Bittschrift des Jerg Wetzl an den Nördlinger Rat vom 22. Juli 1583
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1583: Der Marionettenspieler „Jerg wetzl von Augspurg mit 3 Mitconsorten“ reicht am 22. Juli beim Rathe folgende Bittschrift ein. „… Vngefarlich bey einem viertljahr hab ich mich bey E. V. F. W. von wegen einer herrlichen, schönen, geistlichen historien, welliche nicht ein gemein geugllwerckh, sonnder meniglich allt vnnd jungen persohnen zu erjnnerung jres lebens ein seer nutzliches werckh ist, vnnderthenig angemeldet, welliches mir dißmalls von wegen des aduents vnnd vnbequemer zeit, das E. V. F. W. diser zeit weder fechtschuellen noch anndere werckh kheines nix zulassen, biß auf ein anndermall verwidert vnnd abgeschlagen worden, mit wellichem meinem herrlichen, schönen werckh, weil jch vf der haimraisß bin, jch E. V. F. W. zu vnnderthenigenn eeren vnnd gemeiner burgerschafft zu sonnderm nutz vnnd wollgefallen, von Schwebischen Gmindt[1] hieher zuzogen bin, wie jch dann dises werckh seithero jnn allen fürnemenn reichsstötten des ganntzen Schwebischen chraisß, zu Memingen, Kempten, Kauffbeyren, Wannga, Waltza, Biberach, Rauenspurg, Pfullendorff, Iberlingen, anjetzo aber zu Schwebischen-Hall vnnd Schwebischen-Gminndt, erstlich einem Ersamen Rath vff dem rathausß, nachmals gemeiner burgerschafft ob deren danntzhauß oder brottlaubenn, vmb gepürliche ergötzung, auch allen schwebischen graffen vnnd herren gehallten habe; damit aber Gepuetundte Herren, E. V. F. W. vnnderthenig berichtet [69] werden, wamit dises werckh zugee, seinen anfanng vnnd endtschafft neme, würdt solliches, wie die wort geen, also mit dem werckh vnnd alles auß der heylligen schrifft des allten vnnd neuen testaments der vier eeuangelisten, khunstlich vnnd herrlich jnn Teutsche carmina gesprochen, durch proportionierte figuren allenmassen vnnd gestallt, als wann die nattürlichen lebetenn, durch khunst, jnstrumente vnnd anndere zugerichte matterien volbracht vnnd angefanngen. Erstlichen auß dem allten testamennt, von dem ertzuatter Abraham, wie er seinen sohnn Isackh vnnserm Herren vnnd Gott auffopffert, nachmalls vom khünig Herodias, wie er seiner thochter wegen, Johannem den theüffer vnschuldigclich enthaupten lasst, von Maria, dem ennglischen gruesß vnnd der allerheylligisten gepurth Jesu Cristj, wie der Herr zu Jerusalem einreitt vnnd hernacher die kheüffer vnnd verkheüffer auß dem templ threibt, jtem vonn des Herren abentmal, wie es Christus hat eingesetzt, wie auch der Herr den jungern die füeß wascht, wie der Herr mit seinen jungen petten an den olberg geet vnnd von Judas verratten, von der schaar der Juden gefanngen, hinundtwider gefüert, gepeinigt vnnd gecreutzigt, wie Pettrus Malchus sein ohr abschlecht, wie sich Judas erhennckht, wie auch der Herr von Joseph vnnd Nicodemus vom creütz genomen vnnd begraben worden ist, jtem die herrlichiste auffersteeung Christj, wie Maria Magdalena vnnd Maria Jacobin den Herren zusalben das grab beschuchen [besuchen] vnnd jnnen ein enngel erscheint etc., also das solliches werckh der ganntze passion vnnd vill anndere herrliche stuckh mer sein, welliche sich alle lebendiger weiß ganntz nattürlichen, wie die heyllig schrifft vermag vnd die sprüch gesprochen werden, erzaigen thuet; dieweil jch dan Gepuetunde Herren E. V. F. W. abermalls zu eren zuzogen sein vnnd dißes werckh jnn allen stötten auf begeren einem Ersamen Rath zuuorderst, von wegen vbertrang des volckh, hallten müessen, lanngt an E. V. F. W. mein vnnderthenige pith, wauer dieselben solliches für sich zuhallten begeren, die wollen mir vf 12 vhr oder wann es jnen glegenlich sein würdt, eine stundt ernennen lassen, will ich mich damit gehorsamlich erzaigen; nachmalls lanngt auch an E. V. F. W. mein gehorsames pithen, dieweil sollich werckh auß der heylligenn schrifft vnnd ein geistliche sachen ist, auch meniglich allt vnnd jung seer nutzlich ist, jnn gnediger bedenckhung, das biß mitwoch oder donerstag des heyligen apostels sannt Jacobstag ein feyrtag ist, E. V. F. W. wollen mir solliches werckh gemeiner burgerschafft auf disen feyrtag, ob der brodtlauben zuhallten gnedig verwilligen; es sollen die leüth gar nicht vbernomen werden, sonnder meniglich seines gellts woll vernüegt werdenn...“ Die Entscheidung des Rathes fehlt. |