Bilder aus der kaufmännischen Welt (1)
Bilder aus der kaufmännischen Welt.
Ich saß im Lesezimmer bei Wylde, das jeder Deutsche kennt, welcher, freiwillig oder unfreiwillig, längere Zeit in London gehaust hat. Hier am Ostende des Squares, dem Centrum des Fremden-, insbesondere des französischen und italienischen Viertels, hatte ich mir mit einem Freunde am britischen Museum ein Rendez-vous gegeben, um mit ihm von der eleganten Hungerfordkettenbrücke aus nach einer heitern gastlichen Villa am Themseufer von Putney zu dampfen. Doch halbe Stunde auf halbe Stunde verrann, ohne daß mein Gefährte erschien.
Schon hatte ich alle möglichen Zeitschriften von jeder erdenklichen Tendenz und Farbe durchstöbert, deren ich habhaft werden konnte, da griff ich aus purer Verzweiflung zu einem Blatte, das hier sehr unbeachtet auf einem Seitentische vegetirte. Wohl hatte es sich mir gar manchmal schon in den Weg gedrängt, wenn ich nach anderen Journalen suchte, immer aber war’s wie ein unebenbürtiger Gesell wieder bei Seite geschoben worden, ohne daß ich es nur eines einzigen Blickes gewürdigt hätte. Es war die „Daily Commercial List“ (die tägliche Handelsliste). Gott im Himmel, was hatte ich mit der zu schaffen? Die Gesammtsumme der Verkäufe, die ich noch in London realisirt, beschränkte sich auf die Veräußerung eines bereits im Zustande arger Offenherzigkeit aus Deutschland importirten Schlafrockes und eines in allen Farben schillernden total formlosen Calabresers, die ich eines Tages an den betriebsamen Sohn Abrahams verhandelt hatte, welcher jeden Morgen sein „Alte Kleider!“ in meiner Straße ertönen ließ, und mit meinen Käufen, – nun da hatte es auch seine eigene Bewandniß.
Heute aber guckte ich aus Aerger und Langeweile wirklich in die Daily Commercial List hinein; doch klug konnte ich aus dem Galimathias nicht werden, der mir darin gedruckt schien. Da sollten Dinge unter den Hammer kommen, von denen ich in meinem ganzen Leben noch nie gehört hatte – und die mir auch heute zum Theil noch einigermaßen unbekannte Größen sind. Der Eine bot „vierzig Ballen Bucha-Blätter“ aus, ein anderes Haus wünschte sich von „42 Bündeln Piassava“ zu befreien, und erst als mir unter diesen Fabelwesen auch die Namen von bekannteren Handelsartikeln auftauchten, gewann ich die Ueberzeugung, daß ich nicht zufällig einen Auctionskatalog aus dem Monde erwischt hatte. Aber die ungeheuerlichen Zahlen, in denen sich die Liste erging, machte mich von Neuem stutzig. Ich las von 7179 Kisten Thee, von 34,000 Schafhäuten vom Cap, von 28,374 Smyrnaer dito, von 16,000 Lammfellen von Buenos Ayres, von 40,000 Bambusrohren, von 500 Ballen Lumpen, von 1500 Kisten Havanna-Zucker, von 4000 Säcken Reis, von 500 Fässern Palmöl und 400 Tonnen Talg, von 50 Tonnen Elfenbein und 3 Tonnen Walroßzähnen – und, wohlgemerkt, das Alles sollte an einem Tage, morgen am 3. Juli, und in einem Hause, den sogenannten London Commercial Sale Rooms (den Londoner Handels- Auctionszimmern) in Mincing Lane, den Meistbietenden zugeschlagen werden! Der Palast jenes morgenländischen Prinzen, den ein flottes Pferd erst in sieben Tagen und sieben Nächten umgaloppiren konnte, mußte ein wahres Schilderhäuschen sein gegen den Riesenbau, welcher solche märchenhafte Waarenschätze barg. Wieder ein neues Wunder der endlosen Wunderstadt!
Noch saß ich in meinem Staunen, und die ungeheuerlichen Ziffern wirrten sich in meinem Hirn zu noch ungeheuerlicheren Berechnungen zusammen, da kam mein Freund. Meine neue Entdeckung ersparte ihm den Vorwurf, den vor einer Viertelstunde meine Ungeduld schon bereit gehalten hatte, und während wir nach der Dampfschiffstation zustrebten, wurde bereits für den nächsten Vormittag eine Expedition nach diesem räthselhaften Auctionslocale, dem Markte von Mincing Lane, wie es im Publicum heißt, beschlossen. Denn auch mein Freund kannte von dem Wunder noch nichts als den Namen.
Von unserm westendlichen St. John’s Wood hatten wir eine meilenweite Reise nach diesem Mincing Lane, das, ein enges, finsteres, aber handel- und wandelbelebtes Gäßchen, im Osten der Bank und unfern vom Tower liegt, also ganz und gar im Bezirke, wo der Londoner Großhandel oder, besser gesagt, der große Welthandel überhaupt seine düsteren Sitze aufschlagen hat. Vier Mal mußten wir den Omnibus wechseln, ehe wir vor den London Commercial Sale Rooms standen.
Das soll das Haus sein, in welchem so unglaubliche Waarenmassen versteigert werden? Unmöglich! riefen wir Beide und starrten die einfache, doch solide Steinfaçade an, die sich unsern Blicken bot und weder in Form noch Größe die geringste Spur von Phantastischem und Märchenhaftem an sich trug. Gut englisch nüchtern und hausbacken, unterschied sich das Gebäude von seiner Nachbarschaft höchstens durch einen etwas mehr geschonten Teint. Es schien uns minder rußig und schwarz, als man’s vom Mauerwerk in dieser Stadt des Qualms und Kohlenstaubs gewöhnt ist. Indeß die Inschrift über der Thür beweist uns, daß wir am rechten Ziele angelangt sind.
Darum hinein, denn es ist elf Uhr, die Stunde, wo die Auctionen beginnen. Wir treten ein und finden uns sofort in einem recht anständigen Menschenknäuel, der sich in einem geräumigen Gemache um eine Tribüne drängt, welche sich der Thür gegenüber erhebt. Das Geschäft ist bereits in flottestem Gange – in Porter und Ale, in Sherry und Portwein, in Lendenstücken und Hammelsrippen. Das aber, vergnüglich wie es sonst ist, war nicht das Schauspiel, um dessen willen wir uns in diesen unfashionablen Ostwinkel verbannt hatten. Also hinaus aus dem Erfrischungssaale und, vorüber an seinen lockenden Düften und Geistern, die Treppe zum ersten Stocke hinauf!
Auf dem Corridore, von dem verschiedene Seitengänge nach einer Menge von Zimmern auslaufen, schwirrt es wie in einem Bienenstocke. Mäkler und Kaufleute, Commis und Schreiber strömen ab und zu, haben aber den Kopf so voller Geschäfte und Zahlen und die Füße so eilig, daß wir Noth haben, nur den Saal zu erfahren, in welchem die erste Versteigerung abgehalten wird.
Endlich ist’s uns doch geglückt, einen etwas weniger geschäftigen Herrn aufzuspüren, der uns eine Secunde ruhig Stand hält.
„Die zweite Thür links, meine Herren.“
Wir öffnen schüchtern, wie echte Deutsche. Der Saal, der sich uns aufthut, ist von Mittelgröße und rundum mit amphitheatralisch geordneten Bänken besetzt. Vor diesen befindet sich eine Reihe kleiner Schreibpulte, und in der Mitte ist eine Art von Katheder errichtet, das drei Personen Sitz- und Schreibapparat gewährt. Augenblicklich thronen aber nur zwei auf diesem Podium, der Auctionator und sein Commis. Auf den rundum aufsteigenden Bänken mögen siebenzig bis achtzig Männer sitzen. Fast alle sind junge Leute, jeder hat einen Katalog vor sich und sein kleines Ledertintenfaß in der Hand und macht sich eifrig Notizen.
„Die Käufer gewiß?“ wende ich mich an meinen Nebenmann zur Rechten, dessen gemüthliches Gesicht auf einige Mittheilsamkeit Hoffnung macht.
„Gott bewahre, Herr; blos die Commis der Mäkler, welche [763] von den für die verschiedenen Waarenpartieen und Artikel erzielten Preisen sorgfältige Niederschrift nehmen müssen, damit alsbald die Preislisten zusammengestellt werden können, die noch heut’ Abend autographirt über den Canal hinüber an alle Geschäftsfreunde des Continents versandt werden.“ Die stillen Herren, die so apathisch aussehen und keine Miene verziehen, welche, den schwarzen, spiegelglatten Cylinder tief in den Nacken gerückt und die Hände in den Hosentaschen oder den Armlöchern der Weste, dem Versteigerer den Rücken zukehren, – das sind die Käufer, und gar mancher Crösus, mehr als ein Citymagnat ist darunter, der allmächtig herrscht an der Börse.
Wir haben zufällig eine Theeauction getroffen. Man scheint schon im besten Zuge zu sein, aber im ganzen Saale ist auch nicht ein einziges Theeblättchen zu erblicken. Wenn man uns sagte, daß hier Zündhölzchen oder Stecknadeln versteigert würden, wir fänden kein einziges Anzeichen, welches uns die Wahrscheinlichkeit solcher Behandlung in Zweifel ziehen ließ. Indessen beruhigen wir uns, der englische Kaufmann gehört zu den Letzten, welche die Katze im Sacke nehmen. Der zu verkaufende Thee selbst liegt zwar draußen in den Docks oder in den großen Lagerhäusern an der Themse, doch von allen Kisten hat der mit der Versteigerung beauftragte Mäkler Proben genommen. In seinem Comptoir in Fenchurchstreet oder in den sogenannten königlichen Börsengebäuden – einer Reihe von Häusern hinter der Börse – oder in sonst einem rußigen Winkel der City findet sich ein, wer auf die verkäufliche Partie speculirt, unterwirft die Muster einer gründlichen Prüfung durch Auge, Nase und Zunge, empfängt einen Katalog der zur Versteigerung bestimmten verschiedenen Warenposten, vermerkt an den Rand, wie viel er für diesen oder jenen Artikel anzulegen gesonnen ist, und bietet demgemäß, wenn der Tag der Auction erscheint. Sowie bei den großen Güter- und Herrschaftslicitationen, die namentlich während der Saison in London statt haben, nicht ein Stäubchen von dem zu verkaufenden Grund und Boden zum Vorschein kommt, ebenso wird in Mincing Lane kein Körnchen von den großen Cubaer Zuckerblöcken, kein Blättchen aus den Tausenden von Kisten chinesischen Thee’s, kein Bröckchen von den Massen südamerikanischen Talgs sichtbar, welche der Hammer hier zuschlägt. Nur ein einziger Artikel macht eine Ausnahme von dieser Regel, die indischen Shawls. Von ihnen kann sich der Mäkler natürlich kein Zipfelchen zur Probe abschneiden oder abreißen; folglich muß sich die kostbare Waare bei der Auction den Speculanten in natura vorstellen.
Ich verdanke alle diese Belehrungen meinem Nachbar, einem behaglichen alten Londoner, der jetzt zwar selbst weder mehr kauft noch verkauft, aber aus alter Gewohnheit dem Markt von Mincing Lane ab und zu seinen Besuch abstattet. Als ehemaliger Theemäkler, der nun in einer netten Cottage draußen in Clapham sich des wohl in’s Trockene gebrachten Schäfchens freut, kennt er genau, was sich auf den Markt von Mincing Lane bezieht, so daß wir seiner Auskunft volles Vertrauen schenken dürfen.
Inzwischen nimmt die Auction ihren gleichmäßigen Fortgang. Ein Schweigen herrscht im Saale, wie in der Kirche. Die Käufer sitzen so steif und unbeweglich wie eine Quäkerversammlung, die auf den heiligen Geist wartet, kaum daß einmal ein leises Flüstern in dieser oder jener Gruppe vernehmbar wird. Ja nicht selten bietet man lediglich mit Zeichen und Mienen. Ein bloßes Nicken, ein Augenzwinkern, ein Hüsteln oder Grunzen genügen dem Auctionator; er weiß, wie viel Pfunde, Schillinge oder Pence die Pantomimen bedeuten, er kennt ja Art und Weise jedes einzelnen Käufers und weiß gründlich, was Mr. Smith braucht oder Mr. Brown sich nicht entgehen lassen darf, und wenn Dieser mit dem rechten oder Jener mit dem linken Auge zwinkert, wenn sich ein dritter das Kinn oder ein Vierter die Nase reibt, so ist das Alles unserm eingeweihten Mäkler eine durchaus verständliche Telegraphie. Namentlich, so sagt mir mein freundlicher Gewährsmann, waltet diese Mimik beim Verkaufe der Kaschmir-Shawls vor. Wir müssen es unserer Quelle auf’s Wort glauben; denn uns selbst von dem Hergange bei einer dieser großen Shawlauctionen zu überzeugen, bietet leider der heutige Markt zufällig keine Gelegenheit.
„Kiste 22–31,“ ruft der Mäkler gravitätisch von seinem Throne herunter. „Wie viel für Kiste 22–31? Zwölf, meine Herren?“
„Zwölf,“ murmelt eine Stimme, ohne daß ihr Besitzer aufblickt von seinem Pulte. „Zwölf ein Viertel“ – „dreizehn“ – „dreizehn ein halb“ – „vierzehn“ – „vierzehn ein Viertel“ – „vierzehn und einen halben Pence“ – „vierzehn drei Viertel“ – „fünfzehn“. „Niemand mehr?“ Die Frage erfolgt in fast strengem Tone, gewissermaßen gebieterisch. Doch nichts regt sich, kein Zucken, kein Blinzeln, kein Nicken, kein Grunzen. „Also fünfzehn; fünfzehn Pence, meine Herren.“ Und der Hammer fällt mit sanftem, gentlemanischem Klopfen auf den Bord des Katheders. Die Stahlfedern der Commis kritzeln hurtig über die Blätter ihrer Taschenbücher und registriren den Verkauf, Posten und Preis. Die Käufer thun’s und vor Allem der Schreiber des Proclamators.
Ohne Pause kommt eine andere Partie an die Reihe und ist ebenso rasch an den Mann gebracht. Manchmal gehen zehn, zwölf Partien – Loose nennt sie der Engländer – von je zehn Kisten in einem Athem weg, wenn die Qualität die gleiche, folglich der zu zahlende Preis annähernd der nämliche ist.
So werden im Laufe weniger Stunden in einem einzigen dieser Verkaufssäle häufig Summen in Umlauf gesetzt, d. h. Alles nur auf und in Papieren, welche das Budget manches unserer deutschen Staaten mit einem recht artigen Deficit belasten würden.
Und solcher Auctionsräume befinden sich überhaupt zehn in dem Gebäude, in jedem aber spielt sich so ziemlich die gleiche Scene ab, nur die Namen der ausgerufenen Waaren sind überall andere. Bei uns hier heißt er Thee, im Nachbarsaale Zucker, daneben Häute, drüben Indigo oder Cochenille und so fort. Auch Anordnung und Einrichtung sämmtlicher dieser Localitäten ähneln sich wie ein Ei dem andern; blos die Größe der Zimmer ist verschieden, je nachdem sich mit den in ihnen versteigerten Waaren ein allgemeineres oder ein beschränkteres Handelspublicum befaßt.
In der Regel verlaufen alle Auctionen so ruhig und ungestört, wie unsere Theeversteigerung, so daß an manchem Tage wohl fünfzig und mehr Verkäufe verschiedenartiger großer Warenpartien abgehalten werden und ihre tägliche Durchschnittszahl auf 20 bis 25 veranschlagt werden kann. Indessen ab und zu, in Zeiten politischer Krisen und merkwürdiger mercantilischer Conjuncturen, wo die Speculation besondere Dimensionen annimmt und eine gesteigerte Concurrenz hervorruft, bieten die London Commercial Sale Rooms nicht ganz das friedliche Bild, das Stillleben, möchte ich sagen, das wir heute gesehen und beobachtet haben. Dann ist’s nicht mehr genug mit einem Kopfnicken oder Augenzwinkern, dann geht’s wild und stürmisch her, dann schreit es durcheinander wie auf einem neapolitanischen Markte oder in der Pariser Börse, ja dann giebt’s wohl mitunter auch drastische Scenen zu schauen, und es ist keineswegs etwas Unerhörtes, wenn Mr. John den Mr. James gemüthlich niederboxt, weil Beide das höchste Gebot gethan haben wollen.
Die Londoner Commercial Sale Rooms sind der größte Markt für Colonialwaaren auf der Erde; wie wir gesehen haben, faßt der Engländer den Begriff dieser Producte etwas weiter, als wir, indem er u. A. auch die feinen Gewebe, die in den Himalayathälern gefertigt werden, der Kategorie der „Colonial Goods“ einreiht. In Mincing Lane lassen die großen Londoner Importhäuser ladungsweise versteigen, was ihnen die Schiffe von allen Richtungen der Windrose zuführen. Hier versorgen sich die Colonialwaarengroßhändler nicht nur Londons und Englands, sondern aus den Haupthandelsplätzen des Continentes; nur in einigen Artikeln, den sogenannten Gewürzen namentlich, ist noch heute Amsterdam der erste Stapelort der Welt.
Der Markt von Mincing Lane hätte in diesem Jahre der Feste und Jubiläen beiläufig auch seinen fünfzigsten Geburtstag feiern können; denn 1813 war es, wo die Sale Rooms eröffnet und den Kaufleuten und Mäklern der City als ein „Centralmarkt für Colonialwaaren“ übergeben wurden.
Schon die Waarenmenge, welche an einem einzigen Tage in diesen Sälen von einer Hand in die andere übergeht, will uns bedünken, als wäre sie ein Fabeldatum aus einem arabischen Märchen – denken wir vollends an die Ziffern, welche die verflossenen fünfzig Jahre zusammen repräsentiren, an die Summen, die während dieser Periode hier gewonnen und verloren worden sind, so schwindelt uns der Kopf. Ja, der Umsatz eines einzigen Jahres erreicht schon eine so ungeheuerliche Höhe, daß dem Continentalen aller und jeder Maßstab abhanden kommt. Wir müssen darauf verzichten, mit den uns vor Augen gebrachten Ziffern eine bestimmte Vorstellung zu verbinden und uns mit der allgemeinen Idee des Massenhaften [764] und Kolossalen begnügen, von Neuem inne werdend, daß diesem Riesigen und Ungeheueren so gut ein gewisser poetischer Zauber inne wohnt, wie der mondbeglänzten Waldeinsamkeit oder der Sonnenpracht eines italienischen Sees.
Eine genaue Schätzung der jährlich in den London Commercial Sale Rooms abgeschlossenen Geschäfte hat übrigens ihre Schwierigkeiten. Die einzelnen Ansätze müssen aus den Notizen einer Menge von Betheiligten mühsam zusammengelesen werden. Doch können wir nach einer uns vorliegenden Liste mindestens den 1861 auf dem Markte von Mincing Lane bewirkten Umsatz von einigen der Hauptartikel verzeichnen. Der Leser mag daraus ersehen, ob wir Unrecht haben, wenn wir die London Commercial Sale Rooms als nicht das letzte der gegenwärtigen Weltwunder bezeichnen. Im genannten Jahre wurden in Mincing Lane in runden Zahlen versteigert: Zucker für 3 Millionen Pfund Sterling, Kaffee für 9 Mill. Pfd. Sterl., Thee für den gleichen Belauf, Reis für 800,000 Pfd. Sterl., Indigo für 3 Mill. Pfd. Sterl., Soda und Salpeter für 700,000 Pfd. Sterl., Elfenbein für 500,000 Pfd. Sterl., Cochenille für 500,000 Pfd. Sterl.
Im Jahre 1811 repräsentirte die gesammte Einfuhr nach England nur einen Werth von 26½ Mill. Pfd. Sterl.! In welchen Riesenverhältnissen ist seitdem der britische Handel gewachsen, trotz der drei furchtbaren Krisen, welche ihn im Zeitraume des letzten halben Jahrhunderts erschüttert haben!