Das Schloß in Oesterreich (Erk, Variante 2)
ist uns ganz wohl erbauet
von Silber und von rothem Gold,
mit Marmelstein gemauret.
auf seinen Hals gefangen,
wol vierzig Klaftern tief unter der Erd
bei Nattern und bei Schlangen.
wol vor den Thurm gegangen:
„Ach Sohne, liebster Sohne mein!
wie hart liegstu gefangen!“
gar hart lieg ich gefangen,
wol vierzig Klaftern tief unter der Erd
bei Nattern und bei Schlangen.‘‘‘
„Gebt uns los den Gefangen!
dreihundert Gülden die wolln wir euch gebn
wol für des Knaben sein Leben.“
der Knab und der muß sterben:
er trägt ein güldene Ketten am Hals,
die bringt ihn um das Leben.““
hat er sie doch nicht gestohlen,
hats ihm ein zarts Jungfräulein verehrt,
darbei hat sie ihn erzogen.“
man reicht ihm das Sacramente:
‚‚‚Hilf, reicher Christ vom Himmel herab!
es geht mir an mein Ende.‘‘‘
die Sprossen mußt er steigen:
‚‚‚Ach Züchtiger, lieber Züchtiger mein,
laß mir ein kleine Weile!‘‘‘
du möchtst mit sonst entrinnen;
leiht mir ein seidens Tüchlein her,
daß ich ihm sein Augen verbinde!““
ich muß die Welt anschauen;
ich sehe sie heut und nimmermehr
mit meinen schwarzbraun Augen.‘‘‘
sein Herz möcht ihm zerbrechen:
„Ach Sohne, liebster Sohne mein!
dein Tod will ich schon rächen!“
mein Tod sollt ihr nicht rächen!
bringt meiner Seelen ein schwere Pein;
um Unschuld so will ich sterben.
noch um mein junges Leben,
es ist nur um meine Frau Mutter daheim,
die weinet sich also sehre.‘‘‘
ein Engel kam vom Himmel:
man sollt den Knabn vom Gerichte nehmn ab,
sonst würde die Stadt versinken.
der Tod der ward gerochen:
es wurden mehr denn dreihundert Mann
vons Knaben wegen erstochen.
gesungen auch zugleiche?
Das haben gethan drei Jungfräulein zart
zu Wien in Oesterreiche.