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Das treueste Herz

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Textdaten
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Autor: Albert Traeger
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Titel: Das treueste Herz
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 9, S. 113
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[113]
Das treueste Herz.

Ich höre trauern euch und klagen,
Daß kalt die Welt und liebeleer,
Und mitleidsvoll muß ich euch fragen:
Habt ihr denn keine Mutter mehr?

5
Habt ihr die Mutter schon vergessen,

Das treue Herz, d’ran ihr geruht,
Den Schooß, d’rin ihr so weich gesessen,
So sicher, wie in Gottes Hut?

Die Mutter seht mit süßen Schauern,

10
Die auf dem Arm ihr Kindlein trägt:

So lange wird die Liebe dauern,
So lang’ ein Mutterherz noch schlägt!
O Mutterherz, du Born der Milde,
Du gottgeweihter, heil’ger Ort,

15
Haßt auch die Welt, die rauhe, wilde,

In dir weilt still die Liebe fort!

Du lebst nur in des Kindes Leben,
Sonnst dich in seiner Freuden Glanz,
Sein Leiden nur macht dich erbeben,

20
Und deiner selbst vergißt du ganz.

Gequält, gemartert und zerstochen,
Liebst du im herbsten Schmerze noch,
Vom Kinde frevelnd selbst gebrochen,
Im Brechen segnest du es doch!

25
Drum, hält euch Gram und Leid umfangen,

Seid eigner Schuld ihr euch bewußt,
So lehnt die thränenfeuchten Wangen
An eurer Mutter treue Brust.
Und ist die Mutter euch geschieden,

30
Weint ihr allein in finstrer Nacht,

O glaubt: ihr Herz ließ sie hienieden,
Es hält bei ihrem Kinde Wacht!

 Albert Traeger.