen, in Gottes freie Luft, um nur einmal wieder frei aufathmen zu können. Die berechnende Miene, womit der Kesselflicker in das Geschirr blickt, um herauszubringen, wie viele Löcher er noch hineinzuschlagen habe, damit er die ihm eben nothwendige Zahl von Stübern erhalte, ist einzig. Der kleine Junge des Wanderers sucht dem Sohn der Wirthin ein Vogelbauer anzupreisen, um seinerseits auch Geschäfte zu machen, das heißt, dem Vater zu helfen, die Bauern zu übervortheilen. Das Bild ist aus des Malers bester Zeit und mit besonderem Fleiß von dem immer so genau ausführenden Meister gemalt.