Carl Friedrich im Jahre 1806
Es klingt wie Trauerläuten
Am Rhein ein dumpfer Schall,
Was mag der Ruf bedeuten?
Welch hohen Hauptes Fall?
Es geht ein Greis zu Grabe,
Verwaist und jammerbleich,
Am tausendjähr’gen Stabe:
Das heilge Röm’sche Reich. –
Karl Friedrich saß, der Weise,
Aus hohem Fürstenthron,
Als vom Gebirge leise
Erklang der Trauerton.
Sein Land war groß geworden,
Ein langes, breites Band
Von Süden bis zu Norden,
Das schöne Badnerland.
„Nun brach der letzte Schemen
Der Kaisermacht entzwei,
Das Scepter laßt uns nehmen,
Und herrschen froh und frei!”
So sprachen sonder Zagen
Viel Fürsten anderwerts,
Doch leises tiefes Klagen
Durchschnitt Karl Friedrich’s Herz.
Die Botschaft, daß sein Erbe,
Vergrößert wiederum,
Noch höhern Glanz erwerbe, –
Empfing er ernst und stumm.
Auf’s Angesicht, das hehre,
Floß Wehmuthsthau herab, –
Die einzige Fürstenzähre
Auf teutschen Reiches Grab.