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Der Botenlauf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Der Botenlauf
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 199
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
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Quelle: Google-USA* und Commons
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[199]

Der Botenlauf.

Blicke gen Himmel gewandt! Gebreitete flehende Arme!
     Murmeln und schallender Ruf! Knieende Mädchen und Fraun!
„Götter, beflügelt den Boten! Entscheidung! Lieber als Bangniß!
     Seit sich die Sonne erhob, ringen die Stadt und Tarquin.

5
Siehe, die Sonne versinkt! Mitkämpfer, Castor und Pollux!

     Denkt der verlassenen Fraun! Sendet den Boten geschwind!“
Horch! Achthufig Geklirr bergan! Zwei reisige Reiter!
     Schon am heiligen Quell spülen die Waffen sie rein.
Dann, zwei gewaltige Jünglinge, stehn auf der ragenden Burg sie,

10
     Gegen die schauernden Fraun hat sich der eine gekehrt:

„Freude, knospendes Mädchen! Entschlossene Römerin, Freude!
     Herrlicher Sieg ist erkämpft! Geht ihr entgegen dem Heer?“
Einer spricht’s, und der Andere lauscht, zu dem Bruder gewendet.
     Jetzt in das bleichende Licht springen die Rosse empor.

15
Einer der Jünglinge schwindet im Abend, es schwindet der andre,

     Denn wie ein liebendes Paar lassen die Brüder sich nicht.
Ueber der römischen Feste gewaltigem dunkelndem Umriß
     Hebt sich in dämmernder Nacht seliges Doppelgestirn.