Der Hexenhammer (1923)/Zweiter Teil, Erste Frage, Kapitel 4
Ueber die Art, wie sie sich den Incubi unterwerfen.
Kapitel 4.
Aber bezüglich der Weise, wie die Hexen sich den Incubi unterwerfen, ist sechserlei zu betrachten: erstens betreffs des Dämons und des von ihm angenommenen Leibes, aus welchem Elemente er gebildet sei; zweitens betreffs der Handlung selbst, ob sie immer mit Ergießung des von einem anderen empfangenen Samens geschehe; drittens betreffs der Zeit und des Ortes, ob es lieber an dem einen als an dem anderen geschehe; viertens, ob der Dämon bei dem Akte dem Weibe sichtbar sei, und ob nur die von den Dämonen besucht werden, die aus solchen Unflätereien stammen; fünftens, ob auch die, welche von den Hebammen im Augenblicke der Geburt den Dämonen preisgegeben werden; sechstens, ob hierbei der Liebesgenuß gering oder heftig sei.
Zuerst also von dem Stoffe und der Eigenschaft des angenommenen Körpers. Da ist zu sagen, daß er einen luftförmigen Körper annimmt, und daß er gewissermaßen erdig ist, indem er durch Verdichtung die Eigenschaft der Erde bekommt, was so erklärt wird. Weil nämlich die Luft an sich nicht formbar ist, außer nach der Form eines anderen Körpers, in den sie eingeschlossen ist, weshalb sie auch gar nicht durch eigene Grenzen begrenzt wird, sondern nur durch fremde, und ein Teil der Luft an[WS 1] den anderen sich fest anschließt, so kann der Dämon also einen luftförmigen Körper nicht ohne weiteres annehmen. In Ansehung aber, daß die Luft sehr veränderlich und beliebig zu gestalten ist, wofür als Beweis anzuführen, daß Leute, welche einen vom Dämon angenommenen Leib mit dem Schwerte zu spalten oder zu durchbohren suchten, es nicht konnten, weil die Teile der zertrennten Luft sich sofort von neuem anschließen: so ist klar, daß die Luft an sich ein wohl passender Stoff ist; aber weil sie nicht geformt werden kann, wenn ihr nicht etwas anderes, Erdiges zugefügt wird, so ist es nötig, daß sie auf irgendeine Art verdichtet wird, und so der Eigenschaft der Erde nahekommt, mit Wahrung jedoch des Wesens der wahren Luft. Eine solche Verdichtung können die Dämonen und die gesonderten Seelen durch die Dämpfe bewirken, die aus der Erde hervorgeholt sind, indem sie sie durch ihre örtliche Bewegung zusammenballen und formen; in ihnen bleiben sie gleichsam nur als Motoren, nicht als Bildner (?), sie flößen so den Körpern förmlich Leben ein, weil es so von der Seele in den verbundenen Körper fließt. Sie sind aber in ihren so angenommenen und geformten Körpern, wie die Schiffer im Schiffe, welches der Wind treibt.
Wenn nun gefragt wird, wie der vom Dämon angenommene Körper bezüglich des Stoffes beschaffen sei, so ist zu sagen, daß anders zu reden ist hinsichtlich des Anfanges der Annahme und anders bezüglich des Endes: denn am Anfang ist es Luft, die der Eigenschaft der Erde nahekommt. Dies alles aber vermögen die Dämonen mit Zulassung Gottes, infolge ihrer Natur, da eine geistige Natur höher ist als eine körperliche Natur; daher hat sie ihm auch bezüglich der örtlichen Bewegung notwendig zu gehorchen, nicht aber bezüglich der Annahme natürlicher akzidentieller und substantieller Formen, außer bei einigen kleinen Kreaturen, und zwar dies letztere durch Beihilfe eines anderen Agens, wie oben gesagt ist. Durch örtliche Bewegung aber wird keine Form fortbewegt; daher können sie sie so auf den Wink nur leiten unter bestimmten Umständen.
Wenn danach jemand beiläufig fragte, was zu halten sei, wenn ein guter oder böser Engel irgendeine Tat des Lebens durch wahre, natürliche und nicht luftförmige Körper vollbrächte, wie bei Bileams Eselin, durch welche ein Engel sprach, und ferner, wenn die Dämonen in besessenen Leibern ihr Wesen treiben, so ist zu sagen, daß jene Körper nicht „angenommen“ genannt werden, sondern „in Besitz genommen“. Man lese die Worte des Doktors II, dist. 8, ob die Engel Körper annehmen?
Doch bleiben wir bei der Sache.
Die Dämonen sprechen in den angenommenen Körpern mit den Hexen, sehen, hören, essen, zeugen: Wie ist dies zu verstehen? Und das ist der zweite Teil dieser ersten Schwierigkeit. – Es ist zum ersten zu sagen, daß zum wahren Sprechen drei Dinge gehören: nämlich eine Lunge mit Einziehung der Luft, die nicht nur zur Stimmebildung, sondern auch zur Kühlung des Herzens nötig ist, weshalb auch die Stummen die Atmung nötig haben. Zweitens gehört dazu, daß (das Sprechen) durch den Stoß eines Körpers in der Luft gebildet werde: so, wie wenn jemand mit einem Stück Holz die Luft oder eine Glocke erschüttert, er dann einen lauten oder leisen Klang hervorbringt. Denn die Materie, die an sich nicht tönend ist, gibt, wenn sie von einem tönenden Instrumente gestoßen wird, einen Ton, je nach der Größe des Körpers; er wird in die Luft aufgenommen und vervielfältigt bis zu den Ohren des Hörenden; ist dieser weit entfernt, so muß er augenscheinlich näher kommen. – Drittens ist nötig, die Stimme; und man kann sagen, daß „Ton“ bei unbeseelten Körpern bei beseelten „Stimme“ heißt: Hier gibt es eine Zunge, die die eingeatmete und wieder ausgestoßene Luft in dem von Gott gegründeten Instrument und Gefäße, das natürliches Leben hat, stößt, was bei der Glocke nicht ist; darum heißt hier Ton, was dort Stimme heißt. – Dieser dritte Punkt kann durch den zweiten ausgelegt werden; und ich habe es deshalb so niedergeschrieben, damit die Prediger einen Fingerzeig hätten, es dem Volke klar zu machen. – Viertens ist nötig, daß der, welcher die Stimme bildet, seinen Gedanken einem anderen durch die Stimme ausdrücken will; und damit der ihn verstehe, deshalb bildet er die Stimme, d. h. er artikuliert im Munde der Reihe nach, indem er die Zunge an die Zähne stößt, die Lippen schließt und öffnet und die im Munde gestoßene Luft nach der äußeren Luft ausschickt, so daß die Stimme, vervielfältigt, nach und nach zu den Ohren des Hörenden gelangt, der dann den Gedanken des anderen erfaßt.
Zur Sache. – Die Dämonen entraten der Lunge, wie der Zunge, doch können sie eine künstliche zeigen, nach der Eigenart des Körpers, wie auch Zähne und Lippen: Daher können sie nicht wirklich und eigentlich sprechen. Aber weil sie Verstand haben, so stoßen sie, wenn sie einen Gedanken ausdrücken wollen, nicht durch Stimme, sondern durch Töne, die eine gewisse Aehnlichkeit mit Stimmen haben, nicht wie bei den Menschen, die eingeatmete und eingenommene Luft, sondern die im angenommenen Körper eingeschlossene Luft und schicken sie artikulierend an die äußere Luft, bis zu den Ohren des Hörenden. Daß ohne aufgenommene und eingeatmete Luft etwas Aehnliches wie eine Stimme entstehen könne, zeigt sich an gewissen Tieren, die nicht atmen, und an bestimmten Instrumenten, die eine Stimme haben sollen, wie der Philosoph, de anima II sagt. Halex (?) nämlich gibt, wenn er aus dem Wasser gezogen wird, plötzlich einen Ton von sich und stirbt.
Das kann an das Folgende, bis zur Zeugungskraft, ausschließlich jedoch des betreffs der guten Engel Gesagten angefügt werden, falls jemand auf das Sprechen der Dämonen in besessenen Leibern näher eingehen will: Dabei nämlich bedienen sie sich der körperlichen Werkzeuge des wahren besessenen Leibes. Denn sie schlüpfen in denselben, wohl zu merken, innerhalb der Grenzen der körperlichen Quantität, nicht der Wesenheit, weder des Körpers noch der Seele: Man unterscheide nämlich zwischen Substanz und Qualität oder Akzidens. Doch das gehört nicht zur Sache. Wer aber will, der sehe nach bei S. Thomas, Sent. II. 8, 5. –
Ueber ihr Sehen und Hören ist ebenso zu sagen: Weil es ein doppeltes Sehen gibt; ein geistiges und körperliches, und das erstere das zweite unendlich übertrifft, einmal, weil es (alles) durchdringt, dann auch, weil es durch die Größe der Entfernung nicht gemindert wird, nach der Kraft des Lichtes, welches ihm dient –: Darum ist zu sagen, daß ein Engel, sei es nun ein guter, sei es ein schlechter, auf keine Weise durch die Augen des angenommenen Körpers sieht, noch ihm etwas Körperliches dient, wie ihm doch beim Sprechen die Luft und die Stoßung der Luft zur Erzeugung des Tones und weiter zur Vervielfältigung bis zu den Ohren des Hörenden dient. Daher sind ihre Augen nur gemalte Augen. Sie zeigen sich aber gern den Menschen unter solcher Gestalt, daß sie ihnen durch solche Werke ihre Eigenschaften, die sie von Natur haben, und die Kunst, geistig zu sprechen, offenbarten. Daher sind auch den heiligen Vätern oft nach Gottes Verordnung und mit seiner Zulassung heilige Engel erschienen. – Den bösen Menschen offenbaren sie sich, damit dieselben ihre Eigenschaften kennenlernen und sich ihnen zugesellen, hier zur Schuld und dort zur Strafe. Daher sagt auch Dionysius, Coelest. Hierarch. am Ende: „Aus allen Teilen des menschlichen Körpers lehrte der Engel seine Eigenschaften erwägen.“ Schließlich sagen wir: Da das körperliche Sehen die Handlung eines lebenden Körpers vermittels eines körperlichen Werkzeuges ist, deren die Dämonen an sich entbehren, so haben sie in den angenommenen Körpern wie ähnliche Glieder, so auch ähnliche Handlungen.
Aehnlich können wir sprechen von dem Hören des Dämonen, das viel höher ist als das körperliche, weil der Dämon den Gedanken des Geistes und die Sprache der Seele genauer erkennen kann als der Mensch, der den Gedanken nur ausdrücken hört durch Worte. Siehe S. Thomas, Sent. II, 8. Wenn nämlich der geheime Wille des Menschen in seiner Miene gelesen wird, und aus der Bewegung des Herzens und der Art des Pulsschlages von den Aerzten die Leidenschaft der Seele erkannt werden, um so mehr doch von den Dämonen.
Was aber das Essen betrifft, so müssen wir sagen, daß zum vollständigen Begriffe des Essens vier Dinge gehören: Zerteilung der Speise im Munde und Beförderung in den Körper; dann die Kraft des Körpers, der fähig ist zu verdauen, und viertens, die geeigneten Nahrungsstoffe dem Körper zuzuführen und das Ueberflüssige auszuscheiden. Alle Engel können beim Essen in den angenommenen Körpern das erstere und zweite tun, das dritte und vierte aber nicht, sondern an Stelle der verteilenden und ausscheidenden Kraft steht eine andere, durch welche die Speise sofort in die vorliegende Materie aufgelöst wird.
Auch Christus hatte wirkliches Essen, indem er die nährende und teilende Kraft besaß, aber er verbrauchte die Speise nicht für seinen Leib, da diese Kräfte, wie auch der Leib verklärt waren; darum ward auch die Speise im Körper sofort aufgesaugt, wie wenn man Wasser ins Feuer gösse.
Wie in der Jetztzeit die Hexen mit den Incubi fleischliche Handlungen verüben und wie sie dadurch vermehrt werden.
Bezüglich der fleischlichen Handlungen aber, die sie mit den Hexen als Incubi in angenommenen Körpern verüben, worüber als eine Hauptsache gehandelt wird, ist nach dem Vorausgeschickten keine Schwierigkeit vorhanden, es müßte denn jemand zweifeln, ob die gegenwärtigen Hexen auf solche Unflätereien erpicht sind, und ob die Hexen aus diesen Unflätereien hervorgegangen sind.
Zur Beantwortung dieser beiden Zweifel, und zwar des ersten müssen wir sagen: Was alles von den früheren Hexen, ungefähr 1400 Jahre vor der Fleischwerdung des Herrn, geschehen ist, ob sie nämlich schon in jener Zeit auf solche Unflätereien erpicht waren, wie die jetzigen Hexen – das ist unbekannt, und zwar deshalb, weil die Geschichte niemals berichtet, was jetzt die Erfahrung gelehrt hat. Daß es immer Zauberer gegeben und durch ihre schändlichen Werke sehr viel Schaden den Menschen, Tieren und Feldfrüchten erwachsen ist, ebenso daß es auch Incubi und Succubi gegeben hat, kann niemand bezweifeln, der die Geschichte eifrig studiert, da die Ueberlieferungen der Kanones und heiligen Väter sehr vieles über jene aus vielen Jahrhunderten zur Nachwelt gebracht und überliefert haben; mag auch der Unterschied bestehen, daß die Incubi in den entlegeneren Zeiten den Weibern gegen ihren Willen nachgestellt haben, wie Nider in seinem Formicarius und Thomas Brabantinus in seinem Buch de univers. bono oder auch de apibus sehr viel davon berichtet.
Mit dieser Feststellung aber, daß die heutigen Hexen mit solchen teuflischen Unflätereien besudelt seien, stimmt nicht nur unsere Meinung überein, sondern auch die offenen Zeugnisse der Hexen selbst, die alles das glaublich gemacht haben; daß sie sich nämlich nicht mehr, wie früher, unfreiwillig, sondern freiwillig und zum Vergnügen in einer so scheußlichen Sache elender Knechtschaft unterwerfen. Wie viele nämlich von uns in den verschiedenen Diözesen dem weltlichen Arme zur Bestrafung überlassen sind, besonders in der von Konstanz und in der Stadt Ravensburg, haben viele Jahre an solchen Unflätereien gehangen, einige vom zwanzigsten, andere vom zwölften, noch andere vom dreißigsten Jahre an, und zwar immer mit ganzer oder teilweiser Verleugnung des Glaubens: Zeugen sind alle dortigen Bürger. Denn ohne die geheim Bußfertigen, die wieder gläubig geworden, sind in fünf Jahren nicht weniger als 48 dem Feuer überliefert worden. Doch war diesen nicht so geglaubt, als denen Glaube geschenkt wurde, die reuig umgekehrt waren. Alle stimmten aber darin überein, daß sie solche Unflätereien betreiben mußten zur Mehrung dieser Schandrotte. Hierüber wird auch absonderlich im dritten Teile des Werkes gehandelt werden, wo ihre einzelnen Taten beschrieben werden: abgesehen davon, was unser Kollege, der Inquisitor von Como, in der Grafschaft Burbia vollbrachte, der im Zeitraume eines Jahres, 1485, 41 Hexen verbrennen ließ; und alle sagten offen, daß sie solchen Unflätereien nachgegangen seien. Es steht also fest, sei es durch eigene Erfahrung mit Ohr und Auge, sei es durch den Glauben an die Erzählungen würdiger Männer.
Bezüglich des zweiten Punktes, wo die Schwierigkeit entsteht, ob die Hexen aus diesen Unflätereien ihren Ursprung genommen, können wir nach Augustinus sagen, daß es schlechterdings wahr sei, daß alle abergläubischen Künste aus der pestbringenden Gemeinschaft der Menschen und Dämonen ihren Ursprung genommen haben. So sagt er nämlich de doctrin Christ. I, und zwar steht es 26, qu. 2.: „Alle derartigen Künste eines ungereimten oder schädlichen Aberglaubens, aus einer Art pestbringender Gemeinschaft der Menschen und Dämonen und gleichsam ruchlosem und hinterlistigem Freundschaftsbündnis entstanden, sind durchaus zu bekämpfen.“ Danach ist es offenbar, daß, wie es verschiedene Arten des Aberglaubens oder der Zauberkunst gibt, so auch ihre Bündnisse verschieden sind; und wie die Art der Hexen unter den vierzehn Arten jener Kunst die schlechteste ist, weil sie nicht auf einen schweigenden, sondern einen ausdrücklichen Pakt sich stützt, ja noch mehr, weil die Hexen durch Verleugnung des Glaubens den Dämonen selbst Götzenverehrung darzubringen haben, so haben sie auch in dem Verkehr mit ihnen die scheußlichste Gemeinschaft, nach der Art der Weiber, die immer an Eitlem sich erfreuen. – Man sehe ferner S. Thomas, Sent. II, 4, 4, bei der Lösung eines Argumentes, wo er fragt, ob die auf diese Weise von solchen Dämonen Gezeugten stärkere Kraft besäßen, als die anderen Menschen, und antwortet, dies sei mit ja zu beantworten, nicht nur nach dem Texte der Schrift, Genesis VI, „Diese wurden Gewaltige in der Welt usw.“, sondern auch aus dem Grunde, weil die Dämonen die Kraft des überkommenen Samens wissen können; erstens aus der Beschaffenheit dessen, von welchem derselbe überkommen ist; zweitens (kennen sie besser als andere) das Weib, das zur Aufnahme jenes Samens (besonders) geeignet ist; drittens (kennen sie) die Konstellation, die bei körperlichen Handlungen mitwirkt; und viertens, können wir noch nach ihren eigenen Worten hinzufügen, kennen sie auch die für die ihm entsprechenden Betätigungen beste Komplexion des Gezeugten. Wenn alles dies so zusammenkommt, wird geschlossen, daß solche also Gezeugten stark und gewaltig am Leibe sind.
Also zur Sache: Wenn gefragt wird, ob die Hexen aus solchen Unflätereien entstanden seien, so sagen wir: Ihren Ursprung haben sie schlechterdings aus der pestbringenden Gemeinschaft genommen, wie sich aus der ersten Anmerkung ergeben hat: vermehrt aber haben sie sich nicht durch jene Unflätereien, was niemand nach der zweiten Anmerkung leugnen kann, da die Dämonen nicht der Lust, sondern des Verderbens halber derlei tun. Es wird also folgende Ordnung herrschen: Ein Succubus überkommt von einem schändlichen Manne Samen; ist jener eigens diesem Mann zugeordnet, und will sich nicht bei der Hexe zum Incubus machen, so wird jenen Samen derjenige Dämon dem Weibe oder der Hexe überbringen, der derselben zugeordnet ist; und zwar wird er sich bei der Hexe zum Incubus machen unter einer bestimmten Konstellation, die ihm dienlich ist, so daß ein also Geborener (oder eine also Geborene) an Kräften stark zur Vollbringung von Hexentaten werden wird.
Es hindert nicht, daß die, von denen der Text spricht, nicht Hexen waren, sondern bloß Giganten und berühmte, mächtige Männer: Weil, wie oben gesagt ist, Hexentaten nicht vollbracht wurden zur Zeit des Naturgesetzes, und zwar wegen der noch frischen Erinnerung an die Schöpfung der Welt. Daher konnte Götzendienst keinen Raum haben. Aber als die Bosheit der Menschen wuchs, fand der Teufel größere Gelegenheit, solche Art von Schändlichkeit zu säen. Aber auch jene Ausdrücke können nicht zum Besten der Tugend verstanden werden, wo sie vorgebracht werden: denn es hieß ja, es seien „berühmte Männer gewesen“.
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Ob der Incubus die Hexe immer mit Ergießung des Samens besucht.
Auf die Frage, ob immer mit Ergießung des Samens usw., wird geantwortet: Da jener tausend Arten und Künste zu schaden hat, da er ja seit seinem Falle die Einheit der Kirche zu vernichten und das Menschengeschlecht ihr auf alle Weise zu entfremden sucht, XVI, qu. 2, so kann darüber eine unfehlbare Regel nicht gegeben werden, sondern nur eine annehmbare Unterscheidung, nämlich, daß die Hexe bejahrt und unfruchtbar ist oder nicht; wenn so, dann ohne Ergießung des Samens, da es ja nichts wirken würde und der Dämon in seinen Werken, soviel er kann, Ueberflüssiges vermeidet, so wie er von Natur sich an die Hexe heranmacht. Ist sie nicht unfruchtbar, so macht er sich an die Hexe, um ihr Ergötzung zu schaffen; ist sie der Schwängerung fähig, und kann er bequem von einem Manne vergossenen Samen haben, dann zögert er nicht, mit ihm zu ihr zu gehen, um die Leibesfrucht zu infizieren.
Wenn aber jemand fragen sollte, ob er den durch nächtliche Pollution ergossenen Samen ebenso sammeln könne, wie den durch fleischlichen Umgang erhaltenen, so kann ein einleuchtender Grund gegeben werden, daß es nicht möglich ist, mag auch anderen das Gegenteil scheinen. Denn man bemerke wohl, daß die Dämonen, wie vorausgeschickt, die Zeugungskraft des Samens beachten; und solche Kraft wird im Samen durch den Beischlaf mehr ausgebreitet und bewahrt, während der Samen durch die nächtliche Pollution geschwächt wird, da er nur aus den überflüssigen Säften und nicht mit solcher Zeugungskraft abgelassen wird. Daher glaubt man, daß sich der Dämon desselben weniger zur Zeugung von Nachkommenschaft bedient; er müßte denn merken, daß jene Kraft dem Samen (noch) innewohnte. Aber auch das können wir keineswegs leugnen, daß, wenn eine verheiratete Hexe durch den Mann geschwängert ist, der Incubus auch durch Vermischung mit anderem Samen die empfangene Frucht infizieren kann.
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Ob der Incubus lieber zu der einen als zu der anderen Zeit wirke; ebenso betreffs des Ortes.
Auf die Frage, ob er Zeit und Ort beobachte, ist zu sagen, daß er außer der Beobachtung der Zeiten bezüglich der Konstellationen, die er beobachtet, wenn er zur Infektion der Leibesfrucht schreiten will, auch bestimmte Zeiten beobachtet, wenn er nicht um der Infektion willen, sondern um der Hexe Fleischeslust zu erregen handelt: und das sind die heiligen Zeiten des ganzen Jahres: Weihnachten, Ostern, Pfingsten und andere Festtage. Und das tun sie aus drei Gründen: erstens, damit die Hexen auf diese Weise nicht nur treulos durch Abfall vom Glauben seien, sondern auch das Verbrechen der Gotteslästerung begehen, woran die Dämonen selbst sich ergötzen, damit der Schöpfer noch mehr beschimpft werde, und die Hexen ärger an ihren Seelen verdammt werden. Der zweite Grund ist, daß Gott, wenn er auf diese Weise besonders schwer beschimpft wird, ihnen größere Macht läßt gegen die Menschen zu wüten und sie, wenn es Unschuldige sind, an Leib und Gut zu schädigen. Denn wenn es heißt: „Der Sohn wird die Unbilligkeiten des Vaters nicht zu tragen haben“, so ist dies von der ewigen Strafe zu verstehen; mit zeitlicher Strafe aber werden sehr oft Unschuldige wegen fremder Vergehen gestraft, daher auch Gott an einer anderen Stelle ruft: „Ich bin ein starker, eifriger Gott, der die Sünden der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied.“ Eine solche Strafe zeigte sich auch an den Söhnen der Sodomiter, die wegen der Verbrechen der Väter verschüttet wurden. – Der dritte Grund ist, daß sie mit größerer Leichtigkeit um so mehr Frauen und besonders junge Mädchen zu Falle bringen, die, wenn sie sich an Festtagen besonders in Muße und Neugier ergehen, um so leichter von Hexenvetteln verführt werden: wie es sich in der Heimat des einen von uns beiden Inquisitoren (denn ihrer zwei stellen wir dies Werk zusammen) zutrug. Nämlich ein junges Mädchen, und zwar eine fromme Jungfrau, ward an einem Festtage von einer Vettel aufgefordert, mit ihr die Treppe hinauf in die Kammer zu gehen, weil sich dort sehr hübsche Jünglinge eingeschlossen befänden; und da sie zusagte, stiegen sie zusammen hinauf. Die Alte ging voran und sagte noch dem Mädchen, sie solle sich nicht mit dem Zeichen des Kreuzes schützen. Wenn sie das auch zusagte, so schützte sie sich doch heimlich mit diesem Zeichen. Daher kam es, daß, als sie oben waren, die Jungfrau niemand erblickte, weil die dort befindlichen Dämonen ihre Anwesenheit in angenommenen Körpern nicht zeigen konnten. Da sprach die Alte fluchend zur Jungfrau: „Geh in aller Teufel Namen: warum hast du dich bekreuzt?“
Dies erfuhr ich aus dem reinen Geständnisse jener Jungfrau.
Es kann auch noch ein vierter Grund angeführt werden, daß sie so die Menschen leichter verführen, die, während sie erwägen, daß jenen solches von Gott an heiligen Tagen zugelassen wird, nicht meinen, daß es so schlimm sei, wie wenn sie es an solchen Tagen nicht tun könnten. –
Betreffs des Ortes aber, ob sie derlei mehr an bestimmten Orten ausüben, ist zu sagen, daß es nach Worten und Taten der Hexen feststeht, daß sie jene Unflätereien an heiligen Orten überhaupt nicht ausüben können. Hier zeigt sich deutlich die Macht des Engelschutzes, wegen der Heiligkeit jenes Ortes. Und was mehr ist, sie behaupten, sie hätten niemals Ruhe, außer an Gottestagen, wenn sie in der Kirche gewesen seien, und deshalb gehen sie schnell hinein und langsam hinaus, mögen sie auch sonst nach der Unterweisung der Dämonen ganz schlechte Zeremonien zu beobachten haben: nämlich bei der Emporhebung (des Leibes Christi) auf die Erde zu spucken, oder ganz scheußliche Gedanken durch Worte oder auch ohne Worte auszudrücken, wie: möchtest du hier oder dort sein, usw., wie es im dritten Teile berührt werden soll.
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Ob (die Incubi und Succubi) wie für die Hexe, so auch für die Umstehenden sichtbar auftreten?
Auf die Frage, ob sie sichtbar oder unsichtbar solche Unflätereien miteinander treiben, ist zu sagen, was uns die Erfahrung gelehrt hat, daß, wenn auch der Incubus immer sichtbar für die Hexe handelt, so daß es für ihn wegen des ausdrücklich mit ihm geschlossenen Paktes nicht nötig ist, sich unsichtbar zu nähern, bezüglich der Umstehenden zu sagen ist, daß oft auf dem Felde oder im Walde Hexen auf dem Rücken liegend gesehen wurden, an der Scham entblößt, nach der Art jener Unflätereien die Glieder in Ordnung, mit Armen und Schenkeln arbeitend, während die Incubi unsichtbar für die Umstehenden wirkten, mochte sich auch am Ende des Aktes ein ganz schwarzer Dampf in der Länge eines Mannes von der Hexe in die Luft erheben; aber das nur sehr selten. Und weshalb jener Tausendkünstler es weiß, daß er die Sinne von Jungfrauen oder anderen Menschen entweder verlocken oder verändern könne, über diese Taten, und wie derartiges an vielen Orten, wie in Regensburg, auch in der Herrschaft derer von Rappolstein und in anderen Ländern geschehen, wird im zweiten Teile klar werden.
Aber auch das hat sich bestimmt ereignet, daß bisweilen vor den sichtlichen Augen der Gatten die Succubi, die diese jedoch nicht für Dämonen, sondern für Männer hielten, mit ihren Weibern solches verübt, und während sie nach Waffen griffen und sie durchbohren wollten, verschwand der Dämon, indem er sich unsichtbar machte. Daher spotteten auch die Weiber, die manchmal selbst verwundet wurden, wenn sie die Hände oder Arme ausstreckten; sie schalten ihre Männer, ob sie denn keine Augen hätten oder ob sie von Dämonen besessen wären?
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Daß die Incubi nicht nur die Weiber beunruhigen, die aus solchen Unflätereien entstanden oder ihnen von Hebammen geopfert sind; sondern alle ohne Unterschied, mit größerem oder geringerem Liebesgenuß.
Endlich aber kann zum Schluß gesagt werden, daß die Incubi nicht nur den Weibern nachstellen, die aus solchen Unflätereien entsprossen oder ihnen von Hebammen geopfert worden sind, sondern daß sie mit aller Macht nach jedweden besonders heiligen Jungfrauen gieren; und zwar machen dabei die Hexen des betreffenden Landes oder Ortes die Versucherinnen und Kupplerinnen. Denn das hat die Erfahrung, die große Lehrmeisterin, gelehrt, da denn in Ravensburg einige Verbrannte vor dem letzten Gerichte ähnliches sagten, daß ihnen nämlich von ihrem Meister ans Herz gelegt sei, mit allen Mitteln an der Verführung heiliger Jungfrauen und Witwen zu arbeiten.
Ueber die Frage, ob der Liebesgenuß mit den Incubi in angenommenen Körpern größer oder geringer sei als ceteris paribus mit Männern mit wahren Körpern, ist zu sagen: Mag die natürliche Ordnung es nur wenig erhärten, daß er groß sei, da das Aehnliche (nur) zu dem Aehnlichen paßt, so scheint doch jener Tausendkünstler, wenn er das nötige Aktive dem nötigen Passiven, wenn nicht in Natur, so doch mit den Eigenschaften in Hitze und einem gewissen Maße mischt, durchaus keine kleine Lust zu erwecken. Aber hierüber wird sich im folgenden mehr Klarheit bezüglich der Eigenschaften des weiblichen Geschlechtes ergeben.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: in