Der Bettler (Hebel, 1803)
Siehe auch: Der Bettler (Werkausgabe 1834) |
En alte Ma, en arme Ma,
er sprichtich um e Wohlthat a!
e Stückli Brod ab euem Tisch,
wenns eue guete Willen isch!
In Sturm und Wetter arm und blos
gibore bini uf der Stroß,
und uf der Stroß in Sturm und Wind
erzogen, arm, e Bettelchind.
und d’ Eltere sin gstorbe gsi,
se hani denkt: Saldate-Tod
isch besser, weder Bettelbrod.
I ha in schwarzer Wetternacht
i bi bym Paschal Paoli
in Corsika Draguner gsi,
und gfochte hani, wie ne Ma,
und Bluet an Gurt und Sebel g’ha.
i bi in zwenzig Schlachte gsi,
und ha mit Treu und Tapferkeit
dur Schwerdt und Chugle ’s Lebe treit.
Z’lezt hen sie mi mit lahmem Arm
He jo, dur Gotts Wille!
Vergeltsder Gott, und dankder Gott
du zarten Engel wiiß und roth,
und geb der Gott e brave Ma!
Hesch öbben au e Schatz im Zelt,
mit Schwerdt und Roß im wite Feld?
Biwahr di Gott vor Weh und Leid,
und geb dim Schatz e sicher Gleit,
’s goht ziemli scharf vor Mantua,
’s cha sy, i chönnt der Meldig ge.
Was luegsch mi a, und wirsch wie Schnee,
und seisch nit: „Henk di Bettelgwand
Jez bschau mi recht, und chennsch mi no?
Geb Gott, i seig Gottwilche do!
Her Jesis, der Friedli, mi Friedli isch do!
Gottwilche, Gottwilche, wohl chenni di no!
uf duftige Matten, im schattige Wald.
Wohl het di bigleitet mi b’chümmeret Herz
dur Schwerdter und Chugle mit Hofnig und Schmerz,
und briegget und bettet. Gott het mer willfahrt,
Wie chlopfts mer im Buese, wie bini so froh!
O Muetter, chumm weidli, mi Fridli isch do!