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Das Muttergottesdorle (Die Gartenlaube 1872/38)

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Das Muttergottesdorle
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 38, S. 628
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1872
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[628] Das Muttergottesdorle. In Bezug auf eine Notiz unter „Blätter und Blüthen“ in Nr. 16 Ihres geehrten Blattes erlaube ich mir Ihnen über das weitere Schicksal des Muttergottesbildes aus dem Nachlasse des vulgo Muttergottesdorles Folgendes mitzutheilen:

Wie am Schlusse jenes Artikels bemerkt, wurde jenes wunderthätige Bild öffentlich versteigert. Es ist von einer marianischen Brüderschaft unseres Nachbarstädtchens Scheßlitz auf Veranlassung des Vorstandes des dortigen katholischen Casinos, welcher zugleich Benefiziator ist, um den Preis von zweitausend Gulden ersteigert. Nach Verlauf von einigen Wochen wurde ein bis dahin unbekanntes Testament der früheren Besitzerin producirt, wonach dieses Bild in der Jakobskirche zu Bamberg aufgestellt werden sollte. Allein die wackeren Scheßlitzer ließen sich ihren theuer erkauften Gnadenschatz so leicht nicht nehmen und wahrten ihren Eigenthums- und Besitztitel auf gerichtlichem Wege.

Unter dem Vorantritte obigen Benefiziators wurde denn das Bild in feierlicher Procession in die Stadtcapelle von Scheßlitz übertragen, wo nun der Schwindel von Neuem losgeht. Die ersten Erträge sollen dazu verwendet werden, an die Stelle der jetzigen alten Capelle eine neue glänzende zu setzen, in welcher dann der Humbug in großartigem Maßstabe fortgesetzt werden kann. Es scheint also, daß man mit diesem Bilde ein sehr einträgliches Geschäft machen kann. – Das Ihren werthen Lesern zur Notiz, wenn dieselben allenfalls die Wunderkraft erproben wollten.

Bamberg, den 21. August 1872.