Zum Inhalt springen

Der Hexenhammer (1923)/Erster Teil, Zehnte Frage

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
<<< Erster Teil, Zehnte Frage >>>
{{{UNTERTITEL}}}
aus: Der Hexenhammer (1923)
Seite: {{{SEITE}}}
von: [[{{{AUTOR}}}]]
Zusammenfassung: {{{ZUSAMMENFASSUNG}}}
Anmerkung: {{{ANMERKUNG}}}
Bild
[[w:{{{WIKIPEDIA}}}|Artikel in der Wikipedia]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[[Index:{{{INDEX}}}|Wikisource-Indexseite]]
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Ob sich die Hexen mit den Menschen zu schaffen machen, indem sie sich durch Gaukelkunst in Tiergestalten verwandeln, zehnte Frage.

Viertens wird jene Wahrheit gezeigt, da sie auch Menschen in Tiere verwandeln: Wie das geschehe? Es wird bewiesen, daß es unmöglich geschehen könne: XXVI, 5, Episc. ex concil. Acquir.: „Wer da glaubt, es sei möglich, daß irgendeine Kreatur entweder in einen besseren oder schlechteren Zustand verwandelt oder in eine andere Gestalt oder ein anderes Bildnis verändert werde, außer vom Schöpfer selbst, der alles gemacht hat und durch den alles gemacht ist, der ist ohne Zweifel ein Ungläubiger und schlimmer als ein Heide.“

Gebrauchen wir die Argumente des S. Thomas, Sentent II, ob die Dämonen auf die körperlichen Sinne einen Eindruck machen könnten durch gauklerische Täuschung, wo zuerst bewiesen wird: Nein. Denn jene Tiergestalt, wie sie erscheint, muß irgendwo sein, aber sie kann doch nicht sein im Sinne, weil der Sinn nur die von den Dingen empfangene Gestalt zeigt; und dort ist kein wirkliches Tier, nach der Autorität des angeführten Kanon, noch auch kann es sein in dem Dinge, als welches es erscheint, z. B., daß ein Weib als Tier erscheint: Weil zwei substantielle Formen nicht in ein und derselben Stelle zugleich und auf einmal sein können. Da also jene Tiergestalt, wie sie erscheint, nirgends sein kann, so kann keine gauklerische Betrügerei im Auge des Sehenden stattfinden, da das Sehen notwendig durch eine Gestalt bestimmt werden muß.

Ferner: Wenn es heißt, jene Gestalt sei in der umgebenden Luft, so kann das nicht sein, einmal, weil die Luft für eine Gestalt oder Figur nicht empfänglich ist; dann auch, weil nicht immer ein und dieselbe Luft um jene Person herum bleiben kann wegen ihrer Beweglichkeit, besonders wenn sie erregt ist; ferner, weil die Verwandlung so von allen gesehen würde, was jedoch nicht geschieht, weil die Dämonen wenigstens das Gesicht der heiligen Männer nicht täuschen zu können scheinen.

Ferner ist der Gesichtssinn oder die Sehkraft eine leidende Kraft: Aber jedes Leidende wird bewegt von dem entsprechenden Handelnden. Das dem Sinne entsprechende Handelnde ist doppelt: Einmal gleichsam die Handlung hervorbringend, das Objekt, zweitens das wie ein Vermittelndes Ueberbringende: Aber jene Gestalt, die gesehen wird, kann nicht das Objekt des Sinnes sein, noch auch das Vermittelnde, gleichsam Ueberbringende. Ueber den ersten Punkt, nämlich, daß es nicht das Objekt sein kann: Weil es von keiner Sache genommen werden kann, wie im vorigen Argumente festgestellt ist, da es nicht von einer aufgenommenen Sache im Sinne ist, noch in der Sache selbst, noch auch in der Luft selbst, als dem Vermittelnden, Ueberbringenden, wie vorher, im dritten Argumente festgesetzt ist.

Ferner: Wenn der Dämon die innere Erkenntniskraft besitzt, tut er es, indem er sich entweder der Erkenntniskraft aussetzt, oder er tut es, indem er verwandelt. Er tut es aber nicht, indem er sich ihr aussetzt, weil es nötig wäre, daß er einen Körper annähme, und so könnte er nicht hinein zu den Organen der Einbildungskraft gelangen, da zwei Körper nicht zugleich an demselben Orte sind; noch auch durch Annahme von Wahngestalt, was auch nicht sein kann, weil eine Wahnvorstellung nicht ohne Qualität ist, der Dämon aber jeglicher Qualität entbehrt. Ebensowenig kann er es tun durch Verwandeln, weil er entweder verwandelt durch Andersgestaltung, was er nicht tun zu können scheint, weil jede Andersgestaltung geschieht durch aktive Eigenschaften, deren die Dämonen entbehren; oder er verwandelt durch Umgestaltung oder durch örtliche Bewegung, was unzulässig scheint aus zwei Gründen: Erstens, weil eine Umgestaltung des Organs nicht geschehen kann ohne Gefühle des Schmerzes; zweitens, weil danach der Dämon dem Menschen nur bekanntes zeigen würde, während doch Augustinus sagt, daß er derartige Formen, bekannte und unbekannte, zeigt. Daher scheint es, daß die Dämonen auf keine Weise die Einbildung oder den Sinn des Menschen täuschen können.

Aber dagegen sagt Augustinus de civ. dei. XVIII, daß die Verwandlungen der Menschen in Tiere, die durch die Künste der Dämonen geschehen sein sollen, nicht in Wahrheit, sondern nur dem Scheine nach vorhanden gewesen sind. Dies könnte aber nicht möglich sein, wenn die Dämonen nicht die menschlichen Sinne verändern könnten. Ferner paßt hierzu auch die Autorität des Augustinus 83, was auch früher schon angeführt ist: „Dies Uebel des Teufels schleicht durch alle Zugänge des Sinnes“ usw.

Antwort. Wenn der Leser über die Art der Verwandlung sich unterrichten will, so wird er in diesem Werke, im zweiten Teile, cap. 6, verschiedene Arten finden. Für jetzt wollen wir nur schulmäßig vorgehen und die Meinungen dreier Gelehrten anführen, die darin übereinstimmen, daß der Teufel die Phantasie des Menschen täuschen kann, daß der Mensch als wahres Tier erscheint. Unter ihnen ist die letzte, und zwar die von S. Thomas, gelehrter als die anderen: die erste ist die von Antonius, Summa 1, tit. 5 c. § 5, der erklärt, daß der Teufel manchmal die Phantasie des Menschen zum Zwecke der Täuschung bearbeite, besonders aber die Sinne; und er erklärt es auf natürliche Weise, durch die Autorität des Kanon und vielfache Erfahrung.

Erstens so: Die Körper sind natürlicherweise der Engelsnatur untergeben und gehorsam, was die örtliche Bewegung betrifft. Wenn nun auch die bösen Engel die Gnade verloren haben, so doch nicht die natürliche Macht, wie oben öfters gesagt ist. Wenn nun die Phantasie oder Einbildungskraft körperlich, d. h. einem körperlichen Organe angeheftet ist, dann ist sie natürlicherweise auch den Bösen unterworfen, so daß sie dieselbe durch Verursachung verschiedener Vorstellungen infolge des von ihnen hervorgebrachten Herabfließens der Säfte und Geister nach dem Sitze der Sinne verwandeln können.

So Antonius. Er fügt noch hinzu: „Es ist auch klar aus dem Kanon Episc. XXVI, 5: ‚Es ist nicht unerwähnt zu lassen, daß einige verbrecherische Weiber, zum Satan hingewandt, durch der Dämonen Vorspiegelungen und Wahnbilder verleitet, glauben und gestehen, daß sie mit der Diana, einer Göttin der Heiden, oder mit der Herodias und einer ungeheuren Menge Weiber nächtlicherweile auf gewissen Tieren reiten und sehr große Länderstrecken im Schweigen der tiefen Nacht durchschweifen;‘ und weiter: ‚Deshalb müssen die Priester dem Volke Gottes predigen, sie wüßten, dies sei durchaus falsch, und nicht von einem göttlichen, sondern bösen Geiste würden derartige Wahngestalten in die Gemüter der Gläubigen gebracht, da der Satan selbst sich in die Gestalten und Bildnisse verschiedener Personen verwandelt und den Sinn, den er gefangen hält, unter Täuschung mit Träumen auf alle möglichen Abwege führt.“

Der Sinn dieses Kanon ist in der ersten Frage mit Rücksicht auf die vier Punkte, die zu predigen sind, festgestellt worden. Aber daß sie nicht imstande seien, auch zu reiten, wo sie dies wünschen und nicht durch Gottes Kraft gehindert werden, das wäre nicht der rechte Sinn, weil sehr häufig Menschen ohne ihren Willen, die auch keine Hexer sind, durch weite Länderstrecken getragen werden. — Aber daß es auf beide Arten geschehen kann, folgt aus der erwähnten Summa und aus dem Kanon nec mirum ca. q.

Augustinus erzählt, daß in den Büchern der Heiden geschrieben steht von einer Zauberin, mit Namen Circe, die die Gefährten des Odysseus in Tiere verwandelt hatte, was vielmehr durch zauberische Gaukeleien als in Wirklichkeit geschah, durch Veränderung der Phantasie der Menschen, wie dies auch aus mehreren anderen Beispielen ersichtlich. Man liest nämlich in den Lebensbeschreibungen der heiligen Väter, daß einst eine Jungfrau lebte, die einem gewissen Jüngling nicht willfährig war, als er sie zur Unzucht verführen wollte. Der Jüngling, ärgerlich hierüber, ließ die Jungfrau durch einen Juden behexen, worauf das Mädchen in eine Stute verwandelt ward, welche Verwandlung nicht wirklich geschah, sondern durch Täuschung seitens des Dämonen, der die Phantasie und den Sinn des Weibes und derer, die sie anblickten, veränderte, so daß sie als Stute erschien, während sie doch ein wirkliches Weib war. Sie ward zum Heiligen Macharius geführt, wo der Dämon nicht bewirken konnte, daß er dessen Sinn täuschte, wie den der anderen Leute, wegen seiner Heiligkeit. Denn ihm erschien sie als wahres Weib und nicht als Stute. Durch seine Gebete ward sie endlich von jener Täuschung befreit und sagte, dies sei ihr zugestoßen, weil sie sich nicht mit göttlichen Dingen befaßte, auch, wie sie sagte, die Sakramente nicht besuchte. Deshalb hatte der Teufel Macht über sie gewonnen, obwohl sie sonst ehrbar war.

Es kann also der Teufel durch die Bewegung der inneren Geister und Säfte einwirken auf die Veränderung der Handlung und Kraft der nährenden, fühlenden und trachtenden, wie jeder anderen Kraft des Körpers, die ein Organ besitzt, nach S. Thomas I, 91. So kann man glauben, daß es mit dem Zauberer Simon bei seinen Beschwörungen war, was von ihm erzählt wird.

Aber nichts von dem kann der Teufel tun ohne die Zulassung Gottes, der mit seinen guten Engeln häufig des Teufels Bosheit unterdrückt, der uns zu täuschen und zu schädigen sucht. Daher sagt Augustinus, wo er von den Hexen spricht: „Diese sind es, die mit Gottes Zulassung die Elemente verwirren und die Gemüter der Menschen stören, die zu wenig auf Gott vertrauen, [sic! vertrauen,“] XXVI, 5, nec mirum.

Durch ihr Werk geschieht es auch bisweilen durch Hexenkunst, daß ein Mann sein Weib nicht erkennen kann, und umgekehrt; und zwar kommt das durch Veränderung der Phantasie, durch Vorstellung des Weibes als etwas Häßliches und Scheußliches. Der Teufel zeigt auch den Wachenden und Träumenden sündhafte Phantasiegebilde, um sie zu täuschen und zum Bösen zu verführen. Aber weil die Sünde nicht in der Vorstellung, sondern im Willen besteht, deshalb sündigt der Mensch infolge solcher vom Teufel eingegebener Vorstellungen und verschiedener Erregungen nicht, wenn er nicht aus eigenem Willen in die Sünde willigt.

Die zweite Ansicht darüber ist die der modernen Gelehrten, welche erklären erstens, was Gaukelei sei und auf wieviel Arten der Dämon derartige Täuschungen verursachen könne. Hier merke, daß Antonius das anführt, was in der vorigen Frage 9 festgesetzt ist, weshalb es nicht nötig ist, das zu wiederholen.

Die dritte Meinung ist die von S. Thomas und ist die Antwort auf das Argument, wo gefragt wird, wo denn jene Tiergestalt sei, welche man sieht, ob im Sinne, oder in der Wirklichkeit, oder in der umgebenden Luft. Und zwar geht (diese Meinung) dahin, daß jene Tiergestalt, welche gesehen wird, zuerst nur im inneren Sinne vorhanden ist und durch starke Einbildung gewissermaßen auf die äußeren Sinne übergeht; und daß es dort stattfindet, kann durch die Handlung des Dämonen geschehen in zwiefacher Weise: Einmal, daß wir Tiergestalten nennen, was in der Schatzkammer der Einbildung aufgespeichert ist und durch die Handlung der Dämonen zu den Organen der inneren Sinne fließt. So geschieht es auch im Schlafe, wie oben erklärt ist; und wenn deshalb jene Gestalten die Organe des äußeren Sinnes erreichen, nämlich des Gesichtes, scheint es, als wären es gegenwärtige Dinge außerhalb von uns, und würden tatsächlich gefühlt.

Die andere Art kann geschehen durch Umwandlung der inneren Organe, durch deren Aenderung das Urteil des Sinnes getäuscht wird, wie es sich an dem zeigt, der einen verderbten Geschmack hat, so daß ihm alles Süße bitter erscheint: und ist wenig verschieden von der ersten. Das aber können auch Menschen tun, durch die Kraft gewisser Naturkörper, wie bei dem Aufsteigen eines gewissen Rauches die Balken des Hauses als Schlangen erscheinen; und viele derartige Erfahrungen lassen sich machen, wie auch oben festgestellt ist.

Lösung der Argumente: Betreffs der Argumente ist zum ersten klar, daß jener Text oft angeführt und schlecht ausgelegt wird. Denn mit Bezug darauf, daß er von einer Veränderung in eine andere Gestalt oder ein anderes Bildnis spricht, ist erklärt worden, wie dies durch Gaukelei geschehen kann. Aber mit Bezug darauf, daß er sagt, daß durch die Kraft eines Dämonen keine Kreatur gemacht werden könne, so ist es offenkundig, daß das nicht geschehen kann, wenn man „gemacht werden“ nimmt für „geschaffen werden“. Nimmt man aber „gemacht werden“ für natürliche Hervorbringung, so ist es sicher, daß (die Dämonen) gewisse unvollkommene Kreaturen machen können. Wie das geschieht, erklärt S. Thomas a. a. O. Denn er sagt, daß alle Verwandlungen der körperlichen Dinge, die durch irgendwelche natürlichen Kräfte geschehen können, zu denen Samen gehören, welche in den Elementen dieser Welt gefunden werden, nämlich in der Erde oder im Wasser, wie die Schlangen z. B. und Frösche dort ihren Samen zurücklassen, und dem ähnliches durch die Handlung der Dämonen gemacht werden können, durch Anwendung solcher Samen; wie wenn etwas sich in Schlangen verwandelt oder in Frösche, die durch Fäulnis entstehen können.

Aber jene Verwandlungen der Körperwelt, die nicht durch die Macht der Natur geschehen können, die können auch auf keine Weise durch die Handlung der Dämonen vollbracht werden, wenigstens nicht in Wahrheit, wie z. B., daß ein Menschenleib sich in einen Tierleib verwandelte, oder daß ein Leichnam aufwache, welches, falls es zu geschehen scheint, eben nur gauklerischer Schein ist; oder aber der Teufel zeigt sich im angenommenen Körper vor den Menschen.

Dies wird noch bestärkt: Denn Albertus de animal., wo er fragt, ob die Dämonen, oder sagen wir auch die Hexer, wirklich Tiere machen könnten, antwortet mit ja, mit Gottes Zulassung, und zwar unvollkommene Tiere; aber sie können es nicht im Augenblicke, wie Gott, sondern durch eine Bewegung, wenn auch plötzlich, wie es sich zeigt bei den Hexern Exod. VII: „Pharao berief die Weisen.“ Darüber sagt er: „Die Dämonen eilen durch die Welt und sammeln verschiedene Samen, und durch ihre Anwendung können verschiedene Gestalten hervorgehen.“ Und die Glosse sagt ebenda: „Wenn die Hexer durch Anrufung der Dämonen etwas erreichen wollen, eilen diese durch die Welt und sammeln plötzlich Samen von dem, um was es sich handelt; und so bringen sie mit Zulassung Gottes daraus neue Arten hervor.“ Das ist auch oben schon festgestellt.

Aber wenn hier die Schwierigkeit entstände, ob solche Taten der Dämonen Wunder zu nennen seien, so ist die Antwort klar aus dem Vorhergehenden, daß auch die Dämonen einige wirkliche Wunder tun können, auf welche die Kraft der Sondernatur sich erstrecken kann. Und mag derartiges wahr sein, so geschieht es doch nicht zur Erkenntnis des Wahren, in welchem Sinne die Werke des Antichrists Lügenwerke genannt werden können, weil sie geschehen zur Verführung der Menschen.

Klar ist auch die Lösung des anderen Argumentes, von dem Wesen der Gestalt. Die Gestalt des Tieres, das gesehen wird, ist nicht in der Luft, noch in der Wirklichkeit, wie sich zeigte, sondern im Sinne selbst, wie nach der Ansicht des S. Thomas oben erklärt ist.

Die Behauptung, daß jedes Leidende von dem entsprechenden Handelnden bewegt wird, wird zugegeben. Und wenn vorgebracht wird, daß jene Gestalt, welche gesehen wird, nicht der Gegenstand sein kann, der die Handlung bewirkt oder hervorlockt, deshalb nämlich, weil sie von keiner Sache entnommen werde, so wird gesagt, im Gegenteil gerade von einer Sache, weil von der Sinnesgestalt, aufbewahrt in der Vorstellung, die der Dämon herausführen und der Vorstellung oder auch der Sinneskraft darbieten kann, wie oben gesagt.

Zuletzt ist zu sagen, daß der Dämon die fühlende und vorstellende Kraft nicht verwandelt, indem er sich ihr aussetzt, wie gezeigt ist, sondern indem er sie verwandelt, nicht zwar anders gestaltet, außer mit Bezug auf die örtliche Bewegung, weil er nicht von sich aus neue Gestalten eindrücken kann, wie gesagt ist; sondern er verwandelt durch Umgestalten, d. h. durch die örtliche Bewegung; und dies wieder tut er, nicht durch Teilung der Substanz des Organes, weil sonst ein Gefühl des Schmerzes folgte, sondern durch Bewegung der Geister und Säfte.

Wenn aber weiter eingeworfen wird, daß daraus folgen würde, daß der Dämon dann dem Menschen in dem vorgestellten Gesichte nichts Neues darbieten könne, so ist zu sagen, daß „neu“ zwiefach verstanden werden kann: Einmal als ganz neu, sowohl an sich, als nach seinen Prinzipien; und danach kann der Dämon dem Menschen nichts Neues im vorgestellten Gesichte darbieten. Denn er kann nicht bewirken, daß ein Blindgeborener sich Farben, oder ein Taubgeborener sich Töne vorstellte. Dann heißt etwas „neu“ nach dem Gesichtspunkte des Ganzen, z. B. wenn wir sagen, es sei neu in der Vorstellung, daß jemand sich goldene Berge vorstellt, die er niemals gesehen hat, weil er jedoch sowohl Gold als auch Berg gesehen hat, so kann er sich durch natürliche Bewegung das Wahnbild eines goldenen Berges vorstellen; und auf diese Weise kann der Dämon der Vorstellung etwas Neues bieten.


Was von den Wölfen zu halten, die bisweilen Erwachsene, auch Kinder aus der Wiege rauben und fressen? Ob es auch durch Hexen und Gaukelkunst geschehe?

Nebenfrage von den Wölfen, die bisweilen Erwachsene und Kinder aus den Häusern rauben und fressen, wobei sie mit großer Schlauheit zu Werke gehen, so daß man sie durch keine Kunst oder Macht irgendwie verletzen oder fangen kann. — Es ist zu sagen, daß das bisweilen eine natürliche Ursache hat, bisweilen aber durch Gaukelkünste geschieht, indem es durch Hexen bewirkt wird. Ueber den ersten Fall spricht Albertus, de animal., und sagt, daß es aus fünf Ursachen geschehen könne: Manchmal infolge des Wachsens des Hungers, wie sich auch die Hirsche und andere Tiere bisweilen in die Nähe der Menschen wagen; manchmal infolge ihrer wilden Kräfte, und zwar in kalten Gegenden, und auch wenn sie Junge haben. — Aber weil dies nicht zur Sache gehört, sagen wir, daß es durch Täuschung seitens der Dämonen geschieht, wenn Gott wegen der Sünde ein Volk straft, nach Lev. XVI: „Wenn Ihr meine Gebote nicht tut, werde ich unter Euch die Tiere des Feldes schicken, die sollen Euch fressen und Eure Herden;“ Deut. XXXII: „Die Zähne der Bestien werde ich gegen sie schicken mit Wut.“

Aber auf welche Weise geschieht es? Sind es wahre Wölfe oder Dämonen in den so scheinenden Gestalten? Es wird gesagt, es sind wahre Wölfe, werden aber von Dämonen besessen, oder von ihnen angetrieben, auf zwiefache Weise: Einmal ohne Handlung von Hexen, wie es den zweiundvierzig Knaben erging, die von den zwei aus dem Walde hervorstürzenden Bären zerfleischt wurden, weil sie den Propheten Elisa verspottet hatten, indem sie riefen: „Kahlkopf, komm herauf“ usw.; ebenso war es mit dem Löwen, der den Propheten zerriß, weil er Gottes Befehl nicht ausführte, Könige I, 13: Ferner die Geschichte von dem Bischofe zu Wien, der vor der Himmelfahrt des Herrn einen öffentlichen Bettag einsetzte, weil Wölfe in die Stadt drangen und auf offener Straße die Leute zerrissen.

Dann geschieht es auch durch Gaukelei der Hexer, wie Guilelmus a. a. O. von einem Manne erzählt, der glaubte, er würde zu gewissen Zeiten in einen Wolf verwandelt, wo er sich in Höhlen verbarg. Denn dorthin ging er zu bestimmten Zeiten, und während er ruhig darin blieb, schien es ihm, daß er zum Wolfe geworden sei, umherlaufe und die Kinder zerrisse; er glaubte fälschlich, er wandle träumend umher, während das in der Tat nur ein Dämon wirkte, der einen Wolf besessen gemacht hatte; und er blieb so lange geistesgestört, bis man ihn geraubt im Walde liegen fand. Daran ergötzt sich der Dämon, daß er den Irrtum der Heiden, welche glaubten, Männer und alte Weiber würden in Tiere verwandelt, wieder auffrischt.

Daher kann man entscheiden, daß derlei durch besondere göttliche Zulassung und die Hilfe der Dämonen und nicht aus natürlichem Mangel geschieht, da sie durch keine Kunst oder Macht verwundet oder gefangen werden können, wie auch Vincencius, Spec. hist. VI, 40, erzählt: „In Gallien raubte vor Christi Fleischwerdung und vor dem punischen Kriege ein Wolf ein Schwert aus der Scheide zur Zeit der Vigilie.“