Das Spinnlein
Siehe auch: Die Spinne (Hebel) |
[193]
Nei, lueget doch das Spinnli a,
wie’s zarti Fäde zwirne cha!
Bas Gvatter, meinsch, chasch’s au ne so?
De wirsch mers, traui, blibe lo.
i wott nit, aßi ’s z’hasple hätt.
Wo hets die fini Riste g’no,
bi wellem Meister hechle lo?
Meinsch, wemme ’s wüßt, wol mengi Frau,[a 1]
Iez lueg mer, wie’s si Füeßli setzt,
und d’Ermel streift, und d’Finger netzt.[a 2]
[194]
Es zieht e lange Faden us,
es spinnt e Bruck ans Nochbers Hus,
morn hangt sie scho voll Morgeduft,
es baut e Fueßweg nebe dra,
’s isch, aß es ehne dure cha.
Es spinnt und wandlet uf und ab,
Iez gohts ring um, was hesch, was gisch!
Siehsch, wie ne Ringli worden isch!
Iez schießt es zarti Fäden i,
wirds öbbe solle gwobe sy?
es weiß nit recht, wo ’s ane will.
’s goht weger z’ruck, i sieh’s em a;
’s mueß näumis rechts vergesse ha.
Zwor denkt es, sell pressirt io nit,
Es spinnt und webt, und het kei Rast,
so gliichlig, me verluegt si fast.
Und ’s Pfarrers Christoph het no gseit,
’s seig jede Fade z’semme gleit.
wers zehlen und erchenne cha.
Iez putzt es sini Händli ab,
es stoht, und haut der Faden ab.
Iez sitzt es in si Summer‑Hus,
Es seit: „Me baut si halber z’todt,
doch freuts ein au, wenn ’s Hüsli stoht.“
In freie Lüfte wogt und schwankts,
und an der liebe Sunne hangts;
und ’s isch em wohl. In Feld und Flur
sieht ’s Mückli tanze iung und feiß;
’s denkt bi nem selber: „Hätti eis!“
O Thierli, wie hesch mi verzückt!
Wer het di au die Sache glehrt?
Denkwol, der, wonis alli nährt,
mit milde Händen alle git.
Bis z’frieden! Er vergißt di nit.
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Sie rennt em schier gar ’s Hüsli um.
Sie schreit und winslet Weh und Ach!
Du arme Chetzer hesch di Sach!
Hesch keini Auge bi der g’ha?
Lueg, ’s Spinnli merkts enanderno,
es zuckt und springt und het sie scho.
Es denkt: „I ha viel Arbet g’ha,
iez mueßi au ne Brotis ha!“
wenns Zit isch, er vergißt ein nit.[a 3]