Zum Inhalt springen

Das Verdienst

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Johann Gottfried Herder
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Verdienst
Untertitel:
aus: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung) S. 15–16
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1793
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Gotha
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google = Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
Das Verdienst.


Das Verdienst war Vater vieler Kinder, und doch schien es sich um ihr Fortkommen am wenigsten zu bekümmern.

Geschlecht und Reichthum stellten ihm vor, es möchte doch aus dem Beispiel Derer Klugheit lernen, die von ihrer prächtigen Hoffnung so tief hinabgesunken seyn; aber das Verdienst pries seine Thaten, die viel zu groß seyn, als daß sie auch in Nachkommen vergessen werden könnten. Es bliebe ja, meinte es, der Welt nicht nur sein Name, sondern auch Denkmale seiner Arbeiten, seines Verstandes, seiner Nutzbarkeit zurück, die für die Seinigen wohl sorgen würden.

Die Politik lachte. „Weiß der Einfältige nicht, sagte sie, daß es der Zeit nie an Werkzeugen, daß aber Werkzeugen es oft an einer Zeit fehle, die sie anzuwenden Lust hat? Weiß er nicht, daß man hiebei nach einem andern Calcul rechne, als nach dem Goldgepräge verdienter Namen?

Das merkten sich einige Kinder des Verdienstes, die sich lieber unter jedem andern, als unter dem väterlichen Namen um Dienst bewarben; den andern diente der leere, anmaaßende, träge und verdrießliche Geschlechtsname zu nichts, als daß sie in die Luft schnappten.

Einer der Alten sahe dies und sprach: „ach, wie könnte irgend ein Mensch um die Welt Verdienst haben, da Jesus Christus selbst sich um sie so übel verdient gemacht hat!“