Biondina
Noch kannt’ ich nicht das Loos des Lebens,
Als eine fremde Gottheit kam,
Und mir, trotz allen Widerstrebens,
Die unbefangne Ruhe nahm.
Da regte sich, ich weiß nicht was;
Die Liebe that mir dieß und das,
Ließ ich mich dennoch wieder fangen?
Ja oder nein? — das fragt mich nicht!
Wie Thau, der über Blumen fließet,
Entstellt die süße Zähre nie:
Sie wird so leichtlich weggeküsset,
Der sie verschuldet, trocknet sie.
Soll ich euch suchen, oder fliehn?
Wenn Rosen unter Dornen blühn,
Darf ich wohl noch mit Rosen scherzen?
Ja oder nein? — das fragt mich nicht!
Ach! unter unsern Händen gleiten
Des Daseyns schönste Freuden fort!
Ein Schwur verheißt uns Ewigkeiten,
Ein Schwur verfliegt, wie jedes Wort.
Der unter Schwüren etwas bat,
Und weil ein Knabe Flügel hat,
Ihm auch die kleinste Rast verwehren?
Ja oder nein? — das fragt mich nicht!
Das Schicksal führt, nach Herrscherweise,
Die Menschen wunderlich herum,
Sie tappen blind auf ihrer Reise,
Sie reisen, niemand weiß warum?
Oft trennt er, was verbunden war;
Soll die Besorgniß jedes Paar
Zur Ungeselligkeit verdammen?
Ja oder nein? — das fragt mich nicht!
Wie dürft’ ich mehr zu reden wagen?
Die Wahrheit fürchtet Luft und Schall;
Ein Lauscher wünscht sie zu verklagen,
Verrathen kann ein Wiederhall.
Hat nie Gelegenheit gewacht,
Und lieh den Mantel stiller Nacht,
Eh Neid und Argwohn sie verriefen ?
Ja oder nein? — das fragt mich nicht!