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Betbüchlein für Kinder

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Textdaten
Autor: Wilhelm Löhe
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Titel: Betbüchlein für Kinder
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Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: S. G. Liesching
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Betbüchlein


für


Kinder.


Herausgegeben


von


Wilhelm Löhe.



Stuttgart,
Verlag von S. G. Liesching.
1846.


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Gedruckt bei K. Fr. Hering & Comp.


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Vorwort.

 Die in diesem Büchlein wiederholt[1] erscheinenden Kindergebete werden sich wol nicht bloß durch ihre schöne typographische Ausstattung, sondern auch großen Theils durch ihren Inhalt und ihre herzliche Sprache empfehlen. Bei weitem die meisten gehören früheren Zeiten an, nur wenige, die man leicht herausfinden wird, sind neu. Mögen diese nicht völlig unwerth erfunden werden, unter jenen zu stehen.

 Daß niemand leichter als Kinder zum sogenannten Herzensgebete oder freien Gebete angeleitet werden kann, wißen die, welche den Versuch gemacht haben, es mit Kindern zu üben. Der Gedanke eines unsichtbaren und doch gegenwärtigen, ja allgegenwärtigen Gottes wird von Kindern leicht gefaßt. Sie finden ihn so schön, daß sie bald dahin gebracht sind, mit dem Allerhöchsten| höchsten wie mit einem unsichtbaren Freunde umzugehen und Ihm alles mitzutheilen, was fröhlich und traurig ihr Herz erregt, alles von Ihm zu bitten, was sie gerne hätten. – Indes wollte ich das nicht grade zu unbedingtem Lobe des freien Gebetes der Kinder gesagt haben. Die Majestät des HErrn, deren Erkenntnis dem, der mit Ihm reden will, so nöthig ist, so reinigend und demütigend auf die betende Seele wirkt, das Gespräch mit Gott erst recht zum Gebete macht, ist dem Kind ein ferner liegender Gedanke. Es pflegt mehr mit einem unsichtbaren Gespielen, als mit einem unsichtbaren Gotte zu reden. Deshalb wird dann oftmals aus dem freien Gebete des Kindes ein kindliches Geplauder, an dem man kein Wolgefallen haben kann. Der „kindliche Geist,“ welcher uns „Abba, lieber Vater“ sprechen lehrt, ist nicht ein spielender Geist, sondern ein Geist der Anbetung. – Man könnte deshalb fragen und zweifeln, ob von dem sogenannten freien Gebete der Kinder so viel zu halten sei, als man gewöhnlich davon hält.
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|  Ehe das Kind frei beten kann, betet die fromme Mutter mit ihm schon fremde Gebete, Vater unser, den Glauben, Psalmen, Lieder. An der Andacht der Mutter entzündet sich die Andacht des Kindes. Mit den oft noch unverstandenen Tönen der Worte prägt sich dem Gedächtnis ein heiliger Sinn, eine Stimmung zum Gebet ein, welche wieder erwacht, so oft die wolbekannten Töne des Gebets von den Lippen der Mutter kommen. Mit welcher Freude, mit welchem Ernste, mit welchem Ausdruck von Andacht beten oft ganz junge Kinder auswendiggelernte Gebete und Lieder mit ihren Müttern! Und welch eine Empfehlung liegt also gerade in diesem Umstand für auswendiggelernte, – also auch für auswendig zu lernende, gedruckte Gebete!
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 Als am Palmsonntage unser HErr unter dem Hosiannaruf der Jünger und des Volkes in Jerusalem einritt, giengen die Kinder mit Ihm bis in den Tempel und stimmten hier das Hosianna an, welches sie von den Alten vernommen| hatten. Welch ein Anstoß für die Feinde Gottes und Seines Christus; welch eine Freude für Ihn selber, den HErrn! – Lernen wir davon etwas! Die betenden Kinder gehören ins Haus des HErrn – und auf ihre Lippen die Gebete des Hauses Gottes, die Gebete der Gemeine! Die Kinder gehören zur Gemeine und sollen mit der Gemeine beten. Die Gebete der Gemeine soll man sie vor allen andern Gebeten lehren, sie für die betende Gemeine erziehen und bald zum Gebete der Gemeine führen. Wenn sie inmitten einer betenden Versammlung von Alten beten, wird ihnen der Gedanke eines großen, von allen angebeteten Gottes und der einer Gemeine der Heiligen praktisch nahe gebracht und tief ins junge Herz geprägt. – Ich weiß wol, daß manche, welche dies lesen, fragen werden, was denn das für Gebete seien, welche die Gemeinen beten? Und ich weiß auch, daß das keine vergebliche Frage ist. Denn es gibt gegenwärtig bei den meisten Gemeinen außer dem Vater unser, das dazu immer nur der| Pfarrer spricht, kein stehendes Gebet. In allen andern findet sich an den meisten Orten ein für die Alten, geschweige für die Kinder allzugroßer Wechsel. Ich hätte drum allerdings umsonst geredet, wenn es nicht doch noch Gemeinen gäbe, wo die uralten stehenden Gebete gebraucht und meine Worte mühelos verstanden werden. Möge es bald überall beßer werden in allen Stücken, auch im gemeinsamen Gebet der Kirche! Allerdings hat aber das Kind auch seine besonderen Gebete. Formen dazu enthält das nachfolgende Büchlein, dessen Gebrauch man etwa in folgender Weise sich denkt:
1. Der Vater, die Mutter etc. laßen das ausgewählte Gebet lesen.
2. Der Inhalt des Gebetes wird Satz für Satz durch Frage und Antwort dem Kind zum Verständnis gebracht.
3. Das so verstandene Gebet heißt man dann das Kind an Gott richten, dem HErrn darbringen, opfern, indem man es mit demselben laut betet –| oder, wo das geschehen kann, mehrere Kinder zusammen laut beten läßt.

Scheint das zu methodisch, so scheint es doch nur so. Irgend wie – muß ja doch alles geschehen. Warum soll also die obige einfache Weise des Kindergebets deshalb, weil sie eine Weise ist und sein muß, nichts sein? Lesen – verstehen – opfern – das ist alles nöthig, wenn ein Gebetbuch gebraucht werden soll. Es wird auch gesegnet sein, wo mans thut.

 Man redet so viel vom geistlichen Priestertume aller Christen. Ist das keine bloße Polemik gegen das heilige Amt der Kirche, das als die schönste Frucht aus dem Boden des geistlichen Priestertums auf Gottes Geheiß hervorwuchs, – so beweise man es dadurch, daß man opfert, daß man thut Bitte, Gebet und Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, daß man die Jugend zu solch heiligem Priesterdienste auferzieht!

Der HErr aber schenke dazu seinen Geist!
Amen.


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Inhalt.

Seite
Morgen-, Abend- und Tischgebete aus Luthers kleinem Catechismus XIII–XVI




01. Herr mach uns fromm 3
02. Tägliches Kindergebet 3
03. Danksagung für alle Wolthat Gottes 4
04. Drei Gebete von der heiligen Taufe 4
05. Danksagung für der Engel Schutz 6
06. Gebet eines Schulkindes um den heiligen Geist 7
07. Schulgebet 8
08. Vor dem Lernen 9
09. Nach dem Lernen 10
10. Nic. v. Amsdorfs Kindergebet. In Schulen und Kinderlehren zu beten 11
11. Eines Schülers 12
12. Einer Schülerin 13
13. Eines Scholaren 13
14. Einer armen Magd 14
15. Vier Gebete für kranke und sterbende Kinder 15–18


Für die Eltern überhaupt 21
Für reisende Eltern und Geschwister 25
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Für kranke Eltern 27
Wenn die Eltern alt und schwach werden 28
Für die Seelsorger 29
Für die Lehrer 31
Gebet der Schulkinder für alle Menschen, besonders für Kranke, die ihre Fürbitte begehren 32


01. Ach bleib bei uns, HErr JEsu Christ 37
02. Auf meinen lieben Gott trau ich 38
03. Aus tiefer Noth schrei ich zu dir 39
04. Der du bist drei in Einigkeit 40
05. Erhalt uns, HErr, bei deinem Wort 41
06. Gott der Vater wohn uns bei 41
07. HErr JEsu Christ, wahr’r Mensch und Gott 42
08. HErr, wie du willt, so schicks mit mir 44
09. Herzlich lieb hab ich dich 44
10. Hilf, Helfer, hilf in Angst und Noth 46
11. Ich ruf zu dir, HErr JEsu Christ 46
12. Jesaia, dem Propheten, das geschah 47
13. In dich hab ich gehoffet, HErr 48
14. Laß mich dein sein und bleiben 49
15. Mitten wir im Leben sind 50
16. Nun danket alle Gott 51
17. Nun lob mein Seel den HErren 51
18. O heilige Dreifaltigkeit 53
19. Wenn mein Stündelein 53
20. Wenn wir in höchsten Nöthen sein 54





  1. Sie erschienen zuerst in W. Löhe’s Haus-, Schul- und Kirchenbuch I Theil. Stuttgart 1846 in dems. Verlag.