Das Wiedersehen am Brunnen (Erk, Variante 2)
Mäßig. | Mündlich, aus der Gegend von Meiningen und dem Coburgischen. |
wol um der Jungfern willen. :|
|: Er gieng vor ihr Schlafkämmerlein:
„Steh auf, mein Schatz, und laß mich ein
ich hab schon lang gestanden.“ :|
rein darf ich dich nicht lassen;
doch schwörest du mir sieben Eid,
daß dich Niemand gesehen hat,
so will ich rein dich lassen.‘‘‘
sie sind mir viel zu schwere;
s dürft Einer in der Ecke stahn
und mich und dich gesehen han,
wir Beide wärn verrathen.“ –
sie sang mit heller Stimme:
Wer jetzt bei seim Feinsliebchen leit,
der steh nur auf, s ist hohe Zeit,
der Tag kommt angegangen.
das Mägdlein holte Wasser;
sie gieng wol über ein schmalen Steg,
da begegnet ihr des Jägers Knecht:
„Feinslieb, wie hast geschlafen?“
das darf ich dir wol sagen:
Ich hab geschlafn in Liebes-Arm,
ich hab geschlafn, daß Gott erbarm!
mein Ehr hab ich verschlafen.‘‘‘
du sollst dich meiner halten;
hättst du dein Kämmerlein zugeschlossn
und hättst den Knabn nicht eingelassn,
dein Ehr hättst du behalten.
die mein hab ich behalten;
denn vor gethan und nach bedacht,
hat Manchen in groß Leid gebracht:
man hats gehört von Alten.“
(Mehrfach mündlich und nach einem flieg. Bl. um 1790. „Hier neue weltliche Lieder. [Das 4.] Gedruckt in diesem Jahr Da der Mertz vorm April war.“ etc. – Vgl. im Frankf. „Lieder-Büchlein“ vom J. 1582 u. 1584. Nr. 204: „Es war einmal ein junger Knab“ etc. und „Des Knaben Wunderhorn.“ [1806.] I, 317. – Vgl. auch L. Erk, „Die deutschen Volkslieder.“ B. I, H. 5, S. 62, Nr. 56.)
1. Gassaten, kassaden, volksthümlich für gassatim, in der Abenddämmerung spazierend. – 3, 3. s dürft Einer in der Ecke stehn und dich und mich beisammen sehn. – 5, 1. Und als es nun der Tag anbrach.