Zum Inhalt springen

Christliche Symbolik/Hirsch

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
<<< Hirsch >>>
{{{UNTERTITEL}}}
aus: Christliche Symbolik
Seite: {{{SEITE}}}
von: [[{{{AUTOR}}}]]
Zusammenfassung: {{{ZUSAMMENFASSUNG}}}
Anmerkung: {{{ANMERKUNG}}}
Bild
[[Bild:{{{BILD}}}|250px]]
[[w:{{{WIKIPEDIA}}}|Artikel in der Wikipedia]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[[Index:{{{INDEX}}}|Wikisource-Indexseite]]
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[404]
Hirsch.

Der nach Wasser lechzende Hirsch wird Psalm 42, 1. mit der nach Gott schreienden Seele verglichen. Er wurde daher zu einem Sinnbild der Taufe gewählt. Auf einem altchristlichen Bilde der Taufe Christi ist unterhalb des getauften, im Wasser stehenden Heilands ein aus demselben Wasser trinkender Hirsch angebracht. Aringhi, Roma sott. I. 381. Noch öfter kommt der Hirsch auf Taufbecken vor. Aus einem silbernen Hirsch ergiesst sich das Taufwasser in der Kirche Maria Maggiore in Rom. Bunsen, Beschr. Roms III. 2. 265. Vgl. Münter, christl. Sinnbilder S. 58. Förster, Italien 538. Auf einem allegorischen Bilde reitet Psyche (die Seele) auf einem galoppirenden Hirsche dem Brunnen zu, über dem Amor als Christus steht und aus seinen fünf Wundmalen das Wasser ergiesst. Herm. Hugo, pia desideria. Antv. 1624, p. 358. Nach einem alten Glauben zieht der Hirsch mit seinem Athem die giftige Schlange aus der Erde und frisst sie, gibt sie aber ohne Schaden wieder von sich, wenn er aus dem Quell getrunken hat. Auch das wurde auf die Heilkraft der Taufe angewandt und auf Taufsteinen abgebildet, z. B. in der Kirche zu Bönnigheim. Kunstblatt 1841, S. 374. Auch zu Freudenstadt im Schwarzwalde. [405] Höchst eigenthümlich erscheint die Symbolik des Hirsches in der goldnen Schmiede des Konrad von Würzburg, Vers 1364 f. Hier nämlich ist Gott ein Hirsch, der nach der Menschheit dürstet und sich in seiner Herablassung zur reinsten Quelle des Menschlichen selbst verjüngt:

er het des niuwen heiles horn
Uns uf gerihtet durch gewin,
sin alt gehürne warf er hin
und ist gejunget worden.

Damit ist nur auf eine naive Art das Verhältniss des neuen zum alten Testament ausgedrückt.

Im Segen Jakobs wird sein Sohn Naphthali mit einem schnellen Hirsche verglichen. Im 22. Psalm kommt eine Vergleichung der Morgenröthe mit der Hinde vor.

Hirsche und Hinde erscheinen in der Legende oft als Wegweiser, Retter oder Ernährer von Heiligen, besonders von unschuldigen Frauen und Kindern. Der heiligen Ida von Toggenburg zeigte ein Hirsch, der Lichter auf dem Geweih trug, bei Nacht den Weg zur Kirche. Murer, Helvet. sacra p. 262. Eben so der Adelheid von Randenburg. Meyer von Knonau, Erdkunde der Eidgenossenschaft I. 511. Ruchtrud von Almanshofen. Schnezler, bad. Sagen I. 454. Hildegard und Bertha, Töchter Ludwigs des Frommen etc. Die fromme Emerentia Lorenz von Tangermünde verirrte im Walde, aber ein Hirsch bot sich dar, der sie sicher heim trug. Kuhn, märkische Sagen Nr. 7. Eine Hinde nährte das Kind der heiligen Genoveva.

Hirsche zeigten die Stelle, wo Kirchen gebaut werden sollten; so zu Polling (Fiorillo I. 213.); Kremsmünster (Chimani, Ferienreise I. 92.); Lübeck (Asmus, lüb. Sagen 9.); Waizen in Ungarn (Müller, die Donau II. 59.); Beuron (Steiger's Donauthal 25.). Ein verwundeter Hirsch entdeckte den beiden Einsiedlern Primus und Felicianus eine Heilquelle. Bechstein, österr. Sagen 108. Eine Hinde ernährte den heiligen Aegidius (St. Gilles); drei Hinde den heiligen Goar.

Der heilige Hubertus wurde durch die Erscheinung eines [406] Hirsches, der ein Crucifix zwischen dem Geweih trug, von seinem wilden Leben bekehrt. Eben so der heilige Eustachius, der heilige Felix von Valois. Die Erscheinung eines Hirsches, der ein blaues und rothes Kreuz trug, bestimmte den Johann von Matha, Stifter des Trinitarierordens zu werden. Helyot II. 369. — Dem heiligen Julianus Hospitator kündigte ein Hirsch, den er auf der Jagd verfolgte, an, er werde Vater und Mutter umbringen. Wolf, niederl. Sagen 231. Ein Ritter, der einem Bettler nichts gegeben hatte, wurde von einem Hirsch in den Wald gelockt und musste selbst bittern Hunger leiden. v. Herrlein, Spessart 176. Der heilige Miletus weissagte seinen Mördern, auch sie würden morgen schon sterben. Sie schossen nach einem Hirsch und trafen sich gegenseitig. Silbert, Legenden I. 138.

St. Ecianus oder Echinus, irischer Bischof des 6ten Jahrhunderts, hatte einmal keine Ochsen, um sie an den Pflug zu spannen, und rief wilde Hirsche aus dem Walde herbei, die sich freiwillig einspannen liessen. 11. Februar. Dasselbe wird vom heiligen Cuanus erzählt (1. Januar) und vom heiligen Kentigern. Hirsche zogen freiwillig den Wagen des heiligen Rhodanus in Irland, 15. April. Hirsche trugen der heiligen Attracta das Holz zum Bau einer einsamen Zelle herbei, 9. Februar. Auch diese war eine Irländerin.

St. Kellach, Bischof in Irland im 6ten Jahrhundert, wurde durch einen heidnischen König vertrieben und im Walde umgebracht, aber zwei Hirsche brachten seine Leiche in's Kloster Eiscreach, 1. Mai. Ein verfolgter Hirsch floh zum Grabe des heiligen Fengar, wo ihm die Hunde nichts mehr thaten, 23. März. Hirsche entdeckten das Grab des h. Evermarus, 1. Mai. Am Festtage des h. Reiul sollen die Hirsche in Prozession gehen. Christl. Kunstsymb. 83.