Zum Inhalt springen

Chemnitzer Werkzeugmaschinen-Fabrik, vorm. Joh. Zimmermann, Aktiengesellschaft, Chemnitz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Diverse
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Chemnitzer Werkzeugmaschinen-Fabrik, vorm. Joh. Zimmermann, Aktiengesellschaft, Chemnitz
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
{{{SONSTIGES}}}
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[Ξ]

Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik, Chemnitz
vorm. Joh. Zimmermann.


[Ξ]
Chemnitzer
Werkzeugmaschinen-Fabrik
vorm. Joh. Zimmermann, Aktiengesellschaft, Chemnitz
Rochlitzerstraße und Emilienstraße.

Chemnitz trägt nicht umsonst den Namen eines „deutschen Manchesters“. Mehr wie eine Firma befindet sich in seinen Mauern, die die Konkurrenz mit dem den Weltmarkt beherrschenden englischen Inselreich aufnahm und die deutsche Industrie von ihm unabhängig machte. Auch die Chemnitzer Werkzeugmaschinen-Fabrik gehört zu diesen Firmen; sie wurde 1844 von dem nachmaligen Geheimen Kommerzienrat Joh. v. Zimmermann begründet, der auf dem Kontinente den Bau von Werkzeugmaschinen zuerst als Spezialität in Angriff nahm, und in Anerkennung seiner Verdienste um die sächsische Industrie mit dem Ritterkreuze des Albrechtsordens I. Klasse, dem Orden der Ehrenlegion und der eisernen Krone ausgezeichnet wurde. Derselbe verwandelte sein Besitztum 1871 in eine Aktiengesellschaft mit einem Grundkapitals von 6 Millionen Mark, deren Leiter der bereits seit 25 Jahren in der Firma thätige Herr Direktor Gebauer ist.

Die Chemnitzer Werkzeugmaschinen-Fabrik ist zur Zeit eine der bedeutendsten Industrie­-Anlagen Sachsens, in ihrer Branche ist dieselbe aber die größte auf dem Festlande. Sie nimmt einen Flächenraum von 115 000 □m ein, auf dem sich die Werkstattgebäude für Werkzeugmaschinenbau, für Holzbearbeitungsmaschinenbau und für die Eisengießerei befinden, welche letztere allein einen Platz von 180x32 m beansprucht. Dieselbe besitzt vier Cupolöfen, drei Laufkrähne von zusammen 55 000 kg Tragkraft und sechzehn Säulenkrähne. Vier Dampfmaschinen mit ca. 300 Pferdestärken treiben, außer den elf in jeder Richtung selbstthätigen Laufkrähnen, über 500 Werkzeug­-Maschinen. Darunter befinden sich Hobelmaschinen für 13 m Hobellänge und 3,8 m Hobelbreite, und Drehbänke für Schraubenspindeln, welche bis 13 m Länge in einem Zuge schneiden; ferner Maschinen, welche Räder bis 4 m im Durchmesser fräsen und solche bis 7 m im Durchmesser hobeln. Die Erzeugnisse des Etablissements sind teilweise von geradezu gigantischen Dimensionen. So werden in ihm unter anderem die größten Hobelmaschinen und Drehbänke gebaut. Eine derselben wog allein ca. 4000 Zentner. In neuerer Zeit wird auch der Bau von Dampfmaschinen nach dem amerikanischen Dampfmaschinensystem „Wheelock“ kultiviert, welches auf allen Ausstellungen als das einfachste und beste Präzisions-Steuerungssystem anerkannt und mit den ersten Preisen ausgezeichnet wurde. Mehr als 200 Stück kamen bereits zur Ablieferung, sämtliche zur größten Zufriedenheit der Abnehmer.

[Ξ] Die Lieferungen der Fabrik gehen in alle Weltteile. Naturgemäß nimmt Deutschland als Absatzgebiet den ersten Platz ein. Ein großer Teil der übrigen Erzeugnisse geht ferner nach Österreich-Ungarn, Rußland und Italien, sowie nach den Donaufürstentümern und der Türkei; ebenso sind Skandinavien, Belgien, Holland und Spanien gute Abnehmer, während Frankreich seit dem Kriege verhältnismäßig weniger bezieht. Andererseits gehen auch von den überseeischen Ländern, speziell Südamerika und Australien, sowie Japan und den westindischen Inseln regelmäßig belangreiche Aufträge ein. Hier wird das früher daselbst allein herrschende englische Fabrikat immer mehr in den Hintergrund gedrängt.

Außer dem Bau der Hilfsmaschinen für den allgemeinen Maschinenbau, für Reparaturzwecke und für den Eisenbahnbedarf bildet noch der Bau von Spezialhilfsmaschinen für Gewehr-, Geschütze- und Geschoßfabrikation eine hervorragende Spezialität der genannten Firma. Sie ist, abgesehen von den vielen Einzellieferungen an fast sämtliche staatliche Arsenale des In- und Auslandes, sowie an viele Privatwerkstätten, im Laufe der Jahre mit der Herstellung einer großen Anzahl kompletter Ausrüstungen für Arsenale des In- und Auslandes betraut worden. Die wiederholt erfolgten größeren Nachbestellungen sind ein Beweis für die Vorzüglichkeit ihrer Erzeugnisse.

Es leuchtet ein, daß ein Werk von so imposanter Leistungsfähigkeit in seinen Spezialfächern im industriellen Wettbewerb überall erfolgreich sein muß. Die Chemnitzer Werkzeugmaschinen­-Fabrik hat denn auch auf allen von ihr beschickten Landes- und Internationalen Weltausstellungen die höchsten Ehrenpreise erhalten. Außerdem wurde ihr die Ehre des Besuches sowohl Seiner Majestät des verstorbenen Königs Johann, wie die Seiner Majestät des Königs Albert zuteil, ungerechnet die zahlreichen hochgestellten Persönlichkeiten, die Fachmänner und Studierenden der technischen Lehr­Anstalten des In- und Auslandes, die, angezogen von dem Weltruf dieser Musterwerkstatt, zu den regelmäßigen Besuchern des Etablissements gehören.

Entsprechend der Bedeutung dieses Weltetablissements sind auch seine Institutionen für die materielle Wohlfahrt seiner Angestellten und Arbeiter. Die letzteren sind sämtlich Mitglieder der Allgemeinen Krankenkasse, sowie auch der Invaliden- und Pensionskasse der Maschinenfabriken und Eisengießereien der Stadt Chemnitz; außerdem besitzt die Chemnitzer Werkzeugmaschinen-Fabrik einen durch Rücklagen aus den Jahresüberschüssen gebildeten Fond von 35 000 M. zur Unterstützung ihrer Beamten und Arbeiter in jenen Fällen, wo eine Inanspruchnahme der gesetzlich begründeten Hilfskassen nicht stattfinden kann oder unzulänglich ist. Ferner hat die Fabrik ihr gesamtes Personal noch besonders gegen die Folgen von Unfällen versichert für solche Vorkommnisse, wo eine Entschädigung von der Berufsgenossenschaft nicht geleistet wird. Endlich erhält jeder Arbeiter nach 25-jähriger Thätigkeit als Geschenk ein Sparkassenbuch über 150 Mark. Bereits jetzt sind 56 Arbeiter in dieser Weise bedacht worden, außerdem wurden vom Rat der Stadt etwa 45 derselben durch das Ehrendiplom der Stadt Chemnitz ausgezeichnet.