Der Gefangene (Erk)
Mäßig. | Mündlich, aus der Gegend von Frankfurt a. M. |
die wollten in die Fremd nein gehn; :|
|: dem Einen hats schlecht gegangen,
ein König nahm ihn gefangen,
gefangen nahm er ihn. :|
daß ich gefangen bin:
ein Brieflein das thäten sie mir schreiben
an die Herzallerliebste meine;
ja schreiben thäten sie bald.“
daß er gefangen saß:
da gieng sie mit Trauern und Weinen
zu Straßburg wol über den Rheine
bis vor des Hauptmanns Haus.
eine Bitt hab ich an euch:
den Gefangenen den sollt ihr mir schenken,
sein Leben soll ihm gedenken,
ja schenken sollt ihr mir ihn!‘‘‘
das kann und darf nicht sein;
der Gefangene und der muß sterben,
Gottes Reich soll er ererben,
ja sterben muß er bald!““
und spricht kein Wörtchen mehr;
sie gieng mit Trauern und Weinen
zu Straßburg wol über den Rheine
bis vor das Gefangenen-Haus.
es kann und darf nicht sein:
der Gefangene und der muß sterben,
Gottes Reich soll er ererben, –
ja sterben mußt du bald!‘‘‘ –
ein Tüchlein kreideweiß:
‚‚‚Nimm hin, du Hübscher und Feiner,
du Herzallerliebster meiner!
trockn ab den kalten Schweiß!‘‘‘
einen Ring vom feinsten Gold:
„Nimm hin, du Hübsche und Feine,
du Herzallerliebste meine!
den trag nach meinem Tod!“
wenn ichs nicht tragen darf?‘‘‘ –
„Leg ihn in Kisten und Kasten,
laß ihn ruhn, laß ihn risten und rasten
bis an den jüngsten Tag!“